Bürgermeisterwahl Genthin 2024 Der Ex will es nochmal wissen
Genthin wählt einen neuen Bürgermeister. Vor der Wahl stellt die Volksstimme alle Kandidaten vor - in alphabetischer Reihenfolge. Hier:Matthias Günther.
Genthin - Für das Gespräch mit der Volksstimme hat sich Matthias Günther den Volkspark ausgesucht, den Platz am Schwanenteich. Er mag diesen Ort, weil er für ihn zu Fuß zu erreichen und einfach schön ist. Im Juni ist er als Genthiner Stadtoberhaupt abgewählt worden, kandidiert nun wieder und findet das überhaupt nicht merkwürdig.
„Natürlich war das ein schwerer Moment für mich“, sagt er, wenn er nach dem Abend vom 9. Juni gefragt wird. Er habe schon darüber nachgedacht, das einfach hinnehmen zu müssen und sein Leben anders zu gestalten. „Das Leben geht weiter“, sei sein erster Gedanke gewesen.
Günther wurde in Genthin geboren, hat in der damaligen POS Lenin seinen Abschluss gemacht. Dann machte er erst eine Ausbildung im Genthiner Waschmittelwerk, danach kam die Zeit in der Nationalen Volksarmee. Und dann kam die Wende.
Matthias Günther studierte Maschinenbau und Wirtschaftsingenieur in Magdeburg. Sein Berufsleben führte ihn als Projektleiter in der IT-Branche durch viele Gegenden Deutschlands und Länder Europas, unter anderem nach England, Schweden und Italien, seiner Heimatstadt ist er immer treu geblieben. „Mein Wohnsitz war immer Genthin“, sagt er.
Stichwahl entscheidet
Sein Ziel sei aber immer gewesen, wieder näher an die Heimatstadt zu kommen, dort stetig zu sein. Bei der Bürgermeisterwahl 2018 sieht er seine Chance. Er schafft es in die Stichwahl gegen seine Gegenkandidatin Alexandra Adel und holt als Parteiloser 52,4 Prozent und mit 214 Stimmen Vorsprung das Amt. Doch seine Zeit als Bürgermeister entwickelt sich nicht so, wie er es sich vorgestellt hat. Zu seiner Abwahl hat er aber dennoch eine ganz klare Meinung.
„Weil das Abwahlverfahren zusammen mit der Kommunalwahl stattgefunden hat, haben sich viele gegen mich entschieden“, sagt er. Das sei der Unzufriedenheit der Gesellschaft mit der allgemeinen Politik geschuldet. Niemand habe sich also für seine Abwahl entschieden, weil er bestimmte Dinge gemacht oder eben nicht gemacht hat. Den ein oder anderen möge es gegeben haben, der sich konkret gegen ihn entschieden habe, aber nicht die Mehrheit.
„Es hat doch auch nie eine Sachdebatte gegeben, in der mir konkrete Vorwürfe gemacht worden sind, die müssten erst einmal kommen“, ist er selbstsicher. Natürlich habe es Auseinandersetzungen gegeben, etwa um die QSG oder die PWG, aber er habe sich immer für die Stadt Genthin eingesetzt. Ob der Wirbel um Qualifizierungsgesellschaft oder Pareyer Wohnungsbaugesellschaft, er sieht sich auf der richtigen Seite.
Nach seiner Abwahl habe er schon eine Zeit gebraucht, darüber nachzudenken. Erst habe er gedacht, vielleicht soll es so sein, Urlaub und Freizeit genossen. „Aber dann sind mir die Probleme der Stadt Genthin immer noch durch den Kopf gegangen, die ich lösen möchte“, sagt er.
Keine Zeit fürs Motorrad
Als seine positiven Eigenschaften beschreibt er, sehr strukturiert und verlässlich zu sein. So wolle er dann auch an die Aufgaben der Stadt Genthin herangehen, falls er wieder zum Bürgermeister gewählt würde. Als Schwäche erkennt er durchaus an, dass er nicht genug kommunizieren würde. „Es ist wichtig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen die Vorgänge zu erklären“, lautet seine vielleicht neue Erkenntnis.
Doch verändern möchte er sich nicht, sieht auch keine Fehler, die er als Bürgermeister gemacht hat. „Als Bürgermeister muss ich das Wohl der Stadt im Auge haben“, begründet er manche Entscheidung, die gegen den Stadtrat gelaufen ist.
Natürlich gibt es auch den Mathias Günther, der nicht an den Bürgermeisterjob oder seine frühere Tätigkeit denkt. „Ich wohne in einem Haus und da gibt es einen großen Garten, darum kümmere ich mich gerne“, erzählt er, Und da gibt es noch eine andere Leidenschaft, von der er eigentlich gar nichts sagen will, aber sie steht dann doch im Block der Volksstimme. „Ich fahre sehr gerne Motorrad“, sagt er mit begeistertem Blick, „aber dafür ist keine Zeit mehr“. Um seine Kinder kümmert er sich auch viel lieber,
Wie es am Wahlabend ausgeht, das mag er nicht sagen. Als Bürgermeister habe er jedenfalls nicht kandidiert, um seine Brötchen zu verdienen. Falls es nicht klappen sollte mit der zweiten Amtszeit, würde ihn das nicht schockieren. „Ich habe einen Plan B“, sagt er und genießt einen tiefen Atemzug im Volkspark Genthin.