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Nach Todesfällen auf A2 Feuerwehreinsatz unter Lebensgefahr - Lob und kritischer Blick auf Einsätze

Der Jahresabschluss des Fachdienstes ABC des Jerichower Landes und der Sondereinheit für besondere Einsätze - der Umweltfeuerwehr - war besonders nach einem ereignisreichen 2023. Lob und Kritik wurden geäußert.

Von Thomas Schäfer Aktualisiert: 30.01.2024, 12:23
Zum größten Einsatz der Umweltfeuerwehr im vergangenen Jahr kam es am 29. August auf der Autobahn 2. Dieses Ereigniss und der Einsatz der Kameradinnen und Kameraden wurden nun in Gommern aufgearbeitet.
Zum größten Einsatz der Umweltfeuerwehr im vergangenen Jahr kam es am 29. August auf der Autobahn 2. Dieses Ereigniss und der Einsatz der Kameradinnen und Kameraden wurden nun in Gommern aufgearbeitet. Foto: Feuerwehr

Gommern - Dass es am 29. August des Jahres 2023 zu keinen größeren Verletzungen oder gar Todesfällen bei den Einsatzkräften der Umweltfeuerwehr und des Katastrophenschutzes des Landkreises Jerichower Land gekommen ist, grenzt fast an ein Wunder - möchte man meinen. Die schrecklichen Ereignisse wurden am Freitag in Gommern aufgearbeitet. 

Damals war es auf der Autobahn 2 zwischen Theesen und Burg-Ost zu einem heftigen Unfall mit mehreren brennenden Lkw und explodierenden Gasdruckbehältern gekommen, die bis zu 200 Meter weit flogen. Das Resultat: Ein riesiges Trümmerfeld, tagelange Sperrung der Fahrbahn und zwei tote Lkw-Fahrer.

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Schreckliche Ereignisse, die nun aufgearbeitet wurden. In der Gommeraner Feuerwehr fand der Jahresabschluss des Fachdienstes ABC und der Sondereinheit für besondere Einsätze des Landkreises, der Umweltfeuerwehr, die seit fast 28 Jahren bei der ABC-Gefahrenabwehr zur Unterstützung der Städte und Gemeinden des Landkreises tätig ist, statt.

Gefahrenabwehr durch Feuerwehr: Jahresabschluss in Gommern

Die Sondereinheit besteht aus drei Zügen samt Führungsstaffel, die im gesamten Jerichower Land stationiert sind. Der erste Zug „Messen“ ist für die messtechnische Überwachung und die Gefahrenanalyse zuständig. Der zweite Zug „Gefahrenbereich“ dämmt Gefahrstoffe durch Abdichten oder Abpumpen ein. Der dritte Zug widmet sich der Dekontamination der Kameraden sowie Verletzten.

Umweltfeuerwehr leistet Ehrenamt unter besonderen Umständen

Am Freitag wurde im Beisein des Landrats des Jerichower Landes, Dr. Steffen Burchhardt, Martina Ede, Amtsleiterin des Amtes 38, Sachgebiet Brand und Katastrophenschutz sowie Daniela Quenstedt, Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, auf zukünftige Aufgaben geschaut, aber auch kritisch auf Anforderungen und Einsätze zurückgeblickt. Im Mittelpunkt stand dabei die Würdigung des Ehrenamtes - denn das ist es, was die Einsatzkräfte der Umweltfeuerwehr leisten: Ehrenamt unter ganz besonderen Umständen, teilweise mit Lebensgefahr.

Umso höher ist ihr Engagement einzuschätzen. Neben ihren „normalen“ Diensten und Einsätzen in den Ortsfeuerwehren leisten die Kameradinnen und Kameraden der Umweltfeuerwehr zusätzlich Ausbildungen, Dienste und Einsätze. Einsätze, die nicht nach ein bis zwei Stunden beendet sind, sondern sich über viele Stunden erstrecken können, teilweise Tage.

2023 rückten die Mitglieder der Sondereinheiten zu fünf Einsätzen aus. Am 19. und 20. Juni kam es zu einem Einsatz beim „Burger Knäcke“-Werk wegen mutmaßlicher Leckage und Ammoniakaustritts, am 29. Juni auf der Zerbster Chaussee aufgrund eines Transporterbrandes mit möglichen Gefahrgütern, am 29. August den oben erwähnten Einsatz auf der A2, am 22. September an der Shell-Tankstelle in Gerwisch wegen auslaufender Flüssigkeiten und am 24. November auf der A2 wegen eines verunfallten Gefahrgut-Lkw.

Mehr als Ortswehren leisten können

Insbesondere der zusätzlichen Ausbildung und hohen Spezialisierung für ihre spezifischen Einsatzgebiete, die weit über das hinaus gehen, was die Ortswehren zu leisten imstande sind, ist es zu verdanken, dass es sich wie eingangs angedeutet nicht um ein Wunder handelte, dass am 29. August 2023 niemand ernsthaft zu Schaden kam.

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Dem trugen Steffen Burchhardt und Martina Ede in ihren Grußworten Rechnung und bedanken sich für den unermüdlichen Einsatz der Kameradinnen und Kameraden. Dank gilt insbesondere auch den Familienangehörigen als auch den Arbeitgebern, die immer wieder Verständnis für die langen Fehlzeiten zeigen.

Feuerwehrverband kritisiert Bürokratie

Daniela Quenstedt, Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, die als letzte Rednerin das Wort ergriff, brachte es gut auf den Punkt: „Was Ihr leistet, ist Wahnsinn.“

Kritisch merkte sie an, dass es von allen Seite immer Lob und Schulterklopfen gäbe, alle seien dankbar für die geleistete Arbeit. „Aber man merkt es nicht. Man scheitert an Bürokratie, man scheitert an Anträgen, die Arbeit wird einem schwer gemacht.“ Jahrelang würde über Probleme geredet werden, ohne dass Hilfe kommt.

Damit sprach sie den Anwesenden aus den Herzen, die lieber wirkliche Taten und Unterstützung sehen möchten als lange Reden hören.