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Eintracht Gladau Wesemann soll sportlich verstärken

Eintracht Gladau hat sich im Winter mit einem neuen Spieler verstärkt: Dennis Wesemann.

23.03.2016, 11:39

Gladau l Das erste Spiel mit Dennis Wesemann in der Startelf der DSG Eintracht Gladau war gleich ein großer Erfolg. „Tucheim hat zu spüren bekommen, wie stark Dennis Wesemann ist“, sagt sein neuer Trainer Kai Weber einige Tage später im Gespräch mit der Volksstimme. Der neue Mann mit der Nummer 11 ist für Gladau „eine echte sportliche Verstärkung“.

Dabei spielt es für die Protagonisten keine Rolle, ob Wesemann nun einer der Hauptakteure beim inzwischen vom Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) ausgeschlossenen FC Ostelbien Dornburg war oder nicht. „Es geht uns nur um den Fußball“, betont auch Marc Randel mehrmals im Gespräch mit der Volksstimme. Der Bauingenieur ist seit 1994 in Gladau aktiv, seit 2010 sogar als Vorstandsvorsitzender. Doch dieses Amt hat er inzwischen niedergelegt. „Ich bin nicht wieder zu Wahl angetreten“, wirft Randel ein.

Vielmehr könne er das ehrenamtliche Engagement nicht mehr mit Familie und Beruf in Einklang bringen. „Diese Entscheidung ist schon ein Jahr lang in meinem Kopf gewesen“, sagt er, „und hat mit der Personalie Dennis Wesemann nichts zu tun.“

Bevor er sein Amt zur Verfügung stellte, zogen sich andere Mitglieder des Vorstands zurück. Diese wiederum ganz eindeutig wegen der Personalie Wesemann. Unter anderem zog Klaus Voth seine Konsequenzen. Der Ortsbürgermeister von Gladau trat aus diesem Grund nicht wieder zur Wahl an. „Die Mehrheit der Spieler ist der Meinung, mit ihm zusammen spielen zu wollen“, fasst Voth ernüchternd zusammen.

Nach Informationen der Volksstimme war die Aufnahme des beim Verfassungsschutz bekannten Wesemann keine klare Angelegenheit. Im Vorstand wurde mindestens zweimal über die Aufnahme abgestimmt. Beim ersten Durchgang sprachen sich die Mitglieder dabei mit einer knappen Mehrheit gegen Wesemann aus.

Bei der zweiten Abstimmung fiel die Entscheidung schließlich zugunsten von Wesemann aus. In der Folge trat die Frauensportgruppe aus dem Verein aus.

Marc Randel bestätigt „einzelne“ Austritte. „Aber wir hoffen, dass sie den Weg zurück in den Verein finden, wenn sie sehen, dass alles funktioniert“, so der Bauingenieur.

Randel will von Politik auf dem Sportplatz nichts wissen. „Dort geht es nur um Sport. Über Politik habe ich dort noch nie gesprochen“, versichert das im Ortschaftsrat Gladau sitzende CDU-Mitglied. Trainer Kai Weber ergänzt: „Natürlich ist Wesemann kein unbeschriebenes Blatt, das wissen wir, so naiv sind wir nicht.“ Doch der Verein sei seit zwei, drei Jahren auf der Suche nach sportlich besseren Spielern.

„Dennis Wesemann kam von sich aus auf uns zu“, sagt Weber und betont, dass nicht der Verein um den neuen Spieler geworben habe. Vielmehr hätten sich die Verantwortlichen, aber auch die Mannschaft es nicht leicht gemacht. Mehrmals habe Wesemann in der Winterpause mittrainiert, mit dem Team gesprochen und erst dann hat sich die Weber-Elf für Wesemann entschieden, der zudem noch einen weiteren Ex-Dornburger mitgebracht hat. Insgesamt waren „99 Prozent des Teams“ für die Aufnahme des umstrittenen Kickers.

Eintracht Gladau sei ein „toleranter Verein“, der Integration „in alle Richtungen“ betreibe. Randel sagt sogar: „Wenn Asylbewerber gern Fußball spielen wollen, können sie uns gern ansprechen. Bei uns ist jeder willkommen.“

Für Christian Reinhardt, Geschäftsführer des FSA, ist die Entscheidung für die Aufnahme von Dennis Wesemann „nicht glücklich“, wie er der Volksstimme sagt: „Das ist meine Meinung, aber es ist Sache des Vereins.“ Der FSA, wie auch die Polizei, wisse seit den ersten Kontakten Wesemanns mit dem Verein von dem Vorhaben. Von nun an werde der Kreisoberligist vermehrt von Seiten des FSA aber auch des Kreisfußballverbandes beobachtet.

Neben Gladau sind ehemalige Spieler des FC Ostelbien auch noch mindestens in einem weiteren Verein im Landkreis aktiv, sowie im Salzland. Der Landesverband beobachte die Entwicklungen, kann aber selbst nur eingeschränkt handeln. „So lange es keine Verstöße gibt, können wir nichts machen“, betont Reinhardt. Man könne schließlich nicht gegen Grundrechte verstoßen. Auch Wesemanns neuer Trainer betont, dass jeder Spieler fliege, wenn er sich falsch verhält. „Egal wer es ist“, verdeutlicht der Übungsleiter.

Und Randel sagt: „Ich habe auch Skepsis, aber ich hoffe, wir werden wieder eine richtige Eintracht.“

Mitte November hatte der Fußballverband Sachsen-Anhalts (FSA) den umstrittenen Kreisligisten FC Ostelbien Dornburg ausgeschlossen. Zuvor hatte der Verein von sich aus seine Mitgliedschaft im Landesportbund aufgekündigt. Hintergrund der Problematik war, dass eine ganze Reihe Vereinsmitglieder vom Verfassungsschutz zum rechtsextremen Milieu zugerechnet wurden. Zu ihnen gehört auch Dennis Wesemann aus Stresow. Er war Mitbegründer der gewaltbereiten und dem rechtsextremen Milieu verhaftete Hooligan-Gruppe Blue White Street Elite.

Wesemann war im November aus dem Verein Ostelbien Dornburg ausgetreten. Er wolle seine Ruhe haben. Er hätte genug mit seinem Unternehmen zu tun und will darüber hinaus einfach nur Fußball spielen.

Dass er im Blick des Verfassungsschutzes steht, hatte Wesemann stets bestritten. In einem Volksstimme-Gespräch hatte er jedoch eingeräumt, in der Vergangenheit Veranstaltungen der NPD und ähnlichen rechtsextremen Gruppierungen besucht zu haben.