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Fällung Gefällte Birke erhitzt Gemüter

Bei Bauarbeiten in Gommern ist eine 30 Jahre alte Birke gefällt worden. Anwohner sind empört, weil sie nichts davon wussten.

Von Manuela Langner 22.01.2020, 00:01

Gommern l In zehn Minuten sei die Birke in der Knickstraße gefällt gewesen, zerlegt und innerhalb einer halben Stunde beseitigt, berichtete Friedemann Barthels. Der Gartenarchitekt wohnt nur wenige Häuser entfernt. Drei Nachbarn standen wütend daneben, fühlten „Unverständnis und Ohnmacht“. Auch weil sie im Vorfeld über die Fällung der Birke nicht informiert worden waren.

Den Baum fällen wollte die Stadt ursprünglich nicht. Ganz im Gegenteil. Im Herbst 2019 hatte die Stadtverwaltung die Birke gleich am Beginn der Knickstraße begutachten lassen. Der Baum sollte während der Arbeiten an Trink-, Abwasser- und Regenkanälen nicht beeinträchtigt oder beschädigt werden.

Bei den Arbeiten sei aber festgestellt worden, dass das Wurzelwerk der Birke bis in Leitungen vorgedrungen sei, teilte Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos) mit. Weil schon Leitungen und Rohre beschädigt waren, habe man die Entscheidung getroffen, die Birke zu fällen. Nur die betroffenen Wurzeln wegnehmen, wollte die Stadt nicht. Schließlich ist sie im öffentlichen Raum für die Standsicherheit der Bäume zuständig.

Auf der nächsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses im Februar wird der Bürgermeister dazu auch noch einmal Stellung beziehen. Außerdem werden zwei Bäume als Ersatz gepflanzt. Noch ist unklar, wo das passieren wird. Dass die Birke gefällt werden müsse, habe zur Zeit der Anwohnerversammlung der Knickstraße noch nicht festgestanden, sagte Jens Hünerbein. Weitere Bäume in der Knickstraße sollen nicht gefällt werden.

Aus Sicht von Friedemann Barthels ist das ein „bekanntes Ritual“. Es heiße, „es gab Sachzwänge, wir bedauern die Informationsdefizite, wir werden Ersatz schaffen“. Er wünschte sich dringend, dass aus dem Vorfall gelernt wird. Er schlägt in Sachen Bäume deshalb ein fachkundiges Gremium vor, „das in der Lage ist, auch alle Alternativen zur schnellen und oft bequemeren Fällung zu prüfen und einzufordern“, und bietet seine Mitarbeit an. Zugleich stellte er im Zusammenhang mit der Fällung der Birke sein ehrenamtliches Engagement für ein grünes Gommern in Frage. Er hatte mehrere Pflanzaktionen von Bäumen am Kulk und am Königlichen Weg unterstützt.

Sein Anliegen und seine Enttäuschung über das Vorgehen in der Knickstraße teilte er neben dem Bürgermeister schriftlich der Stadtratsvorsitzenden und den Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates mit.

Die in der Knickstraße gefällte Birke ist nicht der erste Baum, dessen Wegnahme für erhitzte Gemüter in der Stadt sorgte. Jüngstes Beispiel war Anfang 2016 das Fällen einer stattlichen Eiche in der Ehlestraße wegen Bauarbeiten in der August-Bebel-Straße/Ehlestraße gewesen. Schon damals hatte Friedemann Barthels gegen das Fällen eines kerngesunden Baumes protestiert. In der Knickstraße sei die Birke der vorletzte frei wachsende Baum gewesen. „Vor 15 Jahren waren es noch sechs.“