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Dannigkower Spiegel deutscher Geschichte Heinz-Hellmer Wegener findet in Unterlagen alle Siegel seines Heimatortes der vergangenen 100 Jahre

Von Manuela Langner Aktualisiert: 16.4.2021, 15:46

Dannigkow. Unerbittlich schlägt dem Betrachter der Zahlungsbefehl auch über 75 Jahre nach seiner Ausstellung immer noch entgegen. „Wegen nicht rechtzeitiger Erfüllung des Getreideabgabesoll“ sind „auf Weisung der Kommandantur“ 100 Reichsmark zu bezahlen. Auf dünnem, A5-großen Papier wurde die Forderung am 5. Dezember 1945 mit Maschine getippt, unterschrieben durch Bürgermeister Zelinski. Schon zwei Tage später, am 7. Dezember, musste das Geld im Gemeindebüro eingezahlt werden.

Richard Ramme konnte die Summe in der Kürze der Zeit irgendwie aufbringen. Die Einzahlung am 7. Dezember 1945 ist auf dem Zahlungsbefehl ebenfalls vermerkt. Heinz-Hellmer Wegener, den das Dokument vor wenigen Tagen beim Aufräumen erst wieder in die Hände gefallen war, weiß, dass es nicht jedem wie seinem Opa gelang, das Geld aufzutreiben. Im Gedächtnis der älteren Generation ist immer noch der Dannigkower präsent, der eingesperrt wurde, weil er sein Abgabesoll nicht erfüllen konnte. „Der Acker war so schlecht gewesen, der konnte das Soll unmöglich schaffen.“

Interessant ist nicht nur der Inhalt des Zahlungsbefehls, sondern auch der verwendete Stempel. Der Sowjetstern befindet sich im Rund unter der Schrift „Gemeinde Dannigkow“. Wenige Jahre zuvor war es das nationalsozialistische Hakenkreuz gewesen, das seinen Weg in das Dannigkower Siegel gefunden hatte. Beim Auf- und Umräumen, um für das Renovieren Platz zu schaffen, war Heinz-Hellmer Wegener auch ein Dokument aus dem Jahr 1943 in die Hände gefallen.

Ehepaar interessiert sich für Geschichte

In den Unterlagen fand sich zudem der Bauantrag für die Scheune aus dem Jahr 1925. Dass historische Dokumente bei ihm und seiner Frau Hellgrid nicht aussortiert werden, ist klar. Für Geschichte interessieren sich beide, aber dass die vorhandenen Unterlagen die Abfolge der Dannigkower Siegel über hundert Jahre nachvollziehen lassen, das wurde ihm erst bewusst, als er die Dokumente beim Aufräumen nach und nach in den Händen hielt.

Die Familiengeschichte, die die Unterlagen erzählen, ist ein wichtiger Punkt. Als Ortsbürgermeister und Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins 1142 Dannigkow hat er aber immer auch die Ortsgeschichte und das Geschehen darüber hinaus im Blick.

Das 1925er Dokument ist deshalb so aussagekräftig, weil es neben dem Dannigkower Siegel mit dem preußischen Adler auch das Siegel des Amtsbezirks Pöthen, ebenfalls mit preußischen Adler, trägt. Der Gommeraner Bauunternehmer Franz Lillpob sollte den Auftrag ausführen.

Ältestes Siegel ist 120 Jahre alt

Die Sammlung wäre ohne den grünen Stempel aus DDR-Zeiten nicht komplett. Bestätigt durch den langjährigen Dannigkower Bürgermeister Kurt Leue konnte das Bauvorhaben realisiert werden.

Das älteste Siegel, das sich in den Unterlagen findet, wäre schon fast 120 Jahre alt. Nur leider war es schon 1904 so nachlässig gestempelt worden, dass es nie wirklich leserlich auf dem Dokument lag. Hier handelte es sich um die Baugenehmigung für Schlachthaus und Räucherkammer durch den Königlichen Gewerbe-Inspektor Neumann der Gewerbe-Inspektion zu Magdeburg, parallel geprüft durch Kreisarzt Dr. Herms. Inspektor Neumann schrieb zwar seinen Namen sehr leserlich, ließ aber den Stempel hauptsächlich im Nichts verschwinden.

Als Ortsbürgermeister verfügt Heinz-Hellmer Wegener noch über einen Stempel, aber kein Siegel für seine Ortschaft mehr. Die Siegel seien schon eingezogen worden, als noch Wolfgang Rauls Bürgermeister in Gommern gewesen sei. Damals machten sie vor Ort wirklich Sinn, weil sich viele Leute mit Anliegen an die Gemeindebüros wandten, die mit Siegel bestätigt werden mussten, blickte der Ortsbürgermeister zurück. Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gebe es diese zahlreichen Anfragen inzwischen nicht mehr.