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Parkabo Kaum Interesse an 50-Euro-Ticket

Wie reagieren die Pflegedienste in Burg darauf, dass sie für 50 Euro im Jahr parken können? Eine Stichprobe ergab: Kaum Interesse.

Von Sebastian Rose 15.07.2020, 01:01

Burg l „Eine Anfrage ist bisher bei der Stadtverwaltung eingegangen“, sagt der Pressesprecher Burgs, Bernhard Ruth, auf Anfrage der Volksstimme am Telefon. „Es sind allerdings noch nicht viele Tage vergangen, seitdem sich die Pflegedienste bei der Verwaltung der Stadt anmelden können.“

Seit Anfang Juli ist es für die Unternehmen möglich, für 50 Euro im Jahr auf den neun Parkplätzen im Stadteigentum zu parken. Vorangegangen war eine hitzige Debatte im Stadtrat.

Hatte die Verwaltung damals in der Beschlussvorlage 100 Euro festgelegt, die die jeweiligen Pflegedienste pro Auto und Jahr zahlen sollten, empfand die AfD/Endert-Fraktion diese Summe als „deutlich zu hoch und nicht hinnehmbar“, wie Fraktionschef Gerald Lauenroth betonte.

Das war der Startschuss für eine nochmalige Grundsatzdiskussion, inwieweit eine Kommune den Pflegediensten entgegenkommen kann und soll. Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) verwies auf die Corona geschuldete ansgespannte Haushaltslage, „die sich weiter verschärfen wird. Wir können nicht sehenden Auges immer mehr Mindereinnahmen zulassen.“ Deshalb seien 100 Euro, die die Unternehmen zahlen sollten, auch angemessen. Anders sah dies Günther Behrend (AfD), der an Stress, Fahrzeiten und Aufwand der Pflegedienste erinnerte. „Wir werden alle mal alt und sind dann darauf angewiesen.“

Nach einer Auszeit entschied eine 18-zu-12-StimmenMehrheit für das 50-Euro-Modell, welches die Gebühr von 50 Euro pro Auto pro Jahr beinhaltet. Seit gut zwei Wochen können also Pflegedienste den erforderlichen Antrag abgeben. Nach einer telefonischen Stichprobenabfrage in Burg ist das vergünstigte Ticket bei vielen kein Thema. „Für uns lohnt sich das einfach nicht“, erklärt Antje Seeger vom „Pflegedienst ihres Vertrauens“ aus Burg. „Die meisten unserer knapp 200 Patienten wohnen nicht in der Nähe der Parkplätze. Oft parken wir dann in der privaten Einfahrt oder einfach am Straßenrand. In meinen Augen macht das System so nur in Großstädten Sinn.“

Der gleichen Meinung ist auch Doreen Antje. „Wir werden das Angebot nicht annehmen. Wir müssten schließlich draufzahlen. Unsere vier Fahrzeuge werden oft für die Medikamenteabgabe genutzt. Dies dauert meist nur zehn Minuten. Die können wir entweder direkt vor dem Haus der Patienten parken, oder ziehen ein Kurzparkticket. Zudem kommt ja noch dazu, dass die Stadt-Parkplätze auch gerne mal von anderen Bürgern genutzt werden. Was bringt so ein Ticket, wenn sich keine freie Stelle in der Nähe der Patienten befindet?“

Lediglich Karina Wendhaus, Pflegedienstleiterin der Volkssolidarität in Burg, bekundete am Telefon Interesse an dem Ticket. „Wir haben sechs Autos hier in Burg. Einige unserer Patienten wohnen außerhalb der Stadt. Aber wie die Verteilung in Zukunft aussieht, weiß man natürlich jetzt noch nicht. Es kann immer sein, dass neue Patienten im Stadtgebiet dazukommen“, so Karina Wendhaus. „Wir werden uns in den kommenden Tagen mal zusammensetzen und schauen, ob sich zumindest für ein paar Autos das 50-Euro-Ticket lohnt. An sich finde ich die Idee aber gut.“

Augenscheinlich spielt das von der AfD-Fraktion angestoßene 50-Euro-Parkticket bei den Pflegediensten noch keine größere Rolle. Durch den demographischen Wandel wird es in Zukunft jedoch immer mehr ältere und damit auch immer mehr pflegebedürftige Menschen in der Ihlestadt geben. Im Zuge dieser Veränderungen kann es dann durchaus sein, dass das Ticket an Zulauf gewinnt.