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Landwirtschaft Warten auf das weiße Sensibelchen

Mit Ungewissheit blicken die Spargelbauern in Hohenseeden und Genthin in die neue Spargel-Saison.

Von Simone Pötschke 26.02.2019, 00:01

Hohenseeden/Genthin l Die Spargelsaison geht bald los. Für jedermann sichtbar. Auf den Feldern der beiden größten Erzeuger im Jerichower Land, der Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen und des Spargelhofs Hoffheinz Genthin, wurden in den vergangenen Tagen die Spargelreihen „aufgedämmt“. Derzeit kommen die maschinell angelegten Dämme, die garantieren, dass der Spargel in der sandigen Erde lang und gebleicht heranwächst, zügig „unter die Haube“ – eine Schwarz-Weiß-Folie, deren schwarze Seite im Frühling die Wärme speichert, und so das Wachstum des Spargels beschleunigt.

Jetzt heißt es warten. Denn im Gegensatz zum Schluss der Spargelsaison genau zum 24. Juni, dem Johannistag, lässt sich für deren Beginn kein genaues Datum festlegen. Der Spargel ist eine launige und witterungsabhängige Kulturpflanze. Sie braucht eine beständigen Bodentemperatur um 12 Grad Celsius, um sich durchs Erdreich zu schieben. „Nur nicht nervös werden, wir machen unsere Arbeit“, rät Patrick Wolter, Chef der Hohenseedener Agrargenossenschaft, allen, die ungeduldig auf den ersten Spargel warten. Ähnlich sieht das sein Kollege Henning Hoffheinz aus Genthin. „Wir versorgen die Pflanzen gut und alles andere wird man sehen“, sagt der Landwirt, der 50 Hektar Spargel-Anbaufläche bewirtschaftet.

Mit Prognosen halten sich beide zurück. „Spargel zu Ostern?“ „Das will ich doch hoffen“, scherzt Hoffheinz, gebürtiger Niedersachse, der mit seiner Familie in Genthin inzwischen heimisch geworden ist. Er baut im vierten Jahr in der Region Spargel an. „Die Tendenz geht zu Mitte April“, meint auch Berufskollege Patrick Wolter, der mit einer Anbaufläche von 150 Hektar für das größte Spargelanbauunternehmen Sachsen-Anhalts in Verantwortung steht.

Während sich der Verbraucher auf den ersten Spargel freut, geht unter den Produzenten die Sorge um, dass sich das schlechte Spargeljahr 2018 wiederholen könnte. Die lange Hitze im Sommer bescherten eine Rekordernte, die einen enormen Preisverfall zur Folge hatte - Gut für den Verbraucher, schlecht für die Produzenten. Spargel war so preiswert wie noch nie zu haben.

„Das vergangene Jahr war, betrachtet man die Preise am Großmarkt, das schlechteste seit 1993“, sagt Henning Hoffheinz. Alles, was nicht passieren dürfe, sei wieder eine große, anhaltende Hitze. Die Erzeugerpreise für Spargel fielen im vergangenen Jahr deutschlandweit um fast 25 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010. Auch Patrick Wolter grault es vor einer Neuauflage des Hitzesommers. „Was ich mir jetzt wünsche, ist sehr viel Regen. Die Dürre der vergangenen Monate ist noch nicht vorbei“, warnt er. Spargel ist ein Sensibelchen und braucht für ein optimales Wachstum eine gleichmäßige Wasserversorgung. Ob die bisherigen Niederschläge ausreichend waren und bis zu den Wurzeln in etwa 1,50 Metern Tiefe durchgesickert sind, um die Pflanzen optimal versorgen zu können, sei ungewiss, sagt Wolter.

Im Falle einer ähnliche Dürre wie 2018 sieht Wolter schwarz. Erneute Verluste seien für die Agrargenossenschaft nicht mehr zu kompensieren, obwohl sie mit einer Rinderhaltung mit 1300 Tieren, mit dem Heidelbeer-Anbau sowie einer Gastronomie über weitere Standbeine verfüge. Die Anhebung des Mindestlohnes und neue Verpackungsvorschriften minderten ohnehin die Gewinnmargen für den Produzenten in dieser Saison.

Beide regionalen Spargelerzeuger, so unterschiedlich ihre Betriebsformen auch sind, setzen auch weiterhin auf Direktvermarktung.

Während die Agrargenossenschaft neben dem Bauernmarkt in Hohenseeden Verkaufsstände bis in den Vorharz betreibt, hat sich Henning Hoffheinz über Genthin hinaus in Osterburg, Stendal bis nach Uelzen etabliert. Beide suchen Nischen und wollen zukünftig stärker den Wunsch der Kundschaft nach regionalen Produkten bedienen. Henning Hoffheinz wird voraussichtlich Ende April einen Hofladen eröffnen und Patrick Wolter kündigte an, die Verkaufsstände um ein zusätzliches Sortiment an regionalen Produkten zu erweitern.