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Laubenpieper Leerstand in Burger Gärten

Der Leerstand in Burg bereitet dem Kreisverband der Gartenfreunde Sorgen. Ein Kleingartenentwicklungskonzept 2020 soll dem entgegenwirken.

Von Mario Kraus 07.11.2019, 00:01

Burg l Stephan Meisel kann sich Freizeit ohne einen Garten heute nicht mehr vorstellen. Seit 2009 hat er auf seiner Parzelle am Pulverweg, unweit der Ihle, „immer was zu tun“ und findet auf diese Weise die Art von Erholung, die für ihn am besten ist. Der Kleingarten misst zwar stattliche 900 Quadratmeter, aber das ist für den 36-Jährigen „kein Problem“.

Auf der einen Seite wurden Beete angelegt, weiter hinten steht das Gewächshaus. Jüngere und ältere Bäume, die von Rasen umschlungen sind, sorgen für Äpfel, Kirschen oder Pfirsiche. Und auch eine Laube gehört dazu, daneben ein kleiner Teich. Stephan Meisel hat den Garten ganz praktisch angelegt. Der große Vorteil für den jungen Mann: „Das ist dann alles Bio, was ich ernte. Was will man mehr?“

Solche Gartenfreunde wünscht sich der Burger Kreisverband. „Wir sind immer für junge Leute da und helfen, wo wir können“, sagt Präsident Bernhard Hechel. „Aber wir müssen uns den Realitäten stellen.“ Und die werden letztlich immer anhand von Zahlen gemessen. So stehe jetzt schon fest, dass sich der Leerstand von Parzellen wieder verschärft habe und der Altersdurchschnitt immer weiter in die Höhe schnellt. Mehr als zwei Drittel aller Pächter sind jenseits der 60 Jahre, 20 Prozent sind über 70 Jahre.

Derzeit sind etwa 200 Gärten im Verbandsgebiet nicht vergeben. Laut einer Prognose wird davon ausgegangen, dass im Jahr 2030 im ungünstigsten Fall etwa 400 Kleingärten brach liegen. Die Vereine trifft es dabei unterschiedlich hart. „Manche sind noch immer richtig gut belegt, manche weniger“, sagt Hechel. Solche Gemeinschaften wie „An der Rodelbahn“ oder „Stadtrand Ost“ verzeichnen teilweise einen rund 50-prozentigen Leerstand. „Die Ursachen dafür liegen nicht ausschließlich im Alter der Pächter, sondern auch in der Lage der Grundstücke und im Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der jeweiligen Sparte“, weiß der Präsident.

Wie auch immer: In den kommenden Jahren soll dezidiert ausgelotet werden, welche Zukunft die einzelnen Parzellen haben, wieviel Gartenland tatsächlich benötigt wird und welche Vereine auch konkret stabilisiert werden können. Die Arbeiten dafür haben jetzt begonnen und sollen Ende kommenden Jahres abgeschlossen werden. „Das Büro aus Dessau hat bereits die ersten Gesprächs- und Besichtigungstermine mit den Sparten vereinbart“, bestätigt Hechel.

Die Stadt legt großen Wert auf die Konzeption, unterstreicht Pressesprecher Bernhard Ruth. „Das ist die Grundlage, um gemeinsam mit dem Verband konkrete Weichen für die Nutzung der Flächen zu stellen. Wir erhoffen uns davon viele Daten, um anschließend die Gespräche zu vertiefen.“ Der Handlungsdruck werde schon deshalb größer, da die Vereinsmitglieder auch die Pacht der brachliegenden Gärten mitbezahlen müssen. Zudem benötige die Stadt mittelfristig auch Bauland, um den wachsenden Bedarf an Wohnraum beziehungsweise Einfamilienhäusern befriedigen zu können. „Da sehen wir noch Potenzial“, sagt der Vorsitzende des Bauausschusses, Clemens Engel (CDU).

Der Kreisverband der Gartenfreunde zählt im Stadtgebiet 34 Vereine zu seinen Mitgliedern. 27 dieser Vereine mit rund 1260 Kleingärten haben überwiegend kommunalen Grund und Boden gepachtet. Sieben weitere Vereine nutzen überwiegend privates Pachtland.