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Maut Drei Säulen sollen sich rechnen

Die Bundesstraßen 1, 107, 184, 246 und 246a verlaufen durch das Jerichower Land. Kontrollsäulen für das Mautsystem stehen an drei Punkten.

Von Marco Hertzfeld 17.07.2018, 08:00

Burg l Sie sind auffallend blau, sorgen für Gesprächsstoff, sollen Autobahn-Mautflüchtlinge ausbremsen und dadurch auch Orte von Lärm, Verkehr und Unfallrisiko entlasten. Von ihnen gibt es ganze drei im Jerichower Land, einem Landkreis mit immerhin fünf Bundesstraßen. „Die Streckenabschnitte, auf denen eine Kontrollsäule aufgebaut werden soll, hat das Bundesamt für Güterverkehr vorgegeben. Ausgewählt wurden Abschnitte, die von vielen mautpflichtigen Lkw befahren werden“, erklärt Unternehmenssprecherin Antje Schätzel auf Anfrage der Volksstimme. Auf die Anzahl der Pfeiler habe Mautbetreiber „Toll Collect“ keinen Einfluss.

Eine der markanten blauen Säulen steht an der B 246a in Möckern zwischen der Kreisstraße 1232 und Upstallweg, eine zweite an der B 184 in Wahlitz (Gommern) in Höhe Kieferneck und die dritte an der B 170 in Genthin hinter der Mützeler Straße. Irgendwelche Reibungspunkte mit Anwohnern oder Kommunen im Jerichower Land habe es nicht gegeben. Für die Mautkontrolle sind der Firmensprecherin zufolge bundesweit rund 600 Pfähle aufgebaut. Seit 1. Juli gilt die Lkw-Mautpflicht auf allen Bundesstraßen. Mautpflichtig sind Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen ab siebeneinhalb Tonnen.

Die vier Meter hohen Säulen ergänzen die mobilen Kontrollen des Bundesamtes für Güterverkehr. Wer es noch nicht weiß, für den betont Schätzel: „Es sind keine Geschwindigkeitsblitzer.“ Bei der Einrichtung im Burger Ortsteil Reesen handelt es sich hingegen tatsächlich um einen Tempomesser. Noch ist die Säule zum Teil mit blauer Plastikfolie überzogen, in einigen Tagen soll sie, wie bereits berichtet, scharf gestellt sein. Die Kommune steigt nach einer Pause wieder in die Verkehrsüberwachung ein.

Schätzel zeichnet ein komplexes Bild: Betriebskontrollen, mobile Kontrollen durch Teams der Bundesbehörde, automatische Prüfung über Kontrollbrücken auf Autobahnen und Säulen an Bundesstraßen. Und so funktioniert es: Passiert ein Fahrzeug eine Säule, werden Bilder erstellt. Die Säule vergleicht die Daten mit denen aus dem Rechenzentrum und erkennt, ob eine gültige Einbuchung vorliegt und ob alle Angaben korrekt gemacht wurden. Ist alles in Ordnung, würden die Bilder sofort gelöscht.

Was eine einzelne Kon-trollsäule, wie sie auch im Jerichower Land steht, kostet, dazu äußert sich die Sprecherin nicht. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin wurde vom Bundesverkehrsministerium beauftragt, ein Mautsystem aufzubauen, zu betreiben und die Gebühren abzurechnen. Toll Collect bezieht sich im Englischen auf to collect toll, die Maut einsammeln, von lateinisch telonium, die Zollstätte. „Wir haben in Deutschland ein satellitengestütztes Mautsystem“, erläutert Schätzel weiter.

Die weitaus meisten mautpflichtigen Fahrzeuge (96 Prozent der Einnahmen) seien mit einer sogenannten On-Board-Unit (OBU) ausgestattet. Das Gerät schaltet sich beim Betätigen der Zündung automatisch ein. „Es sendet die Fahrdaten und spezifischen Merkmale wie Achszahl und Schadstoffklasse zeitversetzt und verschlüsselt an das Toll-Collect-Rechenzentrum.“ Dort wird die Maut berechnet. Fahrzeuge ohne OBU werden vor Fahrtantritt manuell, zum Beispiel über eine App, eingebucht.

Eingebaut werde eine On-Board-Unit in zertifizierten Servicepartner-Werkstätten. Schätzel: „Das Gerät wird kostenfrei zur Verfügung gestellt, der Einbau ist vom Unternehmer zu tragen.“ Der Berliner Mautbetreiber sieht im OBU die einfachste und komfortabelste Art der Zahlung. Wer es dennoch manuell vorzieht, nutzt das Internet, eine App für Smartphones und Tablets oder eine der 1100 Terminals an großen Tankstellen, Autohöfen und Autobahnraststätten.

Was genau bezahlt werden muss, ist eine Rechnung für sich. Die Firmensprecherin: „Die Mauthöhe ergibt sich aus der Strecke, die ein Fahrzeug zurücklegt, und einem Mautsatz je Kilometer, der die Infrastrukturkosten, abhängig von der Achszahl, und die Kosten für die verursachte Luftverschmutzung, abhängig von der Schadstoffklasse, enthält.“ Details sind auf der Betreiberseite im Internet zu finden. Die jeweiligen Tarife gelten sowohl auf Autobahnen als auch auf Bundesstraßen. Der durchschnittlich gezahlte Mautsatz liege bei 13,8 Cent je Kilometer.