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kameras in der Schartauer Straße Messerattacke, Randale, Vandalismus:  Videoüberwachung in Innenstadt von Burg soll für Sicherheit sorgen

Prügel, eingeworfene Scheiben, Alkoholexzesse: Vorfälle in der Schartauer Straße in Burg sorgen für Schlagzeilen. Helfen soll eine Videoüberwachung der Innenstadt. Die Polizei reagiert.

Von Marco Papritz Aktualisiert: 10.04.2025, 16:55
Polizei und Ordnungsamt unternehmen in der Schartauer Straße gemeinsame Streifen. Aber reicht das aus? Die Innenstadt gilt als Schwerpunktgebiet für Einsätze.
Polizei und Ordnungsamt unternehmen in der Schartauer Straße gemeinsame Streifen. Aber reicht das aus? Die Innenstadt gilt als Schwerpunktgebiet für Einsätze. Foto: Marco Papritz

Burg. - Vorfälle in der Innenstadt von Burg rücken das Thema „Sicherheit“ in den Fokus. Eine Videoüberwachung in der Schartauer Straße kann die Zahl der Straftaten verringern. Denn: Kameras hatten hier schon einmal großen Erfolg.

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Brennpunkt Schartauer Straße. So lässt sich das Geschehen in der Innenstadt zusammenfassen, wenn es um ein Schwerpunktgebiet von Polizei und Ordnungsamt in Burg geht. Vorfälle wie jene vom 22. Februar 2025, als es binnen weniger Stunden zu zwei Auseinandersetzungen und Pöbeleien gekommen war, bei denen Messer eingesetzt worden sind, lassen aufhorchen. Oder die Attacke auf Polizeibeamte im März 2025, bei der eine glimmende Zigarette in einen Streifenwagen der Polizei geworfen wurde, die im Fahrzeug Schaden angerichtet hat.

Neueste Eskalation: Am Freitag, 4. April 2025, soll es am Nachmittag zunächst zu einer Schlägerei gekommen sein, wenigen Stunden nach Mitternacht wurde eine Scheibe in der Roland Kantine eingeworfen.

Seit Längerem findet sich die Schartauer Straße – die Hauptgeschäftsstraße in der Burger Innenstadt – regelmäßig im Bericht der Polizei wieder.

Videokameras in der Innenstadt von Burg sollen Kriminelle abschrecken

Bei der Frage danach, wie die Sicherheit hier verstärkt werden kann, rückt eine Videoüberwachung in den Fokus. „Das würde Vorbestrafte sicherlich abschrecken“, meint beispielsweise Sebastian Menning, der die Roland Kantine betreibt. Regelmäßig muss er die Spuren der Nacht, wenn man so will, vor seinem Geschäft beseitigen.

Dazu zählen unzählige Zigarettenkippen sowie Verpackungsreste und zerborstene Flaschen. In der Händlerschaft sind die Hinterlassenschaften von Passanten, die in der Innenstadt ausgiebig feiern, ein Ärgernis.

Tagsüber geht es in der Schartauer Straße eher ruhig zu. In den Abend- und Nachtstunden kommt es in der Innenstadt von Burg zur Prügeleien und Ruhestörungen.
Tagsüber geht es in der Schartauer Straße eher ruhig zu. In den Abend- und Nachtstunden kommt es in der Innenstadt von Burg zur Prügeleien und Ruhestörungen.
Foto: Marco Papritz

Die Attraktivität würde sinken, Kunden fernbleiben. Dass es in der Schartauer Straße auch laut zugeht, beschäftigt seit Jahren Anwohner. „Jugendliche und Erwachsene, das Alter und auch die Herkunft spielen keine Rolle. Versuche, über ein Gespräch Ruhe und Ordnung zu wahren, werden mit Drohungen beantwortet“, berichtet ein Anwohner der Volksstimme, der aus Angst vor möglichen Rachehandlungen seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. „Das können Sie ruhig so schreiben“, merkt er an. Die Installation von Kameras zur Überwachung hält er für einen guten Ansatz, um Eskalationen und Gewalttaten einzuschränken.

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Regelmäßig lässt die Verwaltung den Bauhof für Sauberkeit in der Schartauer Straße sorgen. Außerdem gehört der Bereich zur festen Route vom Ordnungsamt, das hier auch mit der Polizei gemeinsame Streifen unternimmt. Bürgermeister Philipp Stark (parteilos) hat die Themenfelder Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit zu Schwerpunktaufgaben erklärt, wie es jüngst bei einer Einwohnerfragerunde im Campusbüro hieß. Er begrüße grundsätzlich alle Maßnahmen, die sich im gesetzlichen Rahmen bewegen und zu einer höheren Sicherheit in der Innenstadt beitragen, sagt er zu einer möglichen Videoüberwachung.

Bedingungen für eine Videoüberwachung in der Innenstadt von Burg sind hoch

Am Rande eines Austauschs mit der Kreisverwaltung und der Polizei sei vereinbart worden, sich speziell zur Sicherheit in der Innenstadt abstimmen zu wollen. Auch die subjektive Sicherheit soll dabei gestärkt werden, so Stark. Dazu zählen nicht nur ordnungsrechtliche, „sondern auch Gestaltungsfragen“, so der Bürgermeister, der damit eine mögliche Umgestaltung meint.

Außerdem: Auch in diesem Jahr wird es wieder ein Ausschankverbot geben – in Kürze wird der Außer-Haus-Verkauf von alkoholischen Getränken in der Zeit von 22 bis 6 Uhr untersagt.

In regelmäßigen Abständen lässt die Polizei die Installation von Videoüberwachungen prüfen. Das Polizeirevier regt allerdings keinen Einsatz der Technik in der Schartauer Straße an. Ausschlaggebend dafür seien die Zahlen der Kriminalitätsstatistik, wie Sprecher Max Jäger verweist. Die Statistik der vergangenen Jahre und die aktuellen Zahlen wurden überprüft.

Ergebnis: Die hohen Maßgaben zur Freigabe einer Videoüberwachung werden nicht erfüllt. Demnach gebe es aktuell keinen Ansatz, „eine derartige Überwachung anzuregen“, so Jäger. Die Einsatzzahlen für die Schartauer Straße bleibt die Polizei bislang schuldig – die Kriminalitätsstatistik für das vergangenen Jahr wird erst in knapp einer Woche vorgestellt.

Fast täglich wird die Innenstadt von Burg gereinigt. Aus gutem Grund: Hier findet sich viel Müll an - besonders an den Wochenenden.
Fast täglich wird die Innenstadt von Burg gereinigt. Aus gutem Grund: Hier findet sich viel Müll an - besonders an den Wochenenden.
Foto: Marco Papritz

Von 2014 bis 2021 hatte es eine Videoüberwachung in der Innenstadt – insgesamt an fünf Standorten wie dem Gummersbacher Platz – gegeben, wenn auch wegen technischer Defekte nicht immer durchgehend. Die scheint so erfolgreich gewesen zu sein, dass sie abgebaut wurde.

Die Zahlen der Einsätze, speziell wegen sogenannter Rohheitsdelikte, sanken und damit war der Betrieb der Kameras rechtlich nicht mehr aufrechtzuerhalten. Die Abwägung zwischen Eingriff in den Datenschutz und sinkende Fallzahlen hatten ergeben, dass die Kameras abgebaut werden mussten.

Allerdings: Für einen erneuten Aufbau würde sprechen, dass man die Schartauer Straße auch aus der Einsatzführungsstelle vom Polizeirevier Jerichower Land im Blick haben könnte. Aufgrund des Datenschutzes würden aber viele Bereiche geschwärzt oder ausgeblendet werden müssen und wären weiterhin nicht einsehbar, wie Max Jäger erklärt.

Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte Einzelner muss der zu überwachende Bereich durch ein übermäßig hohes Vorkommen an strafrechtlich relevanten Taten gekennzeichnet sein, ansonsten wird dem Schutz der individuellen Persönlichkeitsrechte ein höherer Stellenwert beigemessen.

Statt Kameras - Polizei erhöht die Anzahl an Streifen in der Innenstadt von Burg

Ganz allgemein gilt Burg als größte Stadt im Landkreis als ein Aufgabenschwerpunkt für die Polizei. Der Innenstadtbereich ist – insbesondere an Wochenenden – im Vergleich zu Genthin, Möckern und Gommern „ein häufigeres Einsatzziel“. Dennoch müsse festgehalten werden, dass die Schartauer Straße „statistisch gesehen keinen Kriminalitätsschwerpunkt darstellt“.

Der Polizeisprecher schiebt dabei jedoch ein großes „Aber“ hinterher. Denn der Polizei sei bewusst, dass die „subjektive Wahrnehmung der Bevölkerung eine andere ist“. Daher wurde die Präsenz stark erhöht – Funkstreifenwagen und Fußstreifen sind intensiv vor Ort. Dadurch soll das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung merklich gesteigert werden.

Die eingesetzten Beamten würden zudem berichten, dass die Resonanz der Bevölkerung auf die erhöhte Sichtbarkeit sehr positiv sei, berichtet Max Jäger.

Soll die Innenstadt von Burg videoüberwacht werden? Sagen Sie uns Ihre Meinung unter (03921) 45 64 29 oder per E-Mail an marco.papritz@volksstimme.de. Bitte nennen Sie dabei auch Ihren Vor- und Nachnamen.