Größte Gymnasium im Jerichower Land Mit vielen Bildern: Dachbodenfund deckt auf - Darum feiert das Roland-Gymnasium in Burg 160-jähriges Bestehen
160 Jahre gymnasiale Bildung in Burg (Jerichower Land). Das größte Gymnasium im Landkreis hätte fast das falsche Jubiläum gefeiert. So laufen die Feierlichkeiten.
Burg - Was mit einem Dachbodenfund beginnt, führt zu einem Festakt und einem Schulfest und klärt mit Mythen auf. Das Roland-Gymnasium in Burg feiert sich selbst und die höhere Bildung, um die eifrig gerungen wurde.
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Beim Blick aus dem Fenster der Aula zeichnen sich der Wasserturm und die Kirche „Unser Lieben Frauen“ am Horizont ab. Die Anwesenden erheben sich, als die kaiserliche und königliche Hoheit, Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen mit seinen mit Orden versehenen Uniform die Aula betritt.
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150 Jahre nach der feierlichen Eröffnung des einstigen Viktoria-Gymnasiums spenden die Anwenden im Saal wieder Applaus. Und zwar, um diejenige zu feiern, die ihnen bis heute andauernde Freundschaften, Ausbildung, Studium sowie Karriere und Familie ermöglicht hat: die Schule selbst.
Ein Ort mit viel Geschichte und Geschichten, wie Lehrer und Schüler gleichermaßen feststellen, als sie die Vorbereitungen der Jubiläumsfeierlichkeiten beginnen. Auf dem Dachboden des vor kurzem bezogenen Hauses habe er Zeitdokumente der Schule gefunden, welche die Planungen ein wenig auf den Kopf gestellt hätten, so Lehrer Christian Hoffmann zum Finale des Festaktes am Abend vom 12. September 2024.
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Zu dem Zeitpunkt waren bereits Landrat Steffen Burchhardt (SPD) in die Rolle des Provinzialschulrates Dr. Gustav Heiland und Schulleiter Thomas Dreher in jene des ersten Direktors, Dr. Otto Frick, geschlüpft. Es wurden historische Schulstunden nachgestellt und Portraits des ersten Schulleiters Dr. Otto Frick und des Architekten Hermann Eggert eingeweiht.
Ihm sei klar geworden, dass das Jubiläum nicht den Titel „150 Jahre Gymnasium zu Burg“, sondern mindestens „160 Jahre gymnasiale Bildung in Burg“ tragen müsse, so Hoffmann. Denn bereits im April 1864 kam es an der Oberstraße zur Gründung eines Gymnasiums. Das sollte bald aus allen Nähten platzen und durch einen Neubau ersetzt werden. Und – bereits vor 1864 konnte in der damaligen Realschule das Abitur abgelegt werden.
Dass es in der Zeit der auf Wachstum ausgelegten Industrialisierung überhaupt zur Gründung einer Einrichtung für höhere Bildung gekommen war, war nicht selbstverständlich und eine knappe Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung. Oberschicht und Provinzial-Schulrat Heiland setzten sich gegen Unternehmer und Fabrikanten durch, welche die Vergrößerung der praxisnahen Realschule favorisierten.
Heute wird das Gymnasium von etwa 850 Schülern besucht, über 70 Lehrer und Mitarbeiter sind hier tätig. „Ein lebendiger Ort mit tollen Menschen und Unterstützern“, wie Thomas Dreher – seit 2018 Direktor – sagt.
Die Ausstellung über die Schulhistorie ist unter anderem beim Ehemaligentreffen am 16. November 2024 zu sehen. Beginn ist 10 Uhr.
Der erste Abiturient am Burger Roland-Gymnasium und weitere Notizen
Tausende Schüler aus der Region Burg haben im Laufe der Jahre in der Kreisstadt ihr Abitur abgelegt. Einer der beiden ersten war Otto Pilet, der im Jahr 1849 an der damaligen Realschule Burg den Abschluss der höheren Bildung erlangte.
Dass Burg ein Gymnasium erhalten hat, ist unter anderem dem Einsatz von Georg Ferdinand Brohm zu verdanken. Der Leiter der Realschule war ein Befürworter der höheren Bildung und zudem Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaft, die als Voraussetzung für das Abitur in Preußen galt. Brohm wurde bei der Gründung des Gymnasiums nur Stellvertreter – als Direktor wurde Dr. Otto Frick eingesetzt.
Der Auftrag zum Bau der Schule, die an der Oberstraße entstehen sollte, ging an Stadtbaurat Adolf Gerstenberg. Der Burger Hermann Eggert überarbeitete die Pläne und führte diese schließlich aus.
„Die Vorbereitungen und die Umsetzung sind eine Gemeinschaftsarbeit der gesamten Schule“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Dana Hulgaard. Dennoch sollen Dr. Paul Kannmann, Christian Hoffmann und Anika Schiffner hervorgehoben werden.
Kannmann und Hoffmann haben sich weit über den Unterricht hinaus in die Recherche der Historie nicht nur des Schulhauses, sondern der gymnasialen Bildung in der Region eingebracht und eine Ausstellung konzipiert. Anika Schiffner sorgte dafür, dass die Ergebnisse der Lehrer und Schüler professionell präsentiert werden.
Das Jubiläum ist in zwei Teilen begangen worden. Am 12. September 2024 einem Festakt, am 13. September 2024 mit einem Schulfest. Dabei ist auch eine Linde gepflanzt worden – mit Hilfe des Vereins der Landesgartenschau (Laga) Burg sowie der Volksbank Jerichower Land.