1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Ehrenamtliche Busfahrer gesucht

Mobilität Ehrenamtliche Busfahrer gesucht

Für mehr Mobilität im ländlichen Raum: Mithilfe eines ehrenamtliches Projekts könnten in Möser bald Bürgerbusse fahren.

Von Thomas Rauwald 13.02.2017, 09:23

Möser l Mit dem Begriff „Rumobil“ können auch die Mitglieder des Bauausschusses wenig anfangen. Wilfried Köhler, Referent des sachsen-anhaltischen Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr, und Martin Böttcher von der Nasa-Verkehrsgesellschaft erläutern das Projekt.

Hauptsächlich geht es darum, zusätzlich zum vorhandenen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ein Angebot zu schaffen, um von einer Ortschaft zur anderen zu kommen oder den langen Weg zum Bahnhof oder zur Bushaltestelle zu überwinden.

Dass auch auf dem Dorf die Einwohner immer älter werden und zugleich die Infrastruktur längst nicht mehr in jedem Ort Supermarkt, Sparkasse, Arzt, Post, Fleischer oder Blumengeschäft bereithält, ist sichtbare Realität. In den größeren Ortschaften hat sich das Angebot an Dienstleistungen und Versorgung noch einigermaßen halten können. Doch was nutzt das einem älteren Bürger, wenn er nicht hinkommt, weil er selbst nicht mehr mobil ist und auch sonst keine familiäre oder nachbarliche Unterstützung hat?

Während der Transport der Schulkinder durch den ÖPNV gut gesichert ist, machen sich die Busse tagsüber rar. Vielleicht kommt man morgens noch in den Nachbarort zum Arzt, aber was ist, wenn der nächste Bus nach der Behandlung erst in fünf Stunden zurück fährt?

Dann kommt das „Rumobil“ ins Spiel, ein ehrenamtlich getragenes Angebot zum Einsatz eines so genannten Bürgerbusses, der das dünne Netz des ÖPNV verdichtet und nach den Wünschen und örtlichen Bedingungen im ländlichen Raum agiert.

„Es liegt auf der Hand“, sagt Wilfried Köhler vom Verkehrsministerium, „mit der Konzentration der Infrastruktur brauchen wir mehr Mobilität.“ Das habe auch die Europäische Union erkannt und deshalb ein Förderprogramm aufgelegt, um mit Pilotprojekten zu erforschen, wie den Bewohnern strukturschwacher Gegenden geholfen werden kann. Das betrifft nicht allein den Transport zum Supermarkt oder zum Arzt, es betrifft auch die abendliche Fahrt ins Kino oder ins Theater, zur Seniorenvorlesung in die Uni oder zum Malkurs im benachbarten Bürgerzentrum.

Das Ministerium würde bis zu drei Initiativen im Land Sachsen-Anhalt fördern und begleiten, die zur Bildung eines Bürger- oder Gemeindebusses führen, sagte Köhler. Möser kann eine davon sein.

Wie könnte so etwas funktionieren? Martin Böttcher wird konkret. Auf jeden Fall ist es ein Projekt, das ehrenamtlich getragen wird. Erste Erfahrungen besagen, dass man eine ausreichende Anzahl von ehrenamtlichen Fahrern haben muss, die auch tagsüber einsatzfähig sind. Um die Erlangung und Finanzierung eines notwendigen Personenbeförderungsscheins würde sich das Ministerium kümmern.

Und natürlich geht es um die Anschaffung eines Fahrzeuges. Erfahrungen aus Werben in der Altmark und im sächsischen Meißen besagen, dass ein achtsitziger Transporter gut geeignet ist. Gut wäre es, wenn er auch behindertengerecht ausgestattet ist. Meist würden solche Fahrzeuge geleast. Das übernähme das Ministerium. „Doch man braucht für alles Organisatorische vor Ort einen Hutmenschen“, sagt Böttcher, „der das Projekt in die Hand nimmt. Die damit befassten Personen sollten als organisatorisches Dach einen Verein gründen.“

Der NASA-Manager rät, sich beim Aufbau eines solchen Bürgerbusses in Möser auf jeden Fall mit der Nahverkehrsgesellschaft NJL und dem Landrat zu verbünden. Vielleicht könnte auf dem Areal der NJL das Fahrzeug sicher abgestellt werden. Wenn der Landkreis hinter diesem Vorhaben steht, wäre vielleicht auch die Übernahme eines möglichen finanziellen Defizits möglich.

Der Bürgerbus ist zwar nicht kostenlos, doch seien die Kosten trotz der ehrenamtlichen Arbeit höher als der Ertrag. Klug wäre es auch, die örtlichen Taxifahrer mit ins Boot zu holen.

Wie dann der Bürgerbus betrieben wird – nach einem Fahrplan und eigenen Haltestellen oder nach sich ergebendem Bedarf an einigen Tagen zu bestimmten Zielen – würde die praktische Arbeit zeigen.

Wichtig ist nun, die Macher zu finden. Interessenten melden sich bitte bei der Gemeindeverwaltung. Die drei Pilotprojekte laufen von Juni 2017 bis Mai 2018. Fast 2,7 Millionen Euro stehen zur Verfügung.