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Mobilität Senioren kämpfen um Bürgerbus in Möser

Der Gemeindeseniorenrat Möser war mit der Entwicklung des Bürgerbusses nicht einverstanden. Jetzt formierte sich Widerstand.

Von Christian Luckau 24.03.2018, 23:01

Möser l Die Entwicklung des Pilotprojektes Bürgerbus zu einer offiziellen Buslinie war in der Verwaltung nicht angedacht, – das ist die Quintessenz aus einem Bericht des stellvertretenden Gemeindebürgermeisters Hartmut Dehne (CDU) beim Gemeindeseniorenrat.

Weil die Seniorenvertreter mit der Art, den Bürgerbus einzusetzen, nicht einverstanden waren und sich bei der Erarbeitung des Konzeptes zur Nutzung nicht einbezogen fühlten, hatten sie vor Kurzem eine Arbeitsgruppe gegründet. Über diese sollten Fragenbögen an Senioren in der Gemeinde verteilt werden, um den Bedarf einer neuen Buslinie in Erfahrung zu bringen. Dem steuerte die Gemeinde nun entgegen und erklärte, wie aus dem Europaprojekt Rumobil eine genehmigungspflichtige Buslinie mit 63 Haltestellen wurde. – eine Entwicklung, die viele Stationen hatte und im Oktober 2016 mit einer unscheinbaren E-Mail mit der Einladung zu einer Informationsveranstaltung im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr (MLV) begann. Hartmut Dehne schilderte detailliert, dass er nur durch das Stichwort Pilotprojekt überhaupt auf die E-Mail aufmerksam wurde.

„Bei der Informationsveranstaltung selbst waren nur wenige Kommunen, aber viele Vertreter von Verkehrsunternehmen anwesend“, erklärte Dehne und fügt an: „Ein Problem von Anfang an war, dass das Land selbst keine Ahnung hatte, wie das Projekt Rumobil aussehen könnte. So habe ich ein Konzept erarbeitet und am 6. April 2017 eingereicht. Enthalten waren das Klimaschutzkonzept und die Idee der Einschränkung des Individualverkehrs innerhalb der Gemeinde.“

Am 22. Juni 2017, so Dehne, folgte die telefonische Teilnahmebestätigung aus dem MLV. Zehn Gemeinden waren in der engeren Auswahl, übrig blieben Osterburg und Möser. „Nach einem Beratungstermin im Ministerium war klar: Es gibt ein Verbot für das Abholen von Fahrgästen an der Haustür, weil die Taxiunternehmen intervenierten. Gleichzeitig wurde der Linienverkehr verpflichtend gemacht“, so Dehne gegenüber den Seniorenvertretern.

Dass der Gemeinderat zwischenzeitlich den Beschluss fasste, die Defizite aus dem Bürgerbus zu tragen, spielte nun keine Rolle mehr. Die Gemeinde war verpflichtet worden, Linienpunkte zu erarbeiten, die keinen Parallelverkehr mit der Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land (NJL) aufwiesen. Das hatte die NJL gefordert und durchgesetzt. Der Magdeburger Regionalverkehrsverbund (Marego) setzte Fahrpreise durch, die von der Gemeinde nie gewünscht waren. „Angedacht war, für jede Fahrt einen Euro zu nehmen. Für Fahrten innerorts sollten 50 Cent fällig werden. Nun müssen wir den Marego-Tarif fahren, was für die Senioren keine Entlastung bedeutet“, meint Dehne.

Das Pilotprojekt Rumobil, das in Sachsen-Anhalt zum Bürgerbus wurde, war damit gescheitert. Dass noch vor zwei Wochen die letzte Fahrplangestaltung abgeschlossen wurde, erstaunte die Seniorenvertreter ebenso, wie der Umstand, dass der Landkreis nach der Einreichung des Antrages auf Linienverkehr nun eine Anhörung aller Beteiligten anstrebt. Dabei haben diese seit 2017 regelmäßig zusammengesessen und an der Entwicklung der Idee mitgewirkt.

Dehne ist aber zuversichtlich, dass der Bürgerbus Möser im Mai regulär den Fahrbetrieb aufnehmen wird. Dann werden an drei Tagen acht Touren gefahren. Momentan stehen dafür 14 ehrenamtliche Fahrer bereit. „20 Fahrer wären schön, damit wir bei Krankheit und anderen Ereignissen reagieren können“, meint Dehne. Er warb bei den Seniorenvertretern dafür, den Bürgerbus zu bewerben.

Die Genehmigung zum Linienverkehr ist zunächst für zehn Jahre beantragt. In drei Jahren läuft das Pilotprojekt allerdings aus. „Danach müssen wir sehen, ob wir als Gemeinde den Bürgerbus weiter betreiben oder ihn an einen Verein abgeben“, erklärte Dehne. Wolfgang Rust brachte hier schon einmal die Idee einer Genossenschaft ein, deren Mitglieder den Bürgerbus dann nutzen könnten. „So würde die Pflicht zum Linienverkehr umgangen“, meinte er. Was allerdings bleiben wird, ist, dass der Bürgerbus für die Kinderfeuerwehr bereitsteht und auch einmal im Monat den Frischemarkt auf dem Gelände der Verwaltung anfährt. An Sonn- und Feiertagen fährt er nicht.

„Rollstuhlfahrer und Mütter mit kleineren Kindern sollen sich vorab anmelden, damit Kindersitze mitgeführt und die Fahrer des Bürgerbusses vorab die richtige Befestigung von Rollstühlen erklärt werden könne“, so Dehne abschließend.