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Kultur Möckern: Hohe Auszeichnung für die „Alte Pfarre“

Die Besitzerin der Alten Pfarre in Möckern, Kamilla Bühring, erhält nach dem Landespreis für Denkmalschutz für ihr Engagement auch die „Silberne Halbkugel“.

Von Stephen Zechendorf 14.07.2023, 16:00
Kamilla Bühring führte hohen Besuch durch ihre sanierte Alte Pfarre: Staats- und Kultusminister Rainer Robra (2. v. re.), den Landtagsabgeordneten Markus Kurze, die Landtagsabgeordnete Elrid Pasbrig (li.) und Möckerns Hauptamtsleiter Bernhard Ruth.
Kamilla Bühring führte hohen Besuch durch ihre sanierte Alte Pfarre: Staats- und Kultusminister Rainer Robra (2. v. re.), den Landtagsabgeordneten Markus Kurze, die Landtagsabgeordnete Elrid Pasbrig (li.) und Möckerns Hauptamtsleiter Bernhard Ruth. Foto: Stephen Zechendorf/Kamoilla Bühring

Möckern - Die Aufregung war Kamilla Bühring am Mittwoch anzusehen, als sie am Tor zum Alten Pfarrhof auf Sachsen-Anhalts Staatsminister und Minister für Kultur, Rainer Robra, wartete. Kurz zuvor hatte sie erfahren, dass ihr nicht nur der Landesdenkmalpreis 2023 verliehen worden ist, sondern ihr auch der Deutsche Denkmalschutzpreis 2023 überreicht werden soll.

Staatskanzlei und Sachsen-Anhalts Ministerium für Kultur hatten in der vergangenen Woche verkündet, den mit 2500 Euro dotierten Landespreis an die in Berlin lebende gebürtige Möckeranerin zu verleihen. Kurz darauf verkündete das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz, dass Kamilla Bühring auch den Deutschen Preis für Denkmalschutz „Silberne Halbkugel“ erhalten soll.

Mit 78 Jahren eines der ältesten Häuser gekauft

Viel Ehre für eine Frau, deren Idee zu Beginn in Möckern zuerst eher belächelt wurde oder für Kopfschütteln sorgte. Schließlich hatte sie sich im Jahr 2016, im Alter von 78 Jahren, nichts Geringeres vorgenommen, als das mit älteste Gebäude der Ortschaft zu kaufen und denkmalgerecht instand zu setzen.

Der Alte Pfarrhof stellt ein historisches Gebäudeensemble dar, bestehend aus dem Pfarrhaus und Wirtschaftsgebäuden wie einer Scheune, Viehställen und einer Waschküche. Es wurde 1666 nach dem großen Brand im Dreißigjährigen Krieg wiederaufgebaut. Seit 1995 stand das Gebäude leer, das 5000 Quadratmeter große Grundstück verwilderte. Über die Jahre verfielen die Gebäude. Zuletzt war die Pfarre baupolizeilich gesperrt. In diesem Zustand erwarb Kamilla Bühring das Haus von der evangelischen Kirche. Der persönliche Bezug aus der Kindheit ließ die Sanierung der Pfarre zu einem Herzenswunsch und Lebenstraum werden.

Mit Unterstützung von Fördergeldgebern und großem persönlichen Einsatz gelang es ihr, das Pfarrhaus und die Nebengebäude zu restaurieren. Wände, die einst nachträglich eingezogen wurden, verschwanden in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde wieder, jede Menge Unrat wurde aus dem Hause verbannt, der große Garten von Wildwuchs befreit. Marode Balken wurden ausgetauscht, das Dach neu gedeckt.

Fördergeld für die alte Feldsteinmauer

Wie intensiv die beauftragten Handwerker, ehrenamtlichen Helfer und nicht zuletzt Kamilla Bühring selbst in den vergangenen Jahren hier gearbeitet haben, davon konnten sich am Mittwoch neben dem Minister auch die Landtagsabgeordneten Elrid Pasbrig (SPD) und Markus Kurze (CDU) sowie Möckerns stellvertretender Stadtbürgermeister Bernhard Ruth überzeugen.

Und noch eine Überraschung hatte Minister Rainer Robra bei seinem Besuch am Mittwoch in Möckern mit dabei: einen Zuwendungsbescheid für die Wiederherstellung der einsturzgefährdeten Feldsteinmauer auf dem Grundstück der Alten Pfarre. Die nun gewährte Förderung baut auf schon früher bewilligte Landesmittel auf. Der zuerst gewährte Betrag wurde wegen gestiegener Baukosten auf nun 52.000 Euro erhöht. Vorgesehen ist die Ausbesserung und in Teilen Wiedererrichtung der mehr als 60 Meter langen, historischen Feldsteinmauer um den Pfarrhof. Die Mauer folgt zum Teil dem Verlauf der historischen Stadtmauer von Möckern.

Kamilla Bühring erhalte den Bundespreis „Silberne Halbkugel“ für ihren außerordentlich hohen persönlichen Einsatz, mit dem sie die denkmalgerechte Instandsetzung des Pfarrhofs in Möckern realisierte, heißt es in der Begründung des Nationalkomitees: „Es ist ihr dabei nicht nur gelungen, das auf das Jahr 1666 datierte Pfarrhaus mit seiner nahezu vollständig erhaltenen, authentischen Ausstattung – als seltenes Zeugnis ländlich-hauswirtschaftlicher Nutzung in Sachsen-Anhalt – wieder in einen baulich guten Zustand zu versetzen, sondern auch die Nebengebäude und den Pfarrgarten liebevoll herzurichten“, begründet die Jury den Preis.

In einem baufälligen Zustand war die Alte Pfarre zum Zeitpunkt des Verkaufs an Kamilla Bühring.
In einem baufälligen Zustand war die Alte Pfarre zum Zeitpunkt des Verkaufs an Kamilla Bühring.
Foto: Kamilla Bühring

Ferner widme sich Frau Bühring der Denkmalvermittlung, indem sie Schulklassen in die Geschichte eintauchen ließe, „da alle Zeitschichten der letzten Jahrhunderte und ihrer Bewohner ablesbar geblieben seien“. Schon während der Sanierung zeigte die Hausbesitzerin jungen Möckeranern, wie die Menschen zu der Zeit gelebt haben, als die Pfarre tatsächlich noch als solche genutzt wurde. Seit einigen Jahren schon gibt es eine Kooperation mit den benachbarten Schulen. Kamilla Bührings Ziel war und ist es, den Pfarrhof öffentlich nutzbar zu machen und die historische Bedeutung des Areals zu bewahren.

Höchster Denkmalpreis des Landes

Verliehen wird der Deutsche Preis für Denkmalschutz durch das Präsidium des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz an Persönlichkeiten oder Personengruppen, die sich in besonderem Maße um die Erhaltung des baulichen und archäologischen Erbes verdient gemacht haben. Der Preis gliedert sich in die vier Kategorien Karl-Friedrich-Schinkel-Ring, Silberne Halbkugel, Journalistenpreis und Internetpreis.

Der Denkmalpreis des Landes Sachsen-Anhalt ist die wichtigste Auszeichnung des Landes auf dem Gebiet der Denkmalpflege und wird alle zwei Jahre verliehen. Vorschläge für die Vergabe können von Denkmalbehörden, Verbänden und Trägern des Denkmalpreises gemacht werden. Der Kulturminister entscheidet dann über die Vergabe.