Gewerbepark Pläne für Straßenbau stoßen bei Burger Firmen auf Kritik
Burg. Als der bündnisgrüne Stadtrat Volker Voigt auf der jüngsten Stadtratssitzung an- kündigte, einen Antrag vorzubereiten, der die Aufhebung des Beschlusses vom 23. Juni 2020 zum Ausbau der Lindenallee im Industrie- und Gewerbepark (IGP) und zur Entlastungstrasse in Richtung der L 52 beinhalten werde, klatschten einige Unternehmer und Einwohner in der Besucherreihe.
Zuvor hatte sich auch Patricia Wagner, Geschäftsführerin der Firma High-Tech Color, mit mahnenden Worten an den Stadtrat gewandt und den Fraktionen einen offenen Brief überreicht. Darin wird unter anderem kritisiert, dass nicht alle Gewerbetreibende in die Pläne einbezogen worden seien und temporäre Behelfsstraßen sogar über Betriebsgrundstücke verlaufen sollen. Viele Details der Stadt seien inakzeptabel. Die zwölf Unterzeichner des Schreibens fordern deshalb eine erneute „breite öffentliche Diskussion“. „Auch im Sinne der Einwohner von Burg und der angrenzenden Gemeinde sollten wir zu einer kollektiven Lösung kommen“, sagte Wagner.
Burg will Lindenallee in zehn Monaten sanieren
Fakt ist derweil: Die Stadt will die Verkehrsströme im IGP entzerren und in diesem Zusammenhang eine Entlastungsstraße zur Grabower Landstraße (L 52) bauen. Mit Planung und Gutachen sind dafür allein 5,2 Millionen Euro vorgesehen. Die Bauarbeiten sollen im dritten Quartal 2022 beginnen und sich bis in das zweite Quartal 2023 erstrecken. Danach soll dann die rund 1,5 Kilometer lange Lindenallee, seit 1991 der einzige Zubringer in den Gewerbepark, ausgebaut werden – in fünf Teilabschnitten und in einer Zeit von zehn Monaten, was mehrere Unternehmenslenker im IGP als unrealistisch bezeichnen. Beide Vorhaben sind vom Grundsatz her unstrittig: „Die Lindenallee muss ausgebaut werden und auch eine Entlastung ist richtig. Nur nicht diese Varianten“, so Ringo Engel, Geschäftsführer von Engel-Krane.
Das zeigt: Die Situation ist vertrakt. Schon deshalb, weil die Stadt die Planungen angeschoben hat. Für Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD), der die Diskussion mit seinem Amtsantritt in Magdeburg nicht mehr weiterführen wird, ist aber trotzdem „vieles noch nicht in Stein gemeißelt“. Wenn die Vorplanungen „mit einem neuen Erkenntnisstand“ auf dem Tisch lägen, sollte noch einmal eine ausführliche Diskussion geführt werden. „Mit allen Unternehmen. Denn wir wollen zu einer tragfähigen Lösung mit allen Beteiligten kommen.“ Stadtratsvorsitzender Markus Kurze (CDU), der ohnehin kein Verfechter der Trassenführung zur L 52 war, mahnte, dass sich die Stadt und Firmen im IGP für diesen Klärungsprozess genügend Zeit nehmen sollten. Wie der Weg bis dahin beschritten werden soll, ist dennoch unklar: „Natürlich können wir reden, aber doch kein Pferd im Galopp auf einmal auf Null setzen“, sagte der Vorsitzendes des Bau- und Ordnungsausschusses, Clemens Engel (CDU). „Da hängt ein ganzer Zeitplan dran.“
Mehr Verkehr auf Grabower Landstraße befürchtet
Allerdings wird die Kritik aus den Reihen der Bevölkerung immer lauter, was die Entlastungstrasse zur L 52 betrifft. Claudia Theele erinnerte als Anwohnerin der Grabower Landstraße, dass mit dieser Variante noch mehr Lkw diesen Burger Abschnitt befahren würden, um dann direkt in den hinteren Teil des Gewerbeparkes zu kommen. „Wir sind jetzt schon am absoluten Limit, wenn die Autobahn dicht ist.“ Sie fordert eine Entlastungsstrecke von der Lindenallee in Richtung Solarpark zurück zur Bundesstraße 246a und bemängelt, dass die Stadt immer noch keine Entscheidung zur Installation eines stationären Blitzers oder Tempo-Anzeigers auf der Grabower Landstraße getroffen habe. „Wir haben noch nicht einmal eine Antwort erhalten.“ Dies sei jetzt erst möglich, nachdem Burg über einen genehmigten Haushalt verfüge, reagierte Bürgermeister Rehbaum. „Wir werden uns dazu positionieren.“ Ohnehin habe die Stadt den Kontrolldruck deutlich erhöht.
Stadt legt Beschwerde gegen Trassenführung ein
Einen Standpunkt hat der Grabower Ortsbürgermeister Thomas Lindemann zu diesem Thema. Er befürchtet mit den Einwohnern in einem Schreiben an den Stadtratsvorsitzenden, dass im Falle einer Anbindung des IGP an der Landstraße 52 noch mehr Lkw in Theeßen auf die Autobahn auf- beziehungsweise abfahren und damit auch die Möckeraner Ortschaft passieren, um die Maut-Gebühr zu umgehen. Ganz abgesehen von Staus und Havarien auf der Autobahn, die das Dorf jetzt schon belasten. Auch Lindemann plädiert deshalb für eine Trassenführung, die wieder auf die B 246a führt.
Die Diskussion geht weiter. Volker Voigt hat eine Kommunalaufsichtsbeschwerde gegen die Trassenführung eingelegt und Einwohner erwägen die Bildung einer Bürgerinitiative.