Veraltetes Abwassersystem sorgt in Stegelitz für Ärger / Fördergelder für Modernisierung stehen noch aus Regen- und Abwasser vermischen sich
Stegelitz war vor langer Zeit einer der ersten Orte mit Gleichstrom. Derzeit jedoch ist es einer der letzten Orte, die noch kein ordentliches zentrales Abwassersystem haben. Und das stinkt einigen Bürgern allmählich mächtig.
Stegelitz l Es gibt Tage, da möchten Ortsbürgermeister Erhard Fischer und sein Sohn gar nicht in den Garten gehen. Dann etwa, wenn es heftig geregnet hat. Doch gerade dann ist ihr Einsatz hinter dem Gartenzaun gefragt. Denn dann gilt es, mit Sperren und Sandsäcken zu verhindern, dass das Abwasser der Stegelitzer in den Zierkarpfenteich drückt. Der wird eigentlich durch eine Quelle beim ehemaligen Stegelitzer Schloss gespeist. Wenn es zu stark regnet, kommt manchmal jedoch weniger sauberes Wasser von der anderen Seite angeströmt.
Wo das Abwasser herkommt, erklärt Erhard Fischer: "In Stegelitz haben wir noch keine komplette Trennung von Abwasser und Regenentwässerung, wie es eigentlich nach bundesdeutschem Recht erforderlich ist."
Probleme bei Verstopfung und starkem Regen
Tatsächlich finden sich unter der Straße zum Teil noch zwei nach oben geöffnete, nebeneinanderliegende Halbröhren. Die Idee dahinter: Wenn es stark regnet, kann das zu reichliche Regenwasser in das Abwassersystem überfließen. Das Wasser wurde in Oxydationsteiche geleitet, die früher der biologischen Reinigung von Abwasser dienten. Vor der Wiedervereinigung war das erlaubt, heute nicht mehr.
Allerdings kam dann recht schnell nach der Wende der Anschluss an das zentrale, in sich geschlossene Abwassernetz. Nur eben nicht für alle Straßen im Ort. Etwa in der "Gasse" gibt es immer noch das Mischsystem.
Ärgerlich nur: Sind die alten Rohre verstopft, dann läuft nicht, wie vorgesehen, nur das Regenwasser in den Abwasserkanal, sondern andersherum auch das Abwasser in den Regenschacht. Und der Ablauf für das Regenwasser befindet sich hinter dem Grundstück von Erhard Fischers Sohn.
In das dortige Grabensystem läuft dann nicht nur Regenwasser. An dem Auslass treiben in unschöner Regelmäßigkeit auch Toilettenpapier und eben alles, was noch so dazu gehört. Für die Verstopfungen macht Ortschef Erhard Fischer vor allem Feuchttücher verantwortlich, die es früher nicht in dieser Menge gab. "Das landet dann im Vorfluter und im Kammerforthgraben", schildert Erhard Fischer den weiteren Ablauf der Dinge. Regelmäßig greift er zum Telefonhörer, damit der Abwasserzweckverband (AZV) die betroffenen Systeme wieder freispült.
Abwasserzweckverband hat Fördergelder beantragt
Eigentlich sollte dem Zustand längst ein Ende gesetzt werden. Um auf gesamtdeutschen Standard zu kommen und gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, ist seit Langem geplant, das Abwassersystem in Stegelitz zu modernisieren. Gelder wurden dafür in den Haushalt der Kommune eingestellt. Aber geschehen ist bislang nichts.
Die Stadtverwaltung Möckern setzt auf das Engagement des Abwasserzweckverbands. Der AZV seinerseits hat EU-Fördergelder beim Land beantragt, doch bisher gab es keine Zusage. "Ohne Fördergelder ist die Modernisierung des Abwassersystems in Stegelitz nicht möglich", sagt Stadtbürgermeister Frank von Holly. Aus formellen Gründen wurde aber bereits ein vorzeitiger Maßnahmebeginn beantragt, damit sofort begonnen werden kann, sobald die anvisierten Fördergelder fließen.