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Roland-Gymnasium Zwischen Kreide, Zirkel und digitaler Tafel

Die Volksstimme-Serie „Unsere Schule“ blickt hinter die Kulissen unserer Bildungseinrichtungen. Heute: Roland-Gymnasium in Burg.

Von Falk Heidel 08.12.2017, 00:01

Burg l Was darfs heute sein: Chinapfanne mit Schweinfleisch oder Hähnchenbrust mit Mischgemüse? Für 1,70 Euro haben die Schüler jeden Tag die Wahl zwischen zwei Gerichten vom Burger Menüservice. „Mit 250 Essenteilnehmern in zwei Schichten ist die Quote bei uns sehr hoch“, erzählt Schulleiter Dr. Malte Theuerkauf. Und weil ein leerer Magen nicht gern studiert, gibt es das Bistro der Bäckerei Delorme.

Ausgeteilt wird das Mittagessen im „schönsten Speisesaal Sachsen-Anhalts“. So bezeichnet ihn Bernd Girke. Der Bauvorstand des Landkreises hat einen erheblichen Anteil an der stilvollen Umgestaltung der alten Turnhalle mit viel Liebe zum Detail. Girke ist ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums, das zu seiner Zeit noch Geschwister-Scholl-Oberschule hieß. Schulleiter Theuerkauf steht an der Spitze von 65 Lehrern, die in 33 Klassen 800 Schüler unterrichten.

Theuerkauf spricht von den Gastschülern, die aus seiner Sicht den Alltag am Gymnasium bereichern. Gastiert haben hier Schüler unter anderem aus Japan, Brasilien, Mexico, Aserbaidschan oder Tailand. An der Wand neben seinem Bürotisch hängt ein gefilzter Kalender: „Das ist das Abschiedsgeschenk eines chilenischen Schülers.“ Derzeit ist Mascha Lebedjewa aus der russischen Stadt Sneschinsk in der Nähe von Tscheljabinsk zu Gast. Bis Januar will sie noch Berlin und Dresden besuchen: „Ich wohne bei einer Gastfamilie in Detershagen.“ Theuerkauf sagt: „Die Gastschüler profitieren von unserer Arbeit – und wir von ihnen. Je weiter entfernt ihre Heimat ist, umso faszinierender sind ihre Geschichten.“ Genau hier setzt ein spannendes Projekt an: Der Tag der Toleranz. „Wir wollen diese Veranstaltung weiter ausbauen, andere Schulen einbinden. Entstehen soll ein Tag der Begegnung mit kulinarischer Weltreise“, erzählt Lara-Joline Göring (15).

Die Schulsprecherin aus Möser bezeichnet die Schulatmosphäre als „sympathisch.“ Und: „Klar, habe ich hier viele Freunde, aber mein Fokus liegt auf einem guten Schulabschluss.“ Diese Ansicht teilt Schulleiter Theuerkauf: „Wir sind stolz darauf, dass wir bei Pisa 2009 als einziges Gymnasium in Sachsen-Anhalt mit hervorragenden Ergebnissen abgeschlossen haben.“

Englisch, Französisch, Russisch und Latein sind Bestandteile des Sprachunterrichts. Angeboten werden in der Oberstufe durchgängig die Fächer Wirtschaftslehre, Philosophie, Psychologie, Informatik und Rechtskunde. Doch wie an anderen Schulen, drückt das Problem Lehrermangel: „Es fehlen mindestens fünf Leute“, sagt Theuerkauf: „Wir arbeiten mit einer Versorgungsquote unter 100 Prozent, also ohne Vertretungsreserve.“ Der Schulleiter sagt auch: „Zum Glück haben wir einige junge Kollegen im Haus, die sehr engagiert sind.“

Es mangelt nicht an Ausstattung: Zwei PC- sowie diverse Fachkabinette, Internet-Café und E-Boards, also interaktive Tafeln, begleiten den Unterricht anno 2017. Dennoch funktioniert Schule nicht durchgängig digital: „Gerade die jüngeren Schüler müssen den Umgang mit Kreide und Zirkel erlernen, ehe sie die nächste Stufe erklimmen“, sagt Theuerkauf. Wir befinden uns in einer Zeit, in der der Frontalunterricht an Stellenwert verliert. „Unsere Schüler lernen, wissenschaftlich mit den unterschiedlichen Medien umzugehen, dazu gehören Vorträge und Präsentationen“, erklärt Lehrerin Dana Hulgaard.

Zu den Alleinstellungsmerkmalen gehört ein sogenanntes Methodenhandbuch, das Dana Hulgaard gern mit einem Rezeptbuch vergleicht: „Egal, mit welchem Thema sich die Schüler beschäftigen, hier können sie jederzeit nachlesen, wie sie methodisch an ihre Aufgabe herangehen sollten.“ Erstellt haben die Kapitel die Fachlehrer in Gruppenarbeit.

Anschließend hat der Medienkurs von Andrea Gohla die Vorlagen in Form gebracht, ehe die Deutschlehrer zum Schluss fürs Korrekturlesen zuständig waren. Dana Hulgaard: „Damit garantieren wir, dass alle Schüler auf dem Weg zum Abitur nach gleichen Standards arbeiten. Die erste Fassung wird derzeit überarbeitet: „Hier fließen viele Erfahrungswerte ein.“

Von den musikalischen Talenten der Schüler und Lehrer können sich die Besucher am heutigen Freitag beim Weihnachtskonzert überzeugen. Diese Veranstaltung mit 200 Mitwirkenden um 18 Uhr in der Aula gehört zu den Ergebnissen einer Kooperation mit der Kreis- musikschule. Start dafür war die Projektwoche des Gymnasiums im Sommer mit 34 Schülern, die an drei Vormittagen Instrumentalunterricht bekamen. Später stellte die Kreismusikschule dem Gymnasium Leihinstrumente (Saxophone, Trompeten, Posaunen, Drum Sets) zur Verfügung. Was daraus geworden ist, wird beim Konzert zu hören sein: „Ich freue mich drauf“, sagte der Schulleiter. Damit ist die Pallette der außerschulischen Angebote noch nicht erschöpft. Hinzu kommen unter anderem: Schlagwerk, Oberstufen-Chor, Theater AG, Schülerzeitung, Keramik, Volleyball.

Ansonsten steht die Gymnasium-Kultur auf drei Säulen: dem Roland-Cup der Volleyballer, der Rolandgalerie mit der nächsten Ausstellung ab 17. Januar und dem Rolandlauf jedes Jahr im September mit fast 500 Teilnehmern aus ganz Sachsen-Anhalt. Der Sportunterricht findet außerhalb des Schulgeländes im Flickschupark statt. Die 500 Meter bis dorthin absolvieren die Schüler zu Fuß: „Für die meisten ist es völlig okay, sich zwischendurch die Beine zu vertreten“, meint Schülerin Göring.

„Schritt für Schritt sanieren wir die Schule seit 25 Jahren“, erklärt Bernd Girke vom Landkreis. Gut sichtbar geschehen ist dies auf dem Schulhof und dem Schulumfeld – beide sind komplett umgestaltet worden. Reserven gibt es noch an Haus II. Immerhin gab es hier bereits die Sanierung der Aula im ursprünglichen Erscheinungsbild mit historischem Stadtwappen. Wlan ist eingerichtet, in Kürze folgt die Erhöhung der Datenrate per Richtfunk. Gelungen ist der neue Schulhof mit teilweiser Pflasterung, parkplatz und Öffnung zur Klosterstraße.