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Soziales Pflichtjahr Feuerwehr will aus der Notlage

Kreisbrandmeister Walter Metscher setzt Hoffnung auf ein Soziales Pflichtjahr. So könnten die Personalprobleme in Burg entspannt werden.

Von Thomas Pusch 09.12.2019, 00:01

Burg l Ob es nun „Deutschlandjahr“, „Dienstpflicht“ oder „Soziales Pflichtjahr“ heißen wird, steht noch nicht fest. Letztlich steht auch überhaupt nicht fest, ob es überhaupt kommen wird. Fakt ist aber, dass die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer die Diskussion um einen neuen Zivildienst für alle in Gang gebracht hat. Und Fakt ist auch, dass Kreisbrandmeister Walter Metscher begeistert davon wäre, würde ein solches Jahr kommen.

„Das ist ein ganz wichtiges Thema für uns, letztlich würde ich es auch begrüßen, wenn die Wehrpflicht wieder eingeführt wird“, sagte er im Gespräch mit der Volksstimme. Davon hätten die freiwilligen Feuerwehren in der Vergangenheit nämlich unheimlich profitiert.

Wer den Dienst an der Waffe verweigern wollte, hatte neben den klassischen Alternativen des Zivildienstes im Krankenhaus oder einem Altenheim auch die Möglichkeit, den Dienst in einer Hilfsorganisation abzuleisten. Das galt dann für die Dauer von sieben Jahren und neben anderen Organisationen wie dem Technischen Hilfswerk konnte man sich auch einer freiwilligen Feuerwehr anschließen.

Und die Wehrpflichtigen hätten die sieben Jahre auch richtig ernst genommen. In einem kleinen Heft – „Wir haben es Muttiheft genannt“ – wurden die Sollstunden verzeichnet. Doch viele leisteten noch viel mehr. „Wir haben einige Führungskräfte daraus gewonnen, weil viele auch nach den sieben Jahren dabeigeblieben sind“, erzählte Metscher.

Die mussten die Ausbildungen absolvieren wie jedes andere Mitglied der Feuerwehr auch. Manche hätten nach dem Lehrgang zum Truppmann oder Truppführer entschieden, dass es reicht, andere hätten aber weitergemacht, seien Gruppenführer geworden oder Maschinist, Gerätewart, Pressluftatmer. „Es gibt viele atttraktive Möglichkeiten“, fasste Metscher zusammen.

Viele hätten auch nicht nur die Ausbildungsmöglichkeiten schätzen gelernt. „Sie haben die Kameradschaft als schön empfunden, dass man sich gegenseitig hilft und irgendwie ganz anders aufgehoben fühlt als an einem normalen Arbeitsplatz, sind einfach mit Spaß bei der Sache gewesen“, zählte der Kreisbrandmeister auf.

Ihm gefällt die Idee eines verpflichtenden Jahres sehr gut, nicht nur, weil so neues Personal in die Feuerwehren kommen könnte. Es würde den jungen Leuten die Möglichkeit geben, zu lernen, im gesellschaftlichen Leben eine wichtige Aufgabe zu übernehmen. Vielen würde heutzutage ein einfaches „Guten Tag“ gar nicht mehr über die Lippen kommen, das Smartphone sei viel zu oft der Dreh- und Angelpunkt.

Die Personalsituation sei derzeit teilweise katastrophal. Früher sei es bei einem kleineren Brand ausreichend gewesen, die örtliche Feuerwehr zu alarmieren. Doch auf den Dörfern sei in der Woche tagsüber die Einsatzbereitschaft überhaupt nicht mehr gegeben. „Das ist bei 70 Prozent so“, nannte Metscher eine konkrete Zahl.

So müssten also mehrere Feuerwehren durch die sogenannte Renzdezvous-Alarmierung zusammenkommen, um einen Brand bekämpfen zu können. Jüngst beim Dachstuhlbrand in Klein Mangelsdorf seien es zehn Wehren, von manchen seien nur zwei oder zwei Einsatzkräfte gekommen.

Bei Unfällen auf der A 2 habe sich die Situation mittlerweile ähnlich verschärft, auch dorthin würden Wehren alarmiert, die weit weg von der Autobahn seien, aber das mangelnde Personal auffüllen müssten. „Uns fehlen eben nach wie vor die großen Wirtschaftsbetriebe“, meint Metscher und blickt ein wenig neidisch in Richtung Brandenburg, „so ein Betrieb wie Tesla, das wär's“.