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Trauer Stadthistorikerin Karin Hönicke verstorben

Burg verliert eine engagierte Stadthistorikerin: Im Alter von 80 Jahren ist Karin Hönicke verstorben.

Von Mario Kraus 01.07.2019, 01:01

Burg l Sie wollte sich noch beeilen, hatte so viel mitzuteilen... Karin Hönicke wusste, dass dafür nicht mehr viel Zeit bleiben wird. Mitte Mai 2019 nahm sie alle ihre Kräfte zusammen und ging mit Stadtführern, die sie selbst ausgebildet hatte, noch einmal durch Burg. Zu jedem Haus wusste die profunde Kennerin der Ihlestadt noch Daten oder Fakten zu erzählen, die der Gruppe neu waren. Jeder schrieb wissbegierig mit. Das war ein Bild mit Seltenheitswert. Für das Foto, das wenige Tage später in der Volksstimme erschien, bedankte sie sich noch ganz herzlich. Sie bezeichnete unser Gespräch als Abschiedstelefonat.

Zu gern hätte sie noch Führungen unternommen. Es war ihr nicht mehr vergönnt. Am 25. Juni ist Karin Hönicke im Alter von 80 Jahren gestorben.

Burg hat ihr viel zu verdanken. Manchen Wert wird man erst in Jahren ermessen können, wenn es die Generation derjenigen nicht mehr gibt, die mit Schuhfabrik oder Walzwerk aufgewachsen sind, die in der Ihle noch gebadet und den Wandel der Gesellschaften miterlebt haben. Karin Hönicke war hier verwurzelt, konnte zu jeder Straßenecke oder Industriebrache eine Geschichte erzählen, die fest an die mittelalterliche Historie der Stadt anknüpft. Das allein versetzte manchen Zuhörer ins Staunen.

Und wenn auch der „Rote Stern“ in Burg die Wende nicht überlebt hat, so hat die ehemalige Entwurfsmodelleurin und Berufsschullehrerin doch maßgeblich mit dafür gesorgt, dass das Schusterherz in Burg nicht aufgehört hat zu schlagen. Die umfangreiche und detailbehaftete Ausstellung in den Räumen des Heimatvereins, dessen Mitglied sie leidenschaftlich gern war, geht auf ihr Engagement zurück. Es ist ihr gelungen, viele Wissenslücken schließen können, die mit dem Firmengründer Tack verbunden waren. Sogar ein Buch über 110 Jahre Tack hatte Karin Hönicke 2005 herausgegeben. Eine Fleißarbeit sondergleichen.

Ihr größter Verdienst indessen ist mehr als nur eine Fußnote in der Geschichte Burgs. Karin Hönicke schaffte es, dass die Kreisstadt erstmals Mittelpunkt einer internationalen Tagung wurde. Im Oktober 2012 trafen sich Rechtshistoriker und andere geschichtsinteressierte Fachleute für zwei Tage, um die Bedeutung des Burger Landrechts herauszuarbeiten. Für Karin Hönicke bedeutete diese Konferenz vor allem Klinkenputzen und Sponsoren gewinnen. Das Mammut-Projekt hatte sie schließlich nach jahrelanger Vorbereitung gestemmt. Angesehene Wissenschaftler lernten Burg und Schartau kennen und tauschten ihre Erfahrungen aus. Für dieses Engagement wurde sie zehn Jahre nach ihrem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt auch für die Volksstimme-Leserwahl „Du bist spitze!“ nominiert. Dass sie sich darüber sehr gefreut hat, wissen manche Kollegen, die dabei waren, nur zu gut. Rastlos bis zuletzt ist sie Burg treu geblieben.