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Vehlitzer Dorfhaus Kohlen schleppen bald passé

Alte Heizung und unzureichende Sanitäranlagen gehören im Vehlitzer Dorfhaus bald der Vergangenheit an.

Von Thomas Schäfer 27.10.2020, 05:00

Vehlitz l Möchte man derzeit im Gemeindezentrum Vehlitz eine Veranstaltung in kalter Jahreszeit durchführen, muss man etwa zwei bis drei Tage vorher anfangen zu heizen. Einfach an einem Thermostat an der Heizung zu drehen, ist nicht möglich, denn eine moderne Heizungsanlage sucht man in dem denkmalgeschützten Gebäude in der Ernst-Thälmann-Straße 49 vergebens. Stattdessen befinden sich im zentralen Kulturraum und im angrenzenden ehemaligen Bürgermeisterzimmer Nachtspeicheröfen. Über 40 Jahre alt, Baujahr 1975, DDR-Standard.

„Wenn wir für eine Veranstaltung auch noch die Küche benötigen, müssen wir zusätzlich Kohlen schleppen und den Ofen anheizen“, ergänzt Ortsbürgermeister Hartmut Specht. In der Küche befindet sich noch ein alter Kachelofen. Ein Zustand, der wenig befriedigend ist, ebenso, dass es im gesamten Haus nur eine einzige Toilette gibt.

„Das ist bei größeren Veranstaltungen, wie Erntedankfest oder ähnlichem, nicht sonderlich schön, wie man sich denken kann“, sagt Hartmut Specht. Hinzu kommt, dass der Zugang zum Gebäude nicht barrierefrei ist, was gerade für ältere Bürger, die an Kulturveranstaltungen teilnehmen möchten, nicht förderlich ist. Sie müssen eine Treppe in den ersten Stock überwinden. Doch all das wird bald der Vergangenheit angehören.

Die Stadt Gommern hat über das LEADER-Programm einen Fördermittelantrag gestellt, der nun bewilligt wurde. „Das Dorfgemeinschaftshaus in Vehlitz ist ein repräsentatives, großbäuerliches Wohnhaus aus der Gründerzeit. Das ortsbildprägende Gebäude ist der zentrale Ort des gemeindlichen und kulturellen Lebens in Vehlitz, und wir haben uns nunmehr dazu entschlossen, es als Gemeindezentrum weiterzuentwickeln“, ist dazu von Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein zu erfahren.

„Da es Sitz des Ortsbürgermeisters ist, Treffpunkt und Begegnungsstätte der Bürger für Veranstaltungen wie Ortsversammlungen, Veranstaltungen der Vereine, Mehrgenerationentreff, Spieleabende, Bastel- und Singnachmittage, Erntedankfest für Jung und Alt und auch als Seniorentreff für Rentnerweihnachtsfeier oder Kaffeenachmittage genutzt wird, ist es stets mit Leben gefüllt“, führt Hünerbein weiter aus.

„Um das Miteinander der Generationen im ländlichen Raum sowie die dörfliche Gemeinschaft zu erhalten und zu unterstützen, ist es unseres Erachtens nach erforderlich, die Nutzung des Gebäudes zu optimieren, sodass ältere Menschen und junge Familien mit Kindern die Versammlungsräume auch weiterhin nutzen können. Unser Ziel ist es, dass die älteren Bürger möglichst lange in ihrem gewohnten Wohnumfeld bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten wird die öffentliche Daseinsfürsorge in der Ortschaft Vehlitz unterstützt“, erläutert Jens Hünerbein das Ansinnen hinter der geplanten Sanierung.

Wunsch und Finanzierung stehen sich aber oftmals diametral gegenüber. Aus eigener Stadt-Kasse wäre es nahezu undenkbar, so ein Vorhaben umzusetzen. Es geht letztlich um Rückbau der Nachtspeicheröfen und Kohleöfen sowie den Einbau einer kompletten Heizungsanlage für die untere Etage und einer weiteren Toilettenanlage. Weiterhin ist im Treppenhaus der Anbau eines Treppenliftes sowie die Schaffung einer barrierearmen Zuwegung zum Gebäude vorgesehen. Zur brandschutztechnischen Sicherung sollen der Heizraum und der Eingang zum Keller mit Brandschutztüren versehen werden. Die daraus resultierenden Maurer-, Maler-, Elektro- und Fußbodenarbeiten nicht zu vergessen.

„Im Rahmen des Leader-Förderprogramms haben wir daher einen Antrag auf Förderung der Baumaßnahmen gestellt, der positiv beschieden wurde. Darüber freuen wir uns sehr“, gibt Jens Hünerbein zu Protokoll.

Die kompletten Arbeiten am Gemeindehaus wurden auf 142 186,54 Euro kalkuliert. Davon werden 94 768,81 Euro durch das Leader-Programm übernommen. Bleiben 47 417,73 Euro, die Gommern selbst stemmen muss.

„Damit hatten wir im Vorfeld schon geplant, und im Jahr 2019 schon eine kleinere Summe für die Vorplanung der Maßnahme im Haushalt eingestellt - die in den 47 000 Euro enthalten ist. Die restlichen Gelder sind im Haushalt 2020 und 2021 eingestellt“, so Jens Hünerbein.

Als nächstes erfolgt die Ausschreibung. „Wir hoffen, dass die Vergabe der jeweiligen Baumaßnahmen dann im November erfolgen kann und ein Baubeginn bereits im Dezember oder Januar möglich ist“, gibt Jens Hünerbein den Fahrplan vor.

Die Freude über den baldigen Umbau fällt bei Vehlitz’ Ortsbürgermeister Hartmut Specht erwartungsgemäß groß aus. Seit Jahren besteht der Wunsch, mehr Räumlichkeiten des Gebäudes zu nutzen. Das war aufgrund der Heizungssituation nicht möglich, da nur zwei Räume beheizbar sind - mit besagten Nachtspeicheröfen.

„Vor einigen Jahren wurde die Fassade unseres schönen Gemeindezentrums saniert, später wurde das Dach dicht gemacht, nun steht bald die Heizungsanlage an. Damit wird es uns endlich möglich, mehr als zwei Räume zu nutzen, unter anderem den schönen Wintergarten. Ganz zu schweigen von einer weiteren Toilette und dem Lift. Es eröffnen sich dadurch für das Dorfleben ganz neue Möglichkeiten“, freut sich Hartmut Specht.