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Vereinsarbeit Burger Wasserturm kriegt trockene Füße

Der Burger Wasserturm-Verein fiebert nach einer Havarie neuen Dielen entgegen.

Von Marco Hertzfeld 06.08.2018, 01:01

Burg l „Hier und dort ist die Brühe heruntergelaufen“, sagt Vorsitzender Marco Herbort und zeigt auf die Wände, die immer noch gezeichnet sind. „Es sah aus wie in einer Tropfsteinhöhle mitten im Wasserturm“, erinnert sich Stellvertreter Stefan Kiel. Ein Rohr in einem kleinen Raum hatte sich aus der Fassung gelöst und auf zwei Etagen für einen Schaden im fünfstelligen Euro-Bereich gesorgt. Die Dielen seien nicht mehr zu retten und sollen demnächst ausgetauscht werden. „Noch in diesem Jahr soll alles erneuert sein“, hofft Kassenwartin Heidi Brause. Der Wasserturm ist eine Herzensangelegenheit der drei waschechten Burger. Der gleichnamige Verein macht sich für das 1901 errichtete und unter Denkmalschutz stehende Bauwerk auf dem Weinberg stark.

Zwischen der vierten und fünften Ebene soll eine Plattform entstehen. Bislang können Besucher dort nur durch ein eher kleines Fenster schauen. Mit einer zusätzlichen Treppe wären mindestens noch zwei größere erreichbar. „Viele Gäste hoffen auf eine gute Aussicht. Wir könnten ihnen somit mehr bieten“, meint Herbort. Ein Architekt habe sich alles schon einmal angesehen. Der Verein ist optimistisch und hofft auf Fördergeld. Noch ist alles Zukunftsmusik.

Der Turm ist 46 Meter hoch. 167 Stufen führen nach oben, die letzten sind für Besucher tabu. Der örtliche Wasserverband, Eigentümer von Gelände und Turm, hat den Bereich oben an ein Mobilfunkunternehmen vermietet. „Mit unseren Plänen kommen wir der Antenne nicht in die Quere“, meint Kiel und schmunzelt.

Seine eigene Reichweite will der erst im Mai vergangenen Jahres gegründete Wasserturm-Verein nach und nach vergrößern. Dazu gehört ein Schulterschluss mit dem Magdeburger Verein „Widukinds Wächter“. Ende September wollen die Knappen und Ritter ihre Zelte am Wasserturm aufschlagen. „Sie möchten sich in Burg, der Stadt der Türme, ausprobieren“, verrät Herbort der Volksstimme schon einmal. Sind die Menschen begeistert, könnte daraus perspektivisch sogar ein alljährlicher Mittelaltermarkt werden. Die Wasserturmfreunde öffnen derzeit jedes Wochenende das Gelände, nicht zuletzt ein zusätzliches Angebot für Gäste der Landesgartenschau (Laga). An welchem der beiden letzten Septemberwochenenden Widukinds Wächter in Burg lagern, ist noch offen.

Mit dem Start der Laga im April öffnet der Wasserturm-Verein bereits jedes Wochenende das Tor auf dem Weinberg. „Im Schnitt kommen an Sonnabend und Sonntag insgesamt bis zu 300 Besucher“, rechnet Kiel vor. Den Turm, der vor gut 30 Jahren noch in Betrieb gewesen sein soll, geschlossen zu halten, wäre ein Frevel. „Die Leute sehen ihn schon von Weitem, er prägt das Stadtbild. Der Laboringenieur des Bereiches Wasser- und Bauwesen der Hochschule Magdeburg-Stendal zeigt zwischen 12 und 16 Uhr auch gern sein Modell eines Wassersturms und hofft auf den einen oder anderen Mitstreiter mehr. Der Verein zählt 57 Mitglieder. „Vom Kind bis zum mehr als 70-Jährigen ist alles dabei. Das Durchschnittsalter liegt bei 45 Jahren“, mein Vorsitzender Herbort, ein Erzieher, der 48 Lenze zählt.

Einst kümmerte sich der Heimatverein um den Komplex. „Nicht zuletzt aus Altersgründen konzentrierten sich seine Mitglieder auf andere Aufgaben.“ Damit das Gelände nicht weiter in Dornröschenschlaf verfällt, gründete sich aus der Facebook-Gemeinschaft „Burger Ansichten“ eine Projektgruppe. Die Frauen und Männer spuckten kurz entschlossen in die Hand, beseitigten Wildwuchs und räumten auf. Ende 2016 legte Eigentümer Wasserverband einen Nutzungsvertrag vor. Die Wasserturmfreunde unterschrieben. „Seitdem ist schon einiges passiert“, findet Herbort. Der Turm wird nachts von vier Punkten aus angestrahlt. Für das Projekt aus Leitungen und LED-Leuchten haben nicht zuletzt städtischer Bauhof und Verein an einem Strang gezogen.

Nach dem Wasserschaden sind die Räume durch eine Spezialfirma wochenlang getrocknet worden. Die Fotoausstellung in der zweiten Etage scheint völlig verloren. Das Erdgeschoss gehörte der lokalen Industriegeschichte. Exponate sollen möglichst bald aufbereitet und wieder präsentiert sein. „Wir lassen den Kopf nicht hängen, es geht weiter“, meint Kiel und mustert den 2005 sanierten Turm von außen. Dass dieser kein offizieller Anlaufpunkt für Laga-Besucher geworden ist, sei immer noch schade. Weil Fördergeld nicht wie erhofft floss, konnten die Wege zum Turm nicht barrierefrei gestaltet werden. „Wir sind ja trotzdem mittendrin. Bundesweit gibt es gut 1000 Wassertürme, der Burger ist einer der schönsten.“