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Virtuell Echte Liebe in der digitalen Welt

Zum Tag der virtuellen Liebe eine romantische Geschichte mit Happy End.

Von Madlen Bestehorn 24.07.2018, 10:00

Burg l „Mein Mann und ich haben uns 2008 über den damaligen Chat WhapAParty kennengelernt. Ich sah sein Foto mit seinen strahlend blauen Augen und war sofort hin und weg“, schreibt Nina Steinhorst via Facebook. Die Volksstimme hatte Leserinnen und Leser dazu aufgerufen, ihre Liebesgeschichte zu erzählen, die im Internet begonnen hatte. Wie Nina ergeht es Menschen überall auf der Welt – dank der Verbindung durch das Internet.

Denn wer sich verlieben will, muss heutzutage nicht einmal das Haus verlassen: Zahlreiche Plattformen bieten an, den perfekten Partner, quasi die Nadel im Heuhaufen, zu finden – durch ein oft mehrstufiges Verfahren, in dem die eigene Persönlichkeit genau analysiert wird. Was nach Aufwand klingt, erweist sich dennoch als beliebt.

Gaben 2013 nur 16 Prozent der Befragten an, den Partner online kennengelernt zu haben, sind es seit neuesten Statista-Umfragen aus dem Jahr 2017 bereits 21 Prozent. Statista ist ein deutsches Online-Portal für Statistik, das Daten von Markt- und Meinungsforschungsinstitutionen online zugänglich macht.

Anfangs hat Nina Steinhorst nicht damit gerechnet, dass ihr jetziger Mann Pattrick auch Interesse an ihr haben könnte. „Da hatte ich mich allerdings gewaltig getäuscht“, schreibt sie. „Wir schrieben hin und her, und Anfang August 2008 kam es zum ersten Date. Wir machten einen Spaziergang auf dem Rathenower Weinberg. Danach war es um uns geschehen und wir konnten es kaum erwarten, uns wiederzusehen“, erzählt sie weiter.

Dass zwei Menschen über eine Singlebörse oder Dating-App zueinander finden, hält Psychotherapeutin Beate Wilczynski aus Burg für wahrscheinlich. „Denn wenn wir uns die Mühe machen, auf Plattformen jemanden zu suchen, haben wir das Ziel, jemanden zu finden, der unser Bedürfnis nach Nähe erfüllt und zu uns passt“, erklärt sie. Sei der Funke erst einmal übergesprungen, versuchten die meisten Menschen mit großem Einsatz, die Beziehung auch gelingen zu lassen, sagt die Expertin weiter.

Seit August 2008 sind Nina und Pattrick offiziell ein Paar, im November 2009 wurde ihr erstes Kind geboren. 2010 heirateten beide und vier Jahre später kam ihr zweiter Sohn zur Welt. „Das machte unser Glück komplett“, schreibt Nina Steinhorst. Beate Wilczynski weiß, dass 90-95 Prozent der Kommunikation (in einer Beziehung) nonverbal ablaufen, also ohne den Einsatz von Sprache. Viel entscheidender seien die Körpersprache – Gestik, Mimik, Tonfall – und auch andere Sinne, wie etwa der Geruchs- oder Geschmackssinn. Erst diese würden darüber entscheiden, ob wir jemanden „gut riechen können“ oder nicht.

Daher könne es besser sein, rät die Expertin, die Online-Kommunikation relativ kurz zu halten, nicht länger als ein Vierteljahr. Dann sollte man zumindest zum Telefonieren oder einem richtigen Treffen übergehen, um nicht zu viele Emotionen zu investieren und dann vom realen Partner enttäuscht zu sein.

Eine Studie von Stephanie und John T. Cacioppo der Universität Chicago hatte bereits 2013 ergeben, dass aus Online-Dates oftmals stabile, dauerhafte Beziehungen entstehen. Dazu hatten die beiden Neurowissenschaftler 19 100 Paare befragt und ihre Antworten ausgewertet.

Ob diese Studie aber auf sämtliche Formen des Online-Datings anwendbar ist, wurde nicht untersucht. Ebenso, welche Zeitspanne genügt, um von einer langlebigen Beziehung zu sprechen.

Doch Psychotherapeutin Beate Wilczynski argumentiert: „Entgegen der allgemeinen Annahme, dass man es online nur dann versucht, wenn man zuvor offline versagt hat, hängt der Erfolg vor allem von der sozialen Kompetenz ab.“ Dazu zählen Eigenschaften wie Empathie, also Einfühlungsvermögen, Selbstwertgefühl, Respekt, aber auch Kritikfähigkeit.

„In allen Beziehungen, die gelingen, weisen die Partner jeweils ein hohes Maß an Sozialkompetenz auf. Ob sie sich online oder offline kennenlernen, macht dabei keinen Unterschied“, so die Therapeutin.

Auch online könne bereits emotionale Nähe hergestellt werden – wenn sich die Partner über Wünsche, Träume und Gefühle austauschen. Gefährlich werde es dann, wenn die Vorstellung vom anderen unrealistisch sei. „Wenn ich das einzige Ziel verfolge, meinen Traummenschen zu finden, kaufe ich mir Frustration und Enttäuschung ein“, sagt Beate Wilczynski.

Nina Steinhorst, die ihren Pattrick im Internet gefunden hat, zog am Ende in der wirklichen Welt vom Brandburgischen Rathenow ins Jerichower Land. Dazu schreibt sie: „Im September 2008 zog ich in das schöne Jerichower Land zu meinem Liebsten in unser jetzt gemeinsames Haus.“ Nach diesem Kompromiss war sie sich sicher: „Trotz mancher Tiefen und Höhen halten wir immer zusammen und geben niemals auf und sind uns sicher, gemeinsam alt zu werden.“