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Schule im Jerichower Land Wie geht es mit der Schulsozialarbeit weiter?

2024 beginnt eine neue Förderperiode der Schulsozialarbeit. Dann muss sich der Landkreis zu 20 Prozent an den Kosten beteiligen, damit weiter Fördermittel fließen. Wird das passieren?

Von Stephen Zechendorf Aktualisiert: 07.07.2023, 15:01
Schulsozialarbeit hat viele Facetten und ist für die meisten Schulen nicht mehr wegzudenken.
Schulsozialarbeit hat viele Facetten und ist für die meisten Schulen nicht mehr wegzudenken. picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Burg - Im Sommer kommenden Jahres läuft die aktuelle Förderperiode der Schulsozialarbeit aus. Wenn sie dann für weitere vier Jahre fortgesetzt werden soll, muss sich der Landkreis zu 20 Prozent an dem von der EU geförderten Projekt beteiligen. Noch weitreichender wird eine Entscheidung 2028 sein.

Derzeit wird das Projekt mit dem Titel „Schulerfolg sichern“ zu 60 Prozent aus dem Europäischen Sozialfonds finanziert, die restlichen 40 Prozent bezahlt das Land. Ursprünglich sollte die neue Kostenteilung schon ab 2021 gelten, doch nach Protesten aus den Kommunen lenkte das Land ein.

Sechs Millionen Euro zahlt das Land im Jahr für die rund 370 Schulsozialarbeiter in Sachsen-Anhalt. Nun hat der erste Landkreis beschlossen, sich nicht an der Kofinanzierung zu beteiligen. Der Stendaler Kreistag stimmte dagegen. Der Landkreis hatte signalisiert, dass bei einem Haushaltsloch von 15 Millionen die 20 Schulsozialarbeiterstellen nicht mitzufinanzieren seien.

Kassen des Landkreises sind eigentlich leer

Auch im Jerichower Land wurde ein Haushalt mit roten Zahlen verabschiedet. Das Defizit beträgt hier rund elf Millionen Euro. Kathrin Tittel, Leiterin der Netzwerkstelle Schulsozialarbeit, ist dennoch optimistisch, dass die 16 Stellen im Landkreis mitfinanziert werden. „Der Kreis hat sich immer sehr kooperativ verhalten, auch die 40-prozentige Finanzierung der Netzwerkstelle möglich gemacht“, sagt sie.

Ein leidenschaftliches Plädoyer für die Schulsozialarbeit hält Petra Lubig, Leiterin der Förderschule Parchen: „Sie müsste fest installiert werden wie ein Schulleiter oder ein Pädagogischer Mitarbeiter, möglichst unbefristet und idealerweise als Stelle im Öffentlichen Dienst.“ Schulsozialarbeit sei eine ganz wichtige Säule in jeder Schulform. Problem seien die Förderperioden, vor jeder müsse ein neues Konzept geschrieben werden, und nicht für alle Schulsozialarbeiter sei klar, dass sie ihre Tätigkeit fortsetzen können.

„Das ist nicht lukrativ“, so die Schulleiterin. An ihrer Schule habe es schon den vierten Wechsel gegeben, weil sich eine lukrativere Stelle gefunden habe, „und wir sind erst seit neun Jahren dabei“.

Schulsozialarbeiter sind bisher immer noch „Projekte“ - nach 20 Jahren

Fast schon seit Anfang an dabei ist Schulsozialarbeiterin Nicole Voigt von der Sekundarschule Gommern. „Ich bin 2009 zum Projekt gekommen, habe die Schulsozialarbeit im Jerichower Land mit aufgebaut“, sagt sie. Für die Schule sei sie eine feste Größe, bedauerlich findet sie allerdings, dass Schulsozialarbeit immer noch ein Projekt ist.

„Die Themen sind so umfangreich, wir bilden hier in der Schule einen Querschnitt der Gesellschaft ab“, hat sie festgestellt. Lehrer hätten nicht die Zeit, sich so intensiv zu widmen. Zudem ist sie Sozialpädagogin und Familientherapeutin. „Wenn sich aber nach 20 Jahren niemand zu uns bekennt, wird die Schul-sozialarbeit wohl verschwinden“, fürchtet sie.

„Der Landkreis hält die Schulsozialarbeit für unentbehrlich“, so der zuständige Vorstand Henry Liebe gegenüber der Volksstimme. Daher würden die Mittel auch im Haushalt für 2024 eingestellt, wenn das Land, das eigentlich zuständig sei, darauf beharre.