Wir sind in der Region verwurzelt
Myke Schumburg (48) aus Menz ist seit 2007 Obermeister der Fleischer-Innung. Nach einer Ausbildung bei der PGH Ost in Magdeburg und später bei seinem Großvater Otto Schumburg in Menz bekam er 1985 seinen Meisterbrief. Schumburg führt seinen Betrieb in vierter Generation, ist verheiratet und hat zwei Kinder (Christopher, 25, und Desireé, 18). Redakteur Falk Heidel sprach mit ihm über die Situation des Fleischerhandwerks.
Volksstimme: Herr Schumburg, was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?
Myke Schumburg: Es gibt keinen schöneren. Wir ernähren die Menschen mit unserer Hände Arbeit. Da trägt jeder einzelne Mitarbeiter eine ziemlich hohe Verantwortung. Faszinierend ist aus meiner Sicht auch die Technik, mit der wir tagtäglich arbeiten.
Volksstimme: Welche Voraussetzungen muss ein Mensch mitbringen, um ein guter Fleischer zu sein?
Schumburg: Er muss selber gern Fleisch essen. Ein vegetarischer Metzger macht keinen Sinn. Auch das Auge spielt eine Rolle. Weil die Farbe unserer Produkte oft mitentscheidend ist für Erfolg oder Misserfolg.
Volksstimme: Wo liegen die Unterschiede zur Zeit vor der Wende?
Schumburg: Mit den bescheidenen Mitteln damals haben die Fleischer hierzulande tolle Sachen hergestellt. Hinzu kommt, dass das Fleisch seinerzeit eine viel höhere Qualität hatte.
Volksstimme: Warum?
Schumburg: Früher sind den Tieren oft auch Haushaltsabfälle gefüttert worden. Die Feldfrüchte sind in gleicher Qualität für Mensch und Tier geerntet worden. Zudem war die Mastgeschwindigkeit nicht annähernd so heftig wie heute. Je länger die Schweine im Stall stehen, umso ausgereifter ist das Fleisch. In der Verarbeitung wurden damals sehr viel weniger Hilfsstoffe gebraucht.
Volksstimme: Sind die Zeiten für das Handwerk härter geworden?
Schumburg: Natürlich. Überlebt haben diejenigen, die die DDR-Mentalität abgelegt und begonnen haben, kundenorientiert zu arbeiten. Dennoch ist es heute für einige Betriebe schwierig, die Nachfolge zu regeln.
Volksstimme: Wo hat der Kleinbetrieb seine Stärken gegenüber der Massenproduktion?
Schumburg: Jede Firma muss ihren Platz auf dem Markt suchen und behaupten. Die kleinen Betriebe müssen sich ein Alleinstellungsmerkmal erarbeiten. Verloren hat, wer versucht der Industrie und den Supermärkten mit seinen Produkten hinterherzuhecheln.
Volksstimme: Stimmen die politischen Rahmenbedingungen?
Schumburg: Kein bisschen. Wir Handwerker sind in der Region verwurzelt. Aber wer Förderanträge stellt, steht meist vor unüberwindbaren Hürden. Bei der Industrie ist die Politik sehr viel großzügiger. Augenscheinlich sitzen zu wenige Handwerker in den politischen Gremien.