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Radwegebau Zähes Ringen um drei Kilometer

Die Ortschaftsräte drängen auf den Radwegebau zwischen Ihleburg und Parchau. Der Landkreis sieht keinen finanziellen Spielraum.

Von Mario Kraus 12.06.2020, 01:01

Ihleburg/Parchau l „Wenn wir etwas wollen, dann müssen wir auch sagen, warum wir es brauchen – und das muss Hand und Fuß haben“, sagte Parchaus Ortsbürgermeister Lutz Wernecke bei der gemeinsamen Sitzung der Ortschaftsräte Parchau und Ihleburg. Konkret sprach er damit den schon länger geplanten Radweg an, der an die Radverbindung Burg-Parchau anknüpfen und Ihleburg mit dem Radwegenetz des Jerichower Landes verbinden soll. „Der angedachte Radweg macht Sinn und kommt dennoch im Radwegenetzplan des Landkreises nicht vor“, stimmten Axel Rojahn, Ortsbürgermeister von Ihleburg, und Parchaus Ortschef Wernecke auf das Thema ein.

Dabei sei jetzt die Situation günstig, sagen die Bürgervertreter, soll doch entlang der die Ortschaften verbindenden Kreisstraße eine Stromleitung neu verlegt werden. Von Vorteil wäre es, „wenn im Zuge der Bauarbeiten die Trassenführung gleichzeitig für den Radweg genutzt wird“. Laut Wernecke und Rojahn wäre die Weiterführung des Radweges bis zur Schleuse Ihleburg das I-Tüpfelchen des Ausbaus. „Dann wären wir auch an den Elbe-Havel-Radweg angeschlossen“, so die Dorfchefs. So sei es doch grotesk, sagt Ihleburgs Ortschef Rojahn, dass der Heimatverein an der ehemaligen Schleuse ein Radwanderer-Rastplatz eingerichtet habe und es keinen Radweg dorthin gibt. „Das muss geändert werden, und vieles spricht dafür“, so Rojahn.

Auf jeden Fall sind die Bürgervertreter mit dem weiterführenden Vorschlag der beiden Ortschefs einverstanden, denn viele Einwohner nutzen die Straße, um von Ihleburg in das benachbarte Parchau zu radeln und umgekehrt. Arbeitsverhältnisse und verwandtschaftliche Verbindungen ließen beide Ortschaften schon immer zusammenrücken – und das solle jetzt mit einem gemeinsam auf den Weg gebrachten Radweg symbolisiert werden.

Doch es gibt noch viele andere Gründe – und Wernecke zählt sie auf: Zum einen der Umweltschutzgedanke und Gesundheitsschutz, zum anderen die Änderung der Straßenverkehrsordnung mit ihren erhöhten Mindestabständen beim Überholen von Radfahrern durch Autos. „Sollte, wie es häufig der Fall ist, ständig Gegenverkehr herrschen“, so Wernecke, „dann trotten die Autos hinter den Radfahrern her und können nicht mehr vorbei“. Kommen dann noch, wie so häufig, landwirtschaftliche Fahrzeuge dazu, sei die Straße dicht. Schon jetzt werde die Kreisstraße regelmäßig als Umleitungsstrecke genutzt, wenn etwa die Bundesstraße 1 bei Hohenseeden durch Unfälle gesperrt sei, so Axel Rojahn. Er spricht aus Erfahrung: Dann komme auf Radfahrer die Gefährdung durch erhöhtes Verkehrsaufkommen zu. „Hier liegt das Augenmerk ganz klar auf dem Sicherheitsaspekt“, betont Ihleburgs Ortschef. Er weiß von vielen Bürgern, die gern mit dem Rad nach Parchau fahren würden, jedoch aus eben diesen Sicherheitsbedenken dann doch lieber das Auto nehmen.

Der gefahrlose Radweg über den Elbdeich sei drei Kilometer länger und gerade ältere Leute empfinden das als eine Zumutung. Wernecke und Rojahn fassen zusammen: Ihleburg muss auch an den Elbe-Havel-Radweg, den Elberadweg und an die vorhandenen Radwege der Einheitsgemeinde Elbe-Parey angeschlossen werden, um das Wir-Gefühl mit den benachbarten Gemeinden zu stärken. „Für uns ist es zweitrangig, auf welcher Seite die Trassenführung verläuft“, betont Rojahn, und Wernecke fügt hinzu: „Es sollte nicht wieder 20 Jahre dauern – so wie der Radweg zwischen Burg und Parchau.“

Ob es tatsächlich noch so lange dauert, ist ungewiss. Der Landkreis, der für die Kreisstraße zuständig ist, sieht derzeit keine Chance, den Radweg zwischen beiden Orten fortzuführen, teilt Stefan Rauhut von der Pressestelle auf Nachfrage der Volksstimme mit. Aus mehreren Gründen: So sei nicht davon auszugehen, dass die „Verkehrsbelastung durch den täglichen Kfz-Verkehr“ nach geltenden Richtlinien den Bau eines Radweges rechtfertige. Nach Einschätzung des Landkreises werde erst ab einer höheren Verkehrsbelastung ein fahrbahnbegleitender Radweg empfohlen.

„Belastbare Verkehrszählungen liegen nicht vor, tendenziell ist aber anzunehmen, dass die Schwellenwerte für eine empfohlene Anlage eines neben der Fahrbahn geführten Radweges nicht erreicht werden“, so Rauhut.

Zudem verweist der Landkreis darauf, dass er als Straßenbaulastträger in der Verantwortung stehe, rund 240 Kilometer Kreisstraßen, Ortsdurchfahrten, Brücken und Durchlässe im Jerichower Land instand zu halten.

Angesichts immer geringer werdender Mittel, die der Landkreis für den Straßenbau vom Land erhalte, falle dies zunehmend schwerer und erfordere eine Prioritätensetzung.