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Zirkus-Schimpanse Berufung im Fall um Robby angenommen

Klaus Köhler, Direktor des Circus Belly, hat vor Gericht einen wichtigen Sieg im Kampf für seinen Schimpansen Robby errungen.

Von Emily Engels 29.01.2018, 00:01

Lüneburg/Genthin/Gommern/Zerbst l Als der Circus Belly mit dem 46-jährigen Menschenaffen seine Zelte vergangenen Sommer in Genthin, im Herbst in Zerbst und vor längerer Zeit in Gommern aufgeschlagen hatte, berichtete die Volksstimme mehrfach über den Kampf, den Zirkusdirektor Klaus Köhler seit Jahren gegen die Tierschutzaktivisten „Peta“ (People for the ethical treatment of animals; sinngemäß: Menschen für den ethischen Umgang mit Tieren) führt. Denn sie wollen, dass Robby den Zirkus verlässt und seinen Lebensabend in einer niederländischen Auffangstation fristet.

Doch was „Peta“ als Befreiung von Robby sieht und als „ein soziales Zusammenleben mit Artgenossen“ idyllisiert, ist Klaus Köhlers Horrorszenario. „Das wäre Robbys Tod“, sagt er. Doch gegen das damalige Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Lüneburg ging Klaus Köhler in Berufung.

Und das Kämpfen hat sich gelohnt: Am Mittwoch hat das OVG die Berufung angenommen. Schimpanse Robby darf zunächst einmal bei der Zirkusfamilie bleiben, bis das OVG endgültig über die Zukunft des Affen-Opas entscheidet.

Klaus Köhler äußerte sich dazu gegenüber der Volksstimme: „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.“ Obwohl er jetzt noch abwarten muss, wie sich das Gericht entscheiden wird, hat er erstmal Zeit gewonnen. „Es könnte sein, dass sie es schnell abwickeln. Das wäre mir eigentlich am liebsten, ich möchte die Sache gerne vom Tisch haben, wissen, woran ich bin“, so Köhler.

Seit 2011 zerren die Leute an ihm herum, beschreibt er. So habe „Peta“ eine derarte Stimmung gegen ihn verbreitet, dass er mit seinem Zirkus einige Städte gar nicht mehr besuchen darf. Köhler: „Man wird auf der Basis diskriminiert.“

Die Beurteilung von „Peta“ findet der Zirkusdirektor außerdem unsachgemäß. Bereits seit 2011 habe er die Beurteilung sogenannter Experten angezweifelt, im Juli sagte „Peta“ dann auf Anfrage der Volksstimme: „Wir haben zwar einige Biologen und Zoologen im Team, aber keinen ausgewiesenen Menschenaffen-Experten.“

Den hatte Klaus Köhler jedoch in Form von der Bremer Wildtierärztin und Menschenaffen-Expertin Alexandra Dörnath. „Ohne ihren Einsatz wäre Robby schon längst in der Auffangstation“, so Klaus Köhler.

Wildtierärztin Alexandra Dörnath hatte ein paar Tage mit dem Circus Belly verbracht und das Verhalten von Robby beobachtet. „So würde sich kein Affe verhalten, der sich nicht wohl fühlt.“ Für sie spricht auch Robbys Alter für sich. „Das Durchschnittsalter von Schimpansen liegt bei 30, höchstens 40 Jahren.“ Würde es Robby nicht gut gehen, würde er längst nicht mehr leben.“

Magdeburgs Zoo-Chef Kai Perret hatte Robby voriges Jahr in Bernburg besucht. „Robby wirkt tiefenentspannt“, sagt Perret. Dass Wildtiere seiner Ansicht nach nicht in den Zirkus gehören, das ist für den Zoo-Leiter unstrittig. Dennoch bezweifelt er, dass der „Schimpansen-Opa“ sich in einer Auffangstation zurecht finden würde. Niemand wisse, ob er fit genug sei, sich in einer fremden Schimpansengruppe einzugliedern. Aus eigener Erfahrung im Magdeburger Zoo weiß er, wie schwierig eine solche Eingliederung sein kann. „Das kann blutig – und im schlimmsten Fall tödlich enden.“

Klaus Köhler sieht in der angenommenen Berufung jetzt seine Chance. Er hat mittlerweile einige Experten auf seiner Seite. Köhler: „Frau Dörnath war jüngst auf einer Tagung mit Primatologen. Sie alle haben unterschrieben, dass Robby in unserer Familie – im Zirkus – bleiben muss.“