Theater Einfach ankommen
Michael Rapke ist Bariton und neu im Ensemble.
Halberstadt l Michael Rapke sieht gut aus. Er ist sympathisch. Und er ist seit dieser Spielzeit Ensemblemitglied des Nordharzer Städtebundtheaters.
Für den lyrischen Bariton ist es das erste feste Engagement mit all seinen Möglichkeiten für den Ausbau des gesungenen Repertoires. „In Halberstadt habe ich mich von Anfang an super gefühlt, und ich wusste irgendwie, heute klappts”, so sein Gefühl nach dem Vorsingen.
Proben seiner Sangeskunst gab Rapke inzwischen beim vielbejubelten Konzert „Halberstadt goes Hollywood” und als Joe Gillis, der männlichen Hauptrolle, im Musical „Sunset Boulevard“ von Andrew Lloyd Webber. Ein Stück, das aus seiner Sicht zu wenig durch das Publikum wahrgenommen wird, denn „das Stück hätte es verdient”. Die Rolle des erfolg- und mittellosen Drehbuchautors Joe Gillis in „Sunset Boulevard“ war für den Sänger ein „Feldversuch“. „Ich hatte vorher noch kein Musical gemacht. Und da das so gut geklappt hat, werde ich es weiter verfolgen“.
Dieses für alles offen zu sein, dieses, sich Schubladen zu widersetzen, scheint wie ein roter Faden seinen musikalischen Lebenslauf zu durchziehen. Abzulesen beispielsweise in der Stilvielfalt des Baritons, die vom Barockgesang über Oper und Lied bis hin zum professionellen Ensemblegesang reicht, und sicher auch in seinen Rollenverpflichtungen in Halberstadt in den kommenden zwei Jahren abzulesen sein wird. Denn Michael Rapke vermittelt das unbedingte Gefühl, dass er sich auf der Opernbühne, im Musical genauso wohl wie im kammermusikalischen Rahmen eines Liederabends fühlt.
Nicht umsonst ist sein Vorbild der Münchner Weltklasse-Bariton Christian Gerhaher, der als der Lied-Sänger schlechthin gilt.
Und dass Rapke nicht nur sehr viel Wert auf die gesangliche Qualität seiner Auftritte legt, sondern auch auf die darstellerische Qualität, war bereits in „Sunset Boulevard“ zu erkennen.
Erste Station seiner musikalischen Karrriere war der Windsbacher Knabenchor, in den er mit elf Jahren eintrat und mit dem, wie er erzählt, an die 560 Konzerte gegeben habe. Nach dem Schulabschluss gab es ein kurzes Schwanken. Vielleicht lieber romanische Sprachen studieren oder doch Journalist, vorzugsweise Musik- journalist, werden? „Egal was ich mache, ich singe“, wusste Rapke immer.
Ein zweijähriger Aufenthalt in Nancy im Rahmen eines Auslandspraktikums brachte dann die Klarheit. Auf den damals 21-Jährigen übte das Konservatorium (Conservatoire National de la Région de Nancy) die größte Zugkraft aus. Von Nancy führte ihn sein Weg an die Universität der Künste Berlin und zu Meisterkursen bei namhaften Gesangpädagogen.
Durch seine Mitarbeit in der einst von Yehudi Menuhin gegründeten Organisation Live Music Now brachte er zusammen mit anderen jungen Künstlern, die am Beginn ihrer Karriere stehen, Musik zu Menschen, die aufgrund ihrer Lebensumstände nicht in Konzerte gehen können.
Da Rapke in größeren Zeiträumen zu denken scheint, gibt er sich und seiner Stimme in Halberstadt Zeit sich zu entwickeln. „Nach einem Jahr ist man angekommen, im zweiten Jahr ist man richtig da”, sagt der Sänger und sieht das aktuelle Engagement als eine Zeitspanne an, in der er an seinen Aufgaben wachsen kann. „Für den Anfang ist es klug eingeteilt für mich.” Und ergänzt: „Wenn man das machen kann, was man kann, und was man am liebsten macht, ist man eigentlich am richtigen Ort”.
Der richtige Ort ist für den Bariton trotz aller Disziplin beim Rollenstudium, bei den Proben und Aufführungen im Theater aber auch die nähere und weitere Umgebung.
Denn neben Kochen gehört Wandern zu seinen Hobbys. Aus dieser Sicht sind für den aus der Fränkischen Schweiz stammenden 32-Jährigen beispielsweise das Bodetal, die Roßtrappe oder das Selketal reizvolle Orte.
Es gibt also viele Möglichkeiten, Michael Rapke zu begegnen. Vorzugsweise natürlich im Nordharzer Städtebundtheater. In der Oper „Rigoletto” von Guiseppe Verdi Die Premiere ist am Sonnabend, 7. November, um 19.30 Uhr im Großen Haus in Halberstadt.