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Sturmschäden 30.000 Festmeter Bruchholz nach "Paul"

Vier Reviere im Bereich Gardelegen sind besonders vom jüngsten Sturmtief betroffen. „Paul“ hebelte sogar sturmstabile Kiefern aus.

Von Gesine Biermann 13.07.2017, 03:00

Letzlingen l „Es war schon fast ein kleiner Tornado“, der am 22. Juni durch die Altmark gezogen sei, sagt Roland Sterner, stellvertretender Leiter des Betreuungsforstamtes Letzlingen. Anders sind die Bilder, die sich den Förstern und Waldbesitzern derzeit bieten, auch nicht zu erklären. „Selbst die sturmerprobten Kiefern“ hätten laut Sterner nicht standgehalten. Im Drömling habe es sogar Eichen entwurzelt. „Daran kann man sehen, welche enormen Kräfte da am Werk waren.“

Den Weg des Sturmes kann man anhand der Schneise gut nachvollziehen. Aus Richtung Norden kommend zog das Tief hauptsächlich durch den Westen der Einheitsgemeinde. Besonders betroffen sind die Reviere Berge, Solpke, Jerchel und Wannefeld. Hier hinterließ der Sturm rund 27.000 Festmeter Schadholz. In Gardelegen waren es zum Beispiel insgesamt nur zehn Festmeter. Im gesamten Bereich des Betreuungsforstamtes Letzlingen sind es im betreuten und nicht betreuten Wald rund 30.000 Festmeter, beziffert Sterner.

Ob es bei den bislang geschätzten Schäden bleibt, ist zudem noch nicht sicher. Denn auch der Hagel, den „Paul“ insbesondere im Bereich Jerchel mit sich brachte, könnte in den Kronen der Kiefern winzige Verletzungen hinterlassen haben, die dem gefürchteten Diplodia-Pilz ideale Eintrittsöffnungen bieten. Der Diplodia-Befall habe in den vergangenen Jahren nämlich „exorbitant zugenommen“. Bei Befall könne es bei starker Schädigung sogar zum Absterben des Baumes kommen. „Ob es wirklich zu Folgeschäden kommt, müssen wir beobachten“, macht Sterner klar. Positiv könnte sich hier die hohe Niederschlagsmenge in den vergangenen Tagen auswirken. Die Feuchtigkeit helfe den Kiefern nämlich, sich selbst zu sanieren und die Wunden in den Kronen zu schließen.

Derzeit geht es vorrangig um die Beseitigung der sichtbaren Sturmschäden. Dafür sorgen zwei Harvester im Auftrag der Forstbetriebsgemeinschaften in den Revieren für die schnelle Aufarbeitung des wertvollen Holzes, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Nach Kyrill 2007 und dem Schneebruch 2011 ist es innerhalb von zehn Jahren immerhin schon der dritte große Schaden, der den Waldbesitzern durch Naturgewalt entstand. Subjektiv empfinden viele Menschen deshalb eine Häufung solcher Ereignisse. Dennoch rät Sterner, mit Begriffen wie Klimawandel als alleinige Ursache nicht allzu leichtfertig umzugehen. „In Bezug auf das Klima sind selbst hundert Jahre nicht viel“, macht der Experte klar, „solche Stürme passieren immer mal wieder.“ Deshalb sehe er für Waldbesitzer auch keinen Grund, langfristig auf andere Baumarten auszuweichen (Morgen: Schäden in der Landwirtschaft).