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Kinderbetreuung auf dem Prüfstand AfD kritisiert Arbeit der Kita-AG in Gardelegen: Nicht gekümmert?

Die AfD-Stadtratsfraktion kritisiert die Arbeit der Kita-AG und behauptet, die Mehrzahl der Mitglieder habe sich bislang „einfach nicht gekümmert“. Was sich jetzt ändern soll...

Von Stefanie Herrmann 09.10.2024, 17:34
Die Kitas in Gardelegen stehen auf dem Prüfstand. Die dafür eingesetzte Arbeitsgemeinschaft hat innerhalb von 1,5 Jahren sechs Einrichtungen besucht.
Die Kitas in Gardelegen stehen auf dem Prüfstand. Die dafür eingesetzte Arbeitsgemeinschaft hat innerhalb von 1,5 Jahren sechs Einrichtungen besucht. Symbolfoto: picture alliance/dpa

Gardelegen. - Als im Frühjahr 2023 die Schließung des „Wichtelstübchens“ in Berge im Raum stand, kochten die Emotionen hoch. In Gardelegens Stadtrat wurde viel diskutiert – und schließlich beschlossen, eine Kita-AG ins Leben zu rufen, die sich einen Überblick über alle Einrichtungen verschaffen sollte: Welche Besonderheiten haben die Kitas, wo und in was ist am dringendsten zu investieren – und in der Folge eben womöglich auch: Wo lohnt sich der Erhalt und wo nicht? In den Augen der Mitglieder der AfD-Fraktion ist in den anderthalb Jahren seit Bestehen der AG aber offensichtlich zu wenig passiert. Sie haben nun einen Antrag auf Umbesetzung für eine „bessere Arbeitsweise“ gestellt.

In der Einheitsgemeinde gibt es 24 Kindertageseinrichtungen, darunter neun Kindertagesstätten, drei Krippen, vier Kindergärten und acht Horte. Besichtigt wurden von den AG-Mitgliedern bisher die Kitas Rappelkiste Solpke, Entdeckerland Lindstedt, Schlumpfenvilla Jeseritz, Pusteblume Miesterhorst, Wichtelstübchen Berge und Heideblümchen Letzlingen.

Treffen für Zwischenbericht zu den Kindertageseinrichtungen abgesagt

Bürgermeisterin Mandy Schumacher erklärt dazu, es sei von vornherein klar gewesen, dass das Verfahren aufgrund der Vielzahl der Einrichtungen lange dauern würde. Allerdings sollte bereits am 6. Juni 2024 ein Treffen der Fraktionsmitglieder stattfinden, um einen Zwischenbericht zu erstellen. Der Termin wurde abgesagt, ein neuer nicht festgelegt. „Somit ist nicht bekannt, ob schon eine Prioritätenliste durch die Fraktionsmitglieder festgelegt wurde“, betont Schumacher.

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Sie verweist aber auch darauf, dass sich die AG selbst organisiere. Die Verwaltung lade nur zu den Treffen ein, nachdem sich die AG auf einen Termin geeinigt habe, und stelle die Unterlagen (z. B. pädagogische Konzeption, aktuelle Belegung, Anzahl der Beschäftigten, Brandschutzprotokolle, Einschätzung des baulichen Zustandes) zur Verfügung, sowie das Beratungsprotokoll im Ratsinformationssystem. Bei den Treffen seien Verwaltungsmitarbeiter anwesend, um Fragen zu beantworten.

Stadtrat Sebastian Koch kritisiert personellen Aufwand

Stadtrat Sebastian Koch (AfD) ist Mitglied der Kita-AG, die außerdem besetzt ist mit je drei SPD- und CDU-Fraktionsmitgliedern und zwei Mitgliedern der Linken. Ein zu großer personeller Aufwand, findet Koch. Außerdem kritisiert er den Turnus der Treffen, die nur alle zwei, drei Monate einmal stattfinden würden. Sein Vorschlag: Jede Fraktion schickt nur einen Vertreter, der nicht immer der gleiche sein müsse. So seien häufigere Treffen möglich, die Liste könne schneller abgearbeitet werden.

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Koch selbst war allerdings nach eigener Aussage auch nur bei wenigen Treffen dabei, schickte sonst als Vertreterin Sabine Dippner, die als sachkundige Einwohnerin langjährige Erfahrung als Erzieherin habe. Er habe bei seiner Teilnahme nicht das Gefühl gehabt, dass die AG viel bewirke. „Alle, die dabei sind, sind das sicher aus ehrbaren Gründen. Aber gut gedacht, ist nicht gut gemacht“, beanstandet er beispielsweise, dass jedes Mal ein neuer Vorsitzender gewählt werde. „Es ist Chaos, man weiß nicht mal, wer ist jetzt überhaupt gerade Vorsitzender und wer legt den neuen Termin fest?“

AfD schlägt neuen Vorsitzenden vor

Die AfD, die in ihrem Antrag den Vorwurf äußert, dass „sich einfach nicht gekümmert wird seitens der Mehrheit der teilnehmenden Stadträte“, schlägt Dirk Kuke als neuen AG-Chef vor – dauerhaft. Als Fraktionsloser sei er neutral und habe langjährige Erfahrung als Leiter der früheren Kita-AG.

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Kuke erklärt auf Volksstimme-Anfrage, er sei zu einer Mitarbeit bereit und auch für weniger Mitglieder: „Viele Köche verderben den Brei. Man hört nichts mehr von der AG, aber wir brauchen Ergebnisse.“ Er sei dafür, das Thema im Sozialausschuss zu besprechen.

Kita-Leiterin sieht Vorteil in größerer Kita-AG-Besetzung

AG-Mitglied Petra Müller (SPD), selbst Kita-Leiterin, widerspricht der „Viele-Köche-Theorie“. Der eine würde auf bauliche Dinge achten, der andere auf pädagogische. „Jeder hat eine andere Kernkompetenz. Die Vielfalt macht es.“ Als ineffizient empfinde sie die Zusammenarbeit nicht: „Das ist doch eine verantwortungsvolle Aufgabe. Es sind die künftigen Erwachsenen, die dort geprägt werden.“ Dabei seien in Zeiten knapper Kassen auch unangenehme Entscheidungen zu treffen, „aber wir müssen uns dem stellen.“

Anja Rohrdiek (CDU) weiß um die Schwierigkeiten: „Mit den Kindertagesstätten sind immer auch Emotionen verbunden. Niemand will ein vorschnelles Urteil fällen und ganz sicher will auch kein Stadtrat gern eine Kita schließen. Deshalb ist es wichtig, sachlich und fachlich sauber, aussagekräftige und bewertungsfähige Fakten zusammenzutragen.“