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Bekämpfung Futter für die pelzigen Nager

Ratten in der Kanalisation - auch beim Wasserverband Gardelegen ein permanentes Thema.

Von Cornelia Ahlfeld 19.05.2020, 00:00

Gardelegen l Von einer Rattenplage könne man im Gebiet des Gardelegener Wasserverbandes zwar nicht sprechen. Aber die Nagetiere seien da. „Bei uns ist das nicht außer Kontrolle, aber eine 100-prozentige Rattenfreiheit gibt es nicht“, sagt Sebastian Kauer, Schmutzwassermeister im Klärwerk Gardelegen, im Volksstimme-Gespräch. Eine Station im Klärwerk ist die sogenannte Rechenanlage. Dort läuft das ankommende Schmutzwasser durch, um diverse Stoffe und Reste gewissermaßen rausharken zu können. Darunter sind verstärkt auch Lebensmittel.

„Alles, was die Küche so bietet, wird uns hier serviert. Das ist schon erschreckend“, betont Kauer. Denn Essensreste gehören auf keinen Fall in die Toilette. Obwohl das vermutlich mittlerweile jeder wissen dürfte, ist das ein Problem, das zunimmt. Und das freut die Ratten. „Vieles wird nämlich schon vor der Rechenanlage im Kanal von den kleinen pelzigen Freunden konsumiert. Die Rattenpopulationen können sich so gut halten, weil man sie füttert und bei Laune hält“, kritisiert der technische Leiter des Wasserverbandes, Carsten Scholz.

Vor allem in Ballungsgebieten, in Wohngebieten mit vielen Mehrfamilienhäusern, habe der Verband mit Ratten zu tun. Dazu gehören in Gardelegen vor allem der Schlüsselkorb, die Kernstadt oder der Bereich an der Bertolt-Brecht-Straße, in Kalbe ist es das Wohngebiet Petersberg. Betroffen seien vor allem Gebiete mit einem hohen Wohnungsleerstand. In den Kellern stapele sich der Müll und Unrat. Normale Entsorgungsangebote wie Biotonnen werden nicht genutzt. Insgesamt also ideale Rückzugsorte für die Nagetiere. Aber auch anderenorts finden sich immer wieder Lebensmittelreste in der Kanalisation. Jüngst erst festgestellt in Weteritz. „Die Zitrone obendrauf ist gut zu erkennen“, sagt Kauer.

Bei der Bekämpfung der Nagetiere – dazu sind die Wasserverbände in Deutschland verpflichtet – werde mehrgleisig gefahren. Zum einen sind es Hinweise aus der Bevölkerung über Rattensichtungen, zum anderen kontrollieren die Mitarbeiter des Verbandes auch selbst das Kanalnetz. Unter anderem auch bei den regelmäßigen Kamerabefahrungen.

Im Verband sind zwei Kollegen extra für die Bekämpfung ausgebildet und haben ein Zertifikat für die Nagetierbekämpfung. Der Verband arbeite dabei auch mit der Stadt und den Vermietergesellschaften zusammen. Die Stadt sei für den Regenwasserkanal und der Verband für den Schmutzwasserkanal zuständig. „Die Tiere sind nämlich schlau und lernen immer wieder dazu. Wenn wir im Schmutzwasserkanal ködern, wandern die dann auch schnell mal in den Regenwasserkanal rein“, so Scholz. Aus diesem Grund wird parallel in beiden Kanalnetzen geködert.

„Wir sehen uns das vorher an. Haben wir verstärkten Kotanfall, dann geht es los“, erläutert Kauer. Zunächst mit einem Testköder ohne Wirkstoff, um zu sehen, ob die Ratten rangehen. „Wenn sich der Verdacht bestätigt, dann wird scharf geschossen“, so Kauer. Und zwar mit Myocurattin-Ködern. Nach zwei Wochen erfolgt eine Nachkontrolle. Finden sich dann noch Spuren, wird erneut geködert. Nach Abschluss der Bekämpfungsaktion werden die Köder wieder aus dem Kanalnetz geholt, damit das Gift nicht im Schmutzwasser bleibt. Außerdem soll verhindert werden, dass die Ratten resistent gegen die Mittel werden. „Das alles ist sehr aufwändig und kostet viel Geld“, betont Kauer.

Dazu käme eine ausführliche Dokumentation der Bekämpfungsaktionen. Zum einen für mögliche Kontrollen, und zum anderen für die Absicherung des Verbandes. Beide appellieren an die Einwohner im Einzugsbereich des Verbandes, Lebensmittel nur über die Biotonne oder auf Komposthaufen zu entsorgen.