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Traurige Schicksale, Drogen und Alkohol Container oder Baracke: Wohin mit den Obdachlosen in Gardelegen?

„Angemessen, aber nicht luxeriös“: Die Hansestadt Gardelegen plant den Bau einer Obdachlosenunterkunft mit vier Plätzen. In anderen Unterkünften hatte es Probleme gegeben...

Von Cornelia Ahlfeld und Stefanie Herrmann 16.08.2025, 18:00
Für Obdachlose soll in Gardelegen erstmals eine Unterkunft gebaut werden.
Für Obdachlose soll in Gardelegen erstmals eine Unterkunft gebaut werden. Symbolfoto: Marijan Murat/dpa

Gardelegen. - Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit, Kontrolle und die Finanzen – diese Themen bewegen offenbar Gardelegens Kommunalpolitiker beim geplanten Bau einer neuen Obdachlosenunterkunft auf dem Gelände der Stadtverwaltung an der Letzlinger Landstraße.

Mit diesem Vorhaben hätte die Stadt übrigens erstmals ein eigenes Objekt für die Unterbringung von obdachlosen Menschen, denn bisher erfolgte dies in Mietobjekten in Lindstedt und Jeseritz. Und genau das sorgte immer wieder für Probleme mit den Mietergemeinschaften. Teils halten sich Obdachlose eben nicht an die Hausregeln, Drogen, Alkohol sind weitere Probleme.

Dazu kommt, dass die Lindstedter Unterkunft in absehbarer Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen wird, denn das Gemeindehaus wurde verkauft. Aus all diesen Gründen hatte die Verwaltung nun vorgeschlagen, eine Obdachlosenunterkunft in Containerbauweise mit vier Plätzen zu bauen, um eine endgültige Lösung zu schaffen.

Obdachlose in Gardelegen: Tendenz steigend

Mit dem Thema hatten sich jetzt die Ausschüsse für Bau, Soziales und Finanzen beschäftigt. Für CDU-Stadtrat Eric Wilke stellte sich im Bauausschuss die Frage, ob das überhaupt erforderlich ist. Grundsätzlich sei die Stadt verpflichtet, Unterkünfte vorzuhalten. „Angemessen, aber nicht luxuriös, und angemessen wäre die Containerlösung“, betonte Bürgermeisterin Mandy Schumacher.

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Ordnungsamtsleiter Florian Kauer – in sein Ressort fällt die Obdachlosenproblematik – hatte auch einige Zahlen parat. 2023 seien es acht Obdachlose gewesen, 2024 sechs, 2025 acht. „In diesem Jahr waren es schon 352 Nächte von Obdachlosen, die hier untergebracht waren. Und wir haben jetzt erst August. Wir hatten auch schon vier Obdachlose gleichzeitig“, so Kauer. Die Tendenz sei steigend.

Stadt plant strikte Trennung zur Gardelegener Verwaltung

Für die Prüfung einer anderen Variante sprach sich AfD-Stadtrat Simon Lansmann aus. Möglicherweise könne man die dortige Baracke der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft umbauen. Das sah Kämmerer Maik Machalz eher kritisch. In dieser Baracke sei die Tafel untergebracht. Ein anderer Teil diene als Aufenthaltsraum für die Hausmeister. Schumacher verwies ihrerseits darauf, dass es zu den Verwaltungsräumen eine strikte Trennung geben sollte. Die Zufahrt soll über den Ziepeler Weg erfolgen, also nicht von der Letzlinger Landstraße. Das Areal sei dann auch eingezäunt.

Grundsätzlich sei die Unterbringung von Obdachlosen erforderlich, betonte Ulrich Scheffler (SPD). Möglicherweise könne man diese Pflichtaufgabe aber auch aussourcen, also privat vergeben.

Unterbringung von Obdachlosen in Gardelegen „zu jeder Tages- und Nachtzeit“

Das werde auch gemacht. Beispielsweise nutze die Stadt vorübergehend auch Pensionszimmer. „Die Unterbringung muss aber zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich sein“, so Schumacher. Private Vermieter, die Räume zur Verfügung stellen, seien allerdings nicht bekannt.

Dass eine Unterbringung bei privaten Vermietern keine Lösung sein kann, bestätigte Stadtrat Oliver Stegert (SPD): „Das Ordnungsamt lädt die dort nachts ab, und die älteren Leute, die da wohnen, leben in Angst.“

Er fände es besser, wenn das Jugendförderungszentrum (JFZ) diese Aufgabe übernehmen könnte, denn für den Bau sei ja „eine schöne Stange Geld“ erforderlich. „Den einen oder anderen“, so berichtete Linke-Stadträtin Monique Grothe, die im JFZ arbeitet, nehme man dort auch auf, „aber manch einer passt nicht ins Gesamtpaket, wir haben ja auch eine schwierige Klientel“. Und – das wollte Mandy Schumacher „auch nur mal erwähnt haben“ – die Unterbringung beim JFZ „ist übrigens auch kein Schnäppchen“.

Gardelegen rechnet mit 35.000 Euro für die Planung

Ein weiterer Vorschlag aus dem Bauausschuss: Die Stadt hatte für Kindergärten Container angeschafft, um die Aufnahmekapazitäten sichern zu können. Möglicherweise könnten die genutzt werden.

Mehrheitlich Zustimmung gab es letztlich im Bau- und Finanzausschuss mit der Prüfung der Barackenvariante und der Kindergartencontainer.

Allerdings geht es zunächst erst einmal um eine außerplanmäßige Ausgabe in diesem Jahr von 35.000 Euro für die Planung des Projektes, das insgesamt mit 120.000 Euro veranschlagt ist. Am kommenden Dienstag, 19. August, entscheidet abschließend der Hauptausschuss.