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Stadtrat Andreas Finger (Dannefeld) kritisiert massiv die Stadtverwaltung und Bürgermeister Konrad Fuchs: "Die wollen die Lichter ausmachen"

Von Jörg Marten 26.02.2011, 04:27

#NULL#Der Ärger in den Orten wächst. Die portionsweisen Informationen aus dem Rathaus über Versäumnisse und merkwürdiges Finanzgebaren einiger Bürgermeister und Gemeinden, verbunden mit der Ankündigung, Einrichtungen zu schließen, sorgen für Frust in den zum 1. Januar eingemeindeten Orten. Jüngster Höhepunkt: die Entscheidung des Bürgermeisters, den vom Dannefelder Gemeinderat beschlossenen Ausbau des Dorfgemeinschaftshauses zu stoppen. Für den stellvertretenden Ortsbürgermeister Andreas Finger sitzt Gardelegen "auf dem hohen Ross".

Gardelegen/Dannefeld. Ständig werde mit verkehrten Zahlen gearbeitet, immer werde suggeriert: "Wir sind Schuld". Andreas Finger, stellvertretender Ortsbürgermeister von Dannefeld und seit Januar Gardeleger Stadtrat, ist verärgert. Über die Stadtverwaltung, über den Bürgermeister, über die Presse.

Endgültig in Rage hat den Dannefelder die Entscheidung von Bürgermeister Konrad Fuchs gebracht, die Aufträge, die der Dannefelder Rat Ende vergangenen Jahres zum Ausbau des heimischen Dorfgemeinschaftshauses vergeben hatte, zu stoppen.

Finger warnte gestern davor, dass die Sticheleien aus dem Rathaus gegen die zugeordneten Gemeinden das Zusammenwachsen gefährden würden. Er sei gegen die Zwangseingemeindung gewesen, habe aber jetzt das Ganze im Blick, betonte Finger. Er sei durch eigenes Erleben emotional mit Gardelegen verbunden, trage "Gardelegen im Herzen". Man müsse sich gemeinsam die Probleme ansehen - dazu aber müssten alle Probleme auf den Tisch.

Das scheine im Gardeleger Rathaus anders gesehen zu werden: "Die wollen hier die Lichter ausmachen und nur noch in Gardelegen gestalten." Er jedenfalls habe noch nichts von Einsparvorschlägen der Stadtverwaltung für die Stadt gehört. Nur in den Orten solle gespart werden.

"Mit der Eingemeindung sei etwa die Grundsteuer in Dannefeld angehoben worden, "ohne dass unsere Grundstücke mehr Wert haben". Finger: "Wo ist da die Gerechtigkeit?" Man müsse in Gardelegen mit diesen Themen sensibler umgehen, forderte der Stadtrat. Und weiter: "Man muss zusammen schauen, wie sich das Gemeinsame entwickeln kann. Von Bürgermeister Fuchs habe ich aber noch nicht die Bohne gehört, was die Entwicklung angeht, sondern nur, was er zumachen will." Das, sagt Finger, "läuft wie in altkommunistischen Zeiten". Die Stadt sitze derzeit "auf einem so hohen Ross". Und die Volksstimme "stellt sich auf die Seite der Großen".

"Gardelegen fällt in die Landschaft ein wie der Westen damals in die DDR"

Dannefeld habe nicht gewirtschaftet, "um alles rauszuhauen". Ein Beleg dafür sei der Kindergarten, der in freier Trägerschaft bestehe.

Offenbar aber agiere die Stadt zurzeit nach dem Motto "Haltet den Dieb - um die eigenen Leichen im Keller zu betonieren". Warum, fragte Finger, "glaubt Ihr immer, dass wir die Strolche sind?" Mit dieser Haltung "treffen die Gardeleger unsere Leute ins Mark". Finger drastisch: "Gardelegen fällt in die Landschaft ein wie der Westen damals in die DDR." Dort sei aus Westsicht auch alles ganz schlecht gewesen.

Die Stadt und die Orte seien jetzt aber "eine große Familie", betonte der Stadtrat. Das sei eine "Riesenaufgabe". Finger: "Die Verwaltung tut gut daran, auf die Bürger zuzugehen".

Der Ausbau des Dorfgemeinschaftshauses in Dannefeld sei für die Ortschaft eine ganz wichtige Angelegenheit. Bleibe es beim Baustopp, "gehen hier die Lichter aus". Finger erinnerte an die älteste Preußenfahne in Deutschland, die es in Dannefeld gebe, an viel Besucher, die auch deshalb nach Dannefeld kommen würden "und die sehen, wie stiefmütterlich die Hansestadt damit umgeht". Das Dorfgemeinschaftshaus sei wichtig für die heimische Kultur, für die Begegnung, für das dörfliche Leben: "Die alten Leute können nicht laufen bis zum Köckter Gemeinschaftshaus."

Dannefeld habe schon lange geplant, das Dorfgemeinschaftshaus auszubauen, weil es nur einen Versammlungsraum über der Feuerwehr gebe, der nur mit einer steilen Treppe und damit für die Senioren schwer zu ereichen sei. Dass die Aufträge für das Projekt erst Ende des Jahres ausgelöst worden seien, habe nichts mit der bevorstehenden Eingemeindung zu tun gehabt, sondern mit bis dahin ungeklärten Grundstücksfragen, "auch wenn es jetzt in den Zusammenhang gerückt wird". Finger: "Man wirft uns vor, dass wir was geplant haben, ohne wie die Maus vor der Schlange zu stehen. Wir planten, weil es uns wichtig war."

Dannefeld habe seine Eon-Aktien verkauft, um damit die Sanierungsarbeiten finanzieren zu können. "Warum soll jetzt unser Geld, das festgelegt war, nach Gardelegen gesteckt werden, wo keiner etwas davon hat?", fragte Finger. Die fast 7000 Euro Rücklage der Gemeinde könnte etwa dafür genutzt werden, die Küche einzurichten.

Gardelegens Kämmerer Maik Machalz hält davon nichts. Dannefeld habe in der Tat seine Aktien im Wert von 91 200 Euro verkauft, um das Geld für das Dorfgemeinschaftshaus verwenden zu können. So sei ein Haushaltsrest in Höhe von rund 110 000 Euro entstanden. Für etwa diese Summe seien Ende 2010 die Aufträge für die Sanierung des Hauses ausgelöst worden. Die Verzögerungen seien entstanden, weil die Kommunalaufsicht der Gemeinde versagt habe, für den Ausbau einen Kredit aufzunehmen, den die Gemeinde aus ihrem Verwaltungshaushalt nicht hätte tilgen können. Nun fehle die Dividende der Aktien, zudem müsste Dannefeld den Unterhalt für das Dorfgemeinschaftshaus zahlen. Das wäre bei der Lage im Dannefelder Verwaltungshaushalt nicht möglich gewesen, wenn die Gemeinde selbstständig geblieben wäre.

Der Kämmerer betonte, dass in Dannefeld weitere kommunale Einrichtungen zu unterhalten seien, die Kegelbahn etwa und die Mietwohnungen, bei denen Sanierungsbedarf bestehe. Und er erinnerte daran, dass auch Gemeinden, die sich freiwillig hatten eingemeinden lassen, ihre teils sehr hohen Rücklagen nicht - wie zugesagt - für Maßnahmen in ihrem Ort verwenden werden können, weil es die Haushaltslage einfach nicht zulasse. Betroffen davon seien etwa Wannefeld und Hemstedt, die rund 400 000 Euro Rücklage mit zur Stadt gebracht hatten. siehe Mieste-Seite