1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Bahnhofskauf: Ja oder Nein?

Entwicklungsonzept Bahnhofskauf: Ja oder Nein?

Bei einem Bürgerworkshop könnten Nutzungsideen entwickelt werden.

Von Doreen Schulze 21.11.2018, 05:00

Gardelegen l 2014 beschloss die Hansestadt Gardelegen ein Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept (IGEK). Mit der Fortschreibung dieses Konzeptes ist das Büro für Siedlungserneuerung Dessau (BfS) betraut. Die Mitarbeiter sollen unter anderem künftige Entwicklungsschwerpunkte erkennen und entsprechende Maßnahmen vorstellen. Inzwischen ist die Bearbeitung des Konzeptes fortgeschritten. Erste Ergebnisse stellten Prof. Holger Schmidt und seine Mitarbeiterin Ilona Hadasch am Montagabend den Mitgliedern des Bauausschusses vor.

Zunächst ließ Schmidt die Zahlen sprechen. 2016 zählte die Hansestadt Gardelegen 22.826 Einwohner. Und die Tendenz sei weiterhin rückläufig. Im Altersgruppenvergleich sei derzeit die Gruppe der 45- bis 65-Jährigen stark vertreten, also jene Bevölkerungsschicht, die derzeit die Wirtschaft belebt, aber in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen wird. Die Altersgruppe der 17- bis 25-Jährigen liege hingegen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Gehörten 2014 zur Gruppe der 25- bis 40-Jährigen rund 10.000 Einwohner, werden es 2030 noch etwa 6000 sein, wie Schmidt auf das Statistische Landesamt verweist. So müsse alles daran gesetzt werden, um neue Leute und junge Familien in die Stadt zu bekommen. Dazu müssen die Stadtteile attraktiv gestaltet werden. Um Leerstand entgegenzuwirken, empfiehlt Schmidt ein Leerstandsmonitoring und -management. Zudem solle ein Baulandkataster erstellt werden.

Das BfS vertiefte die Untersuchungen zu den Städtebaufördergebieten Altstadt/Bahnhofsvorstadt, Bertolt-Brecht-Straße und Schlüsselkorb. Ein hohes Pfund der Stadt sei im Altstadtbereich die historische Bebauung, so Schmidt. Zugleich wurde seit 1991 dort im Vergleich zum Bundesdurchschnitt auch sehr viel neu gebaut. Dort habe auch die Anzahl der Einwohner im Vergleich zu Beginn der 1990er Jahre zugenommen. Dennoch ist der Leerstand in Bahnhofsvorstadt und Altstadt „relativ hoch“, so Schmidt.

Leerstandsobjekte sind beispielsweise die Garley-Brauerei, das Gebäude Klingberg 34 oder die ehemalige PUG-Verkaufsstelle in der Nicolaistraße. Auch der Baumplatz im Goldenen Ring solle aufgewertet werden.

Schmidt regte an, dass die Stadt leerstehende Gebäude erwirbt und herrichtet: „Wenn die Kommune aktiv wird, kann sich etwas ändern.“ Als Beispiel nannte Ilona Hadasch das Gelände der Garley-Brauerei, das sich in privater Hand befindet. Ein Bürger-Workshop könnte organisiert werden. So könnten Ideen für Nutzungsmöglichkeiten gefunden werden. Darüber hinaus regten die Planer an, dass die Stadt auch das Bahnhofsgebäude erwirbt und saniert. „Ich denke, wenn ein vernünftiges Konzept da ist, sind die Stadträte dazu sicher auch bereit“, sagte Siegfried Jordan, sachkundiger Einwohner des Ausschusses. Der Bahnhof sei schließlich der erste Anlaufpunkt für alle, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Gardelegen kommen, so Jordan. Wie Hadasch anregte, sollte auch der Pendlerparkplatz vergrößert werden.

Um Leerstand vorzubeugen regte Hadasch an, Gutscheine zur Beratung durch einen Architekten auszugeben. Weitere Beispiele seien Zuschussprogramme zum Umbau leerstehender Ladengeschäfte, etwa wenn ein solches als Wohnung umgebaut werden soll, oder ein Verfügungsfonds für Händler und Gebäudeeigentümer, zum Beispiel für einen barrierefreien Zugang zu den Geschäften.