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Der Hartmannsdorfer Braumeister Ludwig Hörnlein kaufte am Montag die Gardeleger Brauerei Garley-Bräu: Ein neuer Bayer am Ruder

Von Gesine Biermann 27.09.2013, 03:12

Die Garley-Brauerei hat einen neuen Eigentümer: Seit Montagabend ist Ludwig Hörnlein, Inhaber der Hartmannsdorfer Brauerei, Besitzer von Gebäude und Markenrecht. Eine Wiederaufnahme des Braubetriebes vor Ort kann er sich "durchaus vorstellen."

Gardelegen l Er bezeichnet sich selbst als "Braumeister mit Leib und Seele". Und wie seine beiden Vorgänger ist auch der neue Besitzer der Gardeleger Brauerei ein gebürtiger Bayer. Da er seit 16 Jahren im sächsischen Hartmannsdorf lebt und braut, sei er aber eigentlich schon "ein Halbsachse", sagt Ludwig Hörnlein gestern aufgeräumt am Volksstimme-Telefon.

Offensichtlich freut er sich nach "dem Verhandlungsmarathon, der sich über das gesamte vergangene Wochenende hinzog", über seinen jüngsten Vertragsabschluss: Denn am Montagabend hatte sich Hörnlein mit Insolvenzverwalter Dirk Herzig "über den Kauf der maschinellen Ausstattung der drei Standorte in Penig, Luckenwalde und Gardelegen geeinigt".

Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, heißt es aus dem Pressebüro des Insolvenzverwalters. Dabei sei der Kauf kein Schnäppchen gewesen. "Viel zu viel" habe er bezahlt, versichert Neueigentümer Hörnlein lachend. Doch die zähen Verhandlungen hätten sich gelohnt. Das Peniger Brauhaus mit den drei Marken, zu denen auch das Garley, gehört, sei "eine Perle".

"Die Übernahme eines Unternehmens in Betrieb wäre natürlich vorteilhafter gewesen."

Pressesprecher Ingo Schorlemmer

Vor gut einem Jahr hatten die Vorbesitzer Maximilian Hösl und seine Frau Ingrid für ihr Brauhaus im sächsischen Penig Insolvenz angemeldet. Dort wurde zuletzt auch das Garley-Bier gebraut und abgefüllt. Denn am Gardeleger Standort, wo Hösl die Brauerei von seinen Bruder Albert übernommen hatte, stehen die Maschinen schon seit geraumer Zeit still. Bereits vor zwei Jahren hatte Hösl Gardelegen als Brauort verlassen. Damals nannte er auf Nachfrage der Volksstimme gestiegene Energiekosten und die für kleine Brauereien teure Leergutwiederverwendung als Gründe für die Zusammenlegung dreier Brauhäuser - analog zu Gardelegen kehrte Hösl nämlich auch dem Luckenwalder Standort den Rücken.

Doch selbst diese Sparmaßnahmen konnte den Brauer nicht retten. Anfang 2012 war sein Unternehmen zahlungsunfähig.

Dennoch glaubte die Familie Hösl offenbar weiterhin an den Erfolg ihrer Brauerei. Neben Mitbewerber Ludwig Hörnlein hatte auch sie - in diesem Fall Hösl Junior - von Anfang an Interesse bekundet, den insolventen Betrieb zu übernehmen und erfolgreich neu zu strukturieren. Ihre Zuversicht teilten die Banken aber offensichtlich nicht: "Nachdem die Eigentümerfamilie keine Finanzierung nachweisen konnte", seien die Verhandlungen im Sommer gescheitert. Der Betrieb wurde stillgelegt. Eine bedauerliche aber nötige Entscheidung des Insolvenzverwalters, wie dessen Pressesprecher Ingo Schorlemmer gestern betont. "Die Übernahme eines Unternehmens, dass sich in Betrieb befindet, wäre natürlich vorteilhafter gewesen."

"Eine Stadt mit Hopfenranken im Wappen beeindruckt einen Bierbrauer natürlich schon."

Neueigentümer Ludwig Hörnlein

Mit dem Ausscheiden Hösls, als Interessent seien die Verhandlungen schließlich auch deutlich ins Stocken geraten, macht Schorlemmer deutlich. Vor wenigen Wochen habe dann aber ein Händler für Brauereiausrüstungen Interesse bekundet. Eine Entscheidung zu seinen Gunsten hätte indes bedeutet, dass die Ausstattung sämtlicher Brauhäuser in allen drei Orten in Einzelteilen verkauft worden wäre.

An diesem Punkt der Verhandlungen sei dann aber der Hartmannsdorfer Braumeister Ludwig Hörnlein wieder eingestiegen. Und mit ihm war Dirk Herzig schließlich am Montag zu einer "gütlichen Einigung" gekommen.

Er habe immer daran gearbeitet, eine Lösung für den Brauereistandort zu finden. Nun gebe es "ein Ergebnis, das die Gläubiger der Peniger Brauerei, die Stadt Penig und auch den neuen Eigentümer zufriedenstellen kann", so Herzig nach Vertragsabschluss.

Ob es auch die Stadt Gardelegen zufriedenstellen kann, wird sich allerdings erst zeigen. Immerhin gehört Hörnlein nun Inventar und Gebäude der Traditionsbrauerei mit dem ältesten Markennamen der Welt. So zumindest wirbt Garley seit Jahren für sich. Sollte es nicht mehr gebraut werden, würde das auch einen hochgradigen Imageverlust für die Stadt bedeuten.

Und Ludwig Hörnlein sieht das offensichtlich ebenso: Die Marke Peniger will er aus dem selben Grund auf jeden Fall weiterhin in Penig brauen und abfüllen und ist guten Willens, auch Gardelegen wiederzubeleben: "Ich habe ernsthaft Interesse, es mal in dieser Region zu versuchen", versichert er gestern. "Denn eine Stadt, die Hopfenranken im Stadtwappen hat, das beeindruckt einen Bierbrauer natürlich schon."

"Der Gardeleger Stadtrat hat ja ganz offensichtlich was für seine Brauerei übrig."

Neueigentümer Ludwig Hörnlein

Demnächst wolle er sich aber vor Ort zunächst ein Bild über sein neu erworbenes Objekt machen und "mit Ex-Mitarbeitern sprechen", so Hörnlein. Er hoffe natürlich auch auf die Nachfrage nach Garley-Bier: "Auch der Gardeleger Stadtrat hat ja ganz offensichtlich was für seine Brauerei übrig", habe er im Gespräch mit Bürgermeister Konrad Fuchs herausgehört.