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Gechippte Bäume? Holzdieben mit GPS-Tracker auf der Spur

Unsichtbar ist der Tracker im Holz bei Gardelegen verborgen: Diebe sollten davon die Finger lassen, sonst schlägt die Polizei zu.

18.09.2020, 01:00

Gardelegen/Arneburg l Auffällige Schilder warnen deutlich: "ACHTUNG! Jeder Holzdiebstahl wird zur Anzeige gebracht!" Gesehen unter anderem in einem Waldstück bei Gardelegen. Doch noch etwas fällt auf: "Die Mercer Holz GmbH führt eine elektronische Polterüberwachung durch", heißt es auf einem Schild an einem der mächtigen Stämme. Nun ist klar, dass das Holz wahrscheinlich für das Zellstoffwerk bei Arneburg im Landkreis Stendal vorgesehen ist. Doch heißt das auch, dass es gechippte Bäume gibt?

"Ja", sagt Christian von Itzenplitz, Leiter Rundholzeinkauf West des Unternehmens. "Das ist wie beim GPS im Auto", berichtet er im Gespräch mit der Volksstimme. Und er schiebt nach: "Aber sie werden nicht entdecken, wo der Chip im Holz steckt." Tatsächlich ist an dem Holzpolter bei Gardelegen nichts Elektronisches zu erkennen.

Bereits seit 2014 setze das Unternehmen GPS-Tracker zur möglichen Verfolgung von Diebstählen ein. Das sei auch schon erfolgreich gewesen. Doch zu genauen Vorfällen will sich von Itzenplitz im Gespräch mit der Volksstimme nicht äußern.

Das System funktioniert relativ simpel. Wird das gefällte Holz verladen und abtransportiert, sendet der GPS-Tracker beim Verlassen eines vorher festgelegten Bereichs eine E-Mail und eine SMS an den zuständigen Holzeinkäufer bei Mercer. "Dieser kann die Fahrtroute anhand des GPS-Signals verfolgen", erklärt Christian von Itzenplitz. Falls das Holz disponiert gewesen sei, kann der Einkäufer so zum Beispiel sehen, ob die Ware beim vorgesehenen Abnehmer auch ankommt. Gibt es Abweichungen von der Route, könne sofort die Polizei benachrichtigt werden, die Dank des GPS-Signals sofort weiß, wo sie hin muss.

Franziska Hotopp, Sprecherin des Salzwedeler Polizeireviers, bestätigt, dass Holzdiebstähle regelmäßig bei der Polizei im Altmarkkreis angezeigt werden. Sie schränkt aber ein: "Ein Kriminalitätsschwerpunkt besteht nicht." Dies kann die Polizeibeamtin auch mit Zahlen belegen. Nach ihren Angaben gibt im Durchschnitt jährlich etwa zehn Anzeigen in diesem Bereich. Einen Fall, bei dem die GPS-Tracker zur Aufklärung beitrugen, kann auch Hotopp nicht nennen. Vielleicht ein Beleg dafür, dass allein die Kennzeichung der gefällten Bäume mit dem deutlichen Hinweis auf die Tracker eine abschreckende Wirkung erzeugt.

Was dagegen häufiger vorzukommen scheint, ist der Diebstahl kleiner Mengen Brennholz. Das sagt Christian von Itzenplitz. "Dieses Holz wird für die heimischen Öfen genutzt", meint der Fachmann. Wenn die Diebe erwischt werden, sei das Erstaunen groß und "eine Vielzahl von Entschuldigungen wird vorgebracht".

Aus diesem Grund hat der Mercer-Angestellte auch einen Tipp für Holzkäufer parat: "Fertig an der Waldstraße aufgearbeitetes Holz niemals ohne Rechnung oder ordentliche Quittung einkaufen." Das verkaufte Holz werde in der Regel vom Förster oder Waldbesitzer mit einer speziellen Nummer und den Initialen des Käufers versehen. Klare Ansage: "Es gibt kein Holz im Wald, was einfach so mitgenommen werden darf."

Die Mercer Holz ist nach eigenen Angaben die größte Holz-Einkaufsorganisation in Deutschland. Mit rund 180 Mitarbeitern werden die deutschen Mercer-Standorte Rosenthal in Thüringen, Mercer Stendal (Zellstoffwerk Arneburg) sowie ein Sägewerk in Friesau (Thüringen) mit jährlich rund sieben Millionen Festmetern Holz beliefert.