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Gewappnet Projektwoche gegen Gewaltprävention

Kinder auf mögliche Gefahren hinweisen und ihnen Auswege aufzeigen, das war das Ziel des Projektes zur Gewaltprävention in Mieste.

Von Elke Weisbach 18.10.2019, 05:00

Mieste l Ein Kind wird auf der Straße, an der Bushaltestelle oder am Spielplatz von einem Fremden angesprochen, ins Auto gezerrt und verschwindet – ein Horrorszenario für Eltern, das nicht oft, aber doch vorkommt. Wichtig ist es deshalb, die Kinder dem Alter entsprechend auf mögliche Gefahren hinzuweisen und ihnen Verhaltensregeln mit auf den Weg zu geben, allerdings ohne ihnen Angst zu machen. Das gilt auch für Themen wie Ausgrenzung, Gewalt, Mobbing und Missbrauch. Und das alles stand in den vergangenen Tagen in der Grundschule Mieste auf dem Programm.

Dort fand mit dem Kinder- und Jugend-Sicherheits-Team (KiJu) des Landes Sachsen-Anhalt und in Zusammenarbeit mit der Netzwerkstelle „Schulerfolg“ im Altmarkkreis Salzwedel sowie der Lehrerschaft um Schulleiter Thomas Eckhardt eine Projektwoche zur Gewaltprävention statt.

Die Anregung dazu kam vor rund einem Jahr von Alexander Schulz, dessen Kind die Grundschule in Mieste besucht. Er hatte von einer Kollegin von diesem Projekt erfahren und sich mit der Bitte an Annemarie Schmidt von der Netzwerkstelle gewandt, es in Mieste anzubieten. Denn, so seine Begründung laut Schmidt, die Schule sei sehr ländlich gelegen, habe einen großen Einzugsbereich, so dass viele Kinder mit dem Schulbus fahren, und es gebe vor Ort keine Schulsozialarbeit.

Wie Schmidt sagte, fungierte sie als Vermittlerin zwischen den Parteien und kümmerte sich um die Förderung des Projektes durch das Bundesprogramm Demokratie Leben. Auch Eltern kümmerten sich um weitere finanzielle Unterstützung des Vorhabens. Die Volksbank Gardelegen gab 500 Euro, das Kulturwerk Ost 100 Euro und die Stadt Gardelegen ebenfalls 100 Euro. Dafür bedankte sich der Schulleiter, denn dadurch konnte der einzelne Elternbeitrag mit 10 Euro pro Kind gering gehalten werden.

170 Mädchen und Jungen der insgesamt 183 Grundschüler nahmen daran teil und erhielten gestern eine Urkunde, die ihnen bescheinigte, dass sie eine Gefahr frühzeitig erkennen können, Ängste wichtig sind und man auf seine Gefühle hören sollte, dass sie sich mündlich und körperlich verteidigen und selbst bestimmen dürfen, „wer mich anfasst“. Das wurde mit ihnen nicht nur in der Theorie besprochen, sondern auch praktisch geübt.

Warum nicht alle Schüler teilnahmen, kann verschiedene Ursachen haben. Andreas Heilemann vermutete, dass man über manche Tabu-Themen wie sexuelle Gewalt zu Hause nicht sprechen möchte, „das nicht in den Mund nehmen will“. Dabei sei das auch gar nicht nötig und sei nicht gewollt, da das oft zu Ängsten bei Kindern führe. Denn oft werde ihnen gesagt, was sie tun sollen. „Wir dagegen sagen, was Kinder machen sollen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt, sie angesprochen oder sogar angefasst werden“, so Heilemann. Und Annemarie Schmidt ergänzte: „Wir wollen keine Angst verbreiten, sondern Tabuthemen kindgerecht mit den Kindern aufarbeiten.“