Landwirtschaft Kein Spargel aus Badel
Wirken sich steigende Mindestlöhne sowie höhere Energie- und Fixkosten auf die Preise für Spargel in dieser Saison aus? Volksstimme fragt bei Spargelbauern in Badel und Bühne nach.

Badel/Bühne - „Leider wird es in diesem Jahr keinen Spargel aus Badel geben“, teilt die Badel GbR auf Volksstimme-Anfrage mit. „Schweren Herzens“ sei dieser Entschluss gefasst worden. Als Gründe führt das landwirtschaftliche Unternehmen unter der Leitung von Jens Wenig mehrere Faktoren an.
Die insgesamt schwierige wirtschaftliche Lage für Obst- und Gemüsebauern mit Direktvermarktung habe den Betrieb dazu veranlasst, in diesem Jahr von der Spargelernte abzusehen. Der steigende Mindestlohn und die unüberschaubare Situation auf dem Energiemarkt treiben den Verkaufspreis in die Höhe. Hinzu komme, dass bereits erster Spargel zu Billigpreisen in den Supermärkten angeboten werde. Dieser komme zumeist nicht aus der Region und aus Ländern, in denen der Mindestlohn wesentlich geringer sei oder gar keine Rolle spiele, so das Unternehmen.
Jens Wenig verzichtet in diesem Jahr auf die Spargelvermarktung. Neben dem Edelgemüse ist das wesentliche Standbein des Betriebs der Ackerbau. Unter anderem werden Zuckerrüben, Raps, Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen und Mais angebaut, wie es auf der Internetseite des Betriebs heißt. Der Spargelanbau war bislang ein besonderer zusätzlicher Betriebszweig, der allerdings während der rund achtwöchigen Saison mit einem enormen Arbeitsaufwand verbunden ist.
Mindestlohn und Energiekosten steigen
Komplett aufgeben möchte die Badel GbR diesen Betriebszweig aber nicht. Der Verzicht auf den Spargelbetrieb sei vorerst auf dieses Jahr begrenzt. Im nächsten Jahr könne es schon wieder anders aussehen, heißt es.
Thorsten Tiede, Spargelbauer in Bühne, setzt hingegen auch in diesem Jahr wieder auf den Spargelanbau. Er sieht optimistisch in die diesjährige Saison. Die erste Ernte startete zu Ostern. In dieser Woche ist das edle Gemüse auf dem Hof in Bühne zu erwerben. Ab dem kommenden Wochenende beginnt der Verkauf auch an den Ständen in Klötze, Winterfeld, Salzwedel, Stendal und Ackendorf.
Zwar stehen die osteuropäischen Erntehelfer vor deutschen Spargelhöfen schon lange nicht mehr Schlange, denn auch in den Herkunftsländern werden Arbeitskräfte knapp und entsprechend werde dort auch entlohnt. Probleme, Erntehelfer zu finden, hat Thiede aber dennoch nicht. „Wir haben unsere Leute schon zusammen“, berichtet er auf Volksstimme-Anfrage. Steigender Mindestlohn und höhere Kosten für Diesel, Energie und weitere Fixkosten seien aber tatsächlich zu spüren.
Nach dem Spargel kommen die Erdbeeren
Muss in diesem Jahr angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Situation der Verbraucher für den Spargel aus Bühne tiefer in die Tasche greifen? „Es wird sicher etwas teurer werden. Aber es hält sich im Rahmen“, so Thorsten Thiede. Im Schnitt werde das Kilo zwischen 10 und 14 Euro kosten. Aber dies sei ein Preis, wie er auch in den vergangenen Jahren schon bezahlt worden sei. Und dieser beziehe sich auch auf Angebot und Nachfrage, so Thiede. Derzeit gebe es wenig Ware am Markt. Die Leute hätten nach der langen saisonal bedingten Abstinenz Appetit und würden daher auch etwas drauflegen, wenn es sein müsse, so der Landwirt.
Dass der Markt derzeit noch nicht viel Spargel zu bieten hat, ist witterungsbedingt. Unter der Doppelbandfolie wächst das Edelgemüse derzeit heran. Die eigentliche Ernte werde voraussichtlich Ende April/Anfang Mai richtig losgehen, so Thiede.
Spätestens am Johannistag, 24. Juni, ist das letzte Edelgemüse auf dem Markt. Dann brauchen die Pflanzen ihre Erholung. Für Thiede und seine 25 Erntehelfer, die auf zwölf Hektar Spargel ernten, ist dann aber noch nicht das Ende der Arbeiten in Sicht. Bald beginnt die Erdbeersaison. Und auch dabei kommen die 25 Erntehelfer zum Einsatz. Auf mehreren Tausend Quadratmetern Fläche gedeihen die Früchte auf Erdbeerfeldern und auf Stellagen in Gewächshäusern. Hinzu kommt noch eine kleine Fläche Heidelbeeren, die zu bewirtschaften ist. Doch nicht nur in der Saison, sondern auch im Winter hat Thiede viel zu tun. Dann müssen Hunderte Enten und Gänse für das Weihnachtsgeschäft vorbereitet werden. Im Februar werden dann die neuen Erdbeerpflanzen auf die Stellagen gesetzt.