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Nistplatz Luzie - ganz allein im Baum

Ihre Kinderstube liegt hoch oben in einem Baum - seit Wochen brütet eine Stockente in einem Garten an der Stendaler Straße.

Von Gesine Biermann 02.06.2016, 18:59

Gardelegen l „Sie werden sie gleich sehen“, sagt Margitta Pippirs, „wir haben sie übrigens Luzie genannt.“ Denn immer so um elf Uhr morgens verlasse Luzie ihr Nest für etwa eine Stunde, fügt sie hinzu. Offensichtlich kann man also die Uhr nach dieser Ente stellen? Sehr ulkig! Doch Margitta Pippirs soll recht behalten. Exakt vier Minuten nach elf Uhr raschelt es im Baum, aus dem dichten Geäst klettert tatsächlich eine Stockente und – ab geht die Luzie – mit flottem Flügelschlag startet die offensichtlich in Richtung Gardeleger Stadtgraben. In den Gärten an der Stendaler Straße gibt es nun mal kein größeres Gewässer, und irgendwann muss sich Mama Ente schließlich auch mal die Füßchen vertreten und ein paar Schnecken snacken. Immerhin sitzt sie seit Wochen da im Baum, rund vier Meter hoch über dem Boden und brütet mehrere zartgrüne Eier aus. „Wir haben nämlich mal reingeguckt, als sie nicht da war“, verrät Margitta Pippirs.

„Du fällst da runter!“, hatte ihr Mann Thomas zwar gewarnt, ihr dann aber doch die Leiter festgehalten. Schließlich war er auch ein bisschen neugierig. „Und sie hat dort oben tatsächlich ein richtiges schönes Nest gebaut.“ „Wenn wir erzählen, dass wir eine Ente im Baum haben, werden wir schon mal komisch angeguckt“, sagt die Gardelegerin fröhlich. Und eigentlich mochten sie es auch selbst kaum glauben. Denn was sucht eine Schwimmente, dazu gehören die Stockenten nämlich, schließlich in einem Baum? Doch bei der Recherche im Internet erfährt Margitta Pippirs dann, dass sich Stockenten tatsächlich gern mal alternative Nistplätze aussuchen. „In Hochwassergebieten brüten sie auch in Bäumen.“ Und von dort komme der Nachwuchs mit seinen winzigen Flügelchen dann auch ganz gut runter.

Nun hat Familie Pippirs natürlich kein Hochwasser im Garten, Wasser gibt es bei ihnen eigentlich nur im Pool. Dafür hat ihr Gartennachbar einen wunderschönen Teich in seinem Garten. Und direkt am Zaun zu Familie Pippirs steht auch der Baum, eigentlich ein einstmals abgesägter Stamm, der mittlerweile rundum mit Efeu bewachsen ist. Also liebäugelt Mama Ente während der endlosen Brüterei ja vielleicht schon mit diesem schmucken Gewässer? Auch hierauf gibt‘s Antwort im Internet: Der Teich vom Nachbarn ist nämlich wenig sinnvoll. Sind die Jungenten geschlüpft und getrocknet, sollten sie so schnell wie möglich an ein größeres Gewässer gelangen. Denn die Küken ernähren sich von Beginn an selbstständig von Insekten. Mama Ente passt nur auf, dass keine Gefahr droht.

Ebenfalls aufpassen heißt es in den nächsten Wochen deshalb wohl auch für Familie Pippirs: Bevor sich Ente Luzie nämlich mit ihren Kleinen selbst und zu Fuß auf den Weg ins Entenrestaurant namens Stadtgraben macht, wo sie ausreichend Insekten finden würde, sollte die junge Familie nämlich lieber eingefangen und dort hinkutschiert werden. „Und das machen wir natürlich gern“, versichert Margitta Pippirs. Der Taxiservice für Luzie wäre somit gesichert. Gute Zukunftsaussichten also für Luzie, zumal die ja offensichtlich auch noch eine alleinerziehende Mutter sein wird. „Anfangs war der Erpel noch dabei, beim Nestbau auch, aber der hat sich nun schon lange nicht mehr blicken lassen!“, sagt Margitta Pippirs. Gut, wenn man dann solche Freunde hat, die zwar menschlich, aber gleichzeitig so tierlieb sind.