ortsFeuerwehr Personalmangel bei der Feuerwehr? Es brennt in Kalbe und niemand kommt zum Löschen
Kalbes Ortsfeuerwehrleiter Ramón Rulff spart nicht mit Kritik an der Stadtverwaltung und zeichnet ein düsteres Szenario, das aber durchaus denkbar wäre.

Kalbe - Er habe in den Jahren zuvor von Wünschen gesprochen, nun seien es Forderungen an die Verantwortlichen der Mildestadt, machte Kalbes Ortswehrleiter Ramón Rulff mit scharfen Worten, aber in ruhigem Ton deutlich. Und zwar am Freitagabend während der Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehr Kalbe sowie der Löschgruppen Bühne, Karritz und Vahrholz mit Blick auf Kalbes Bürgermeister Karsten Ruth.
Die Forderungen lauten, dass es einen hauptamtlichen Gerätewart und einen hauptamtlichen Sachbearbeiter Brandschutz mit klarer Aufgabenzuweisung und -abgrenzung im Ordnungsamt geben muss, da diese Aufgaben von den Ehrenamtlichen allein nicht mehr zu bewältigen seien. In den vergangenen Jahren wechselten immer wieder die Ansprechpartner in der Verwaltung, niemand war hauptamtlich verantwortlich.
Feuerwehr: Pflichtaufgabe und Ehrenamt
Zudem forderte Rulff eine bessere Kommunikation von Seiten des Bauamtes und die Abarbeitung der Angelegenheiten des Brandschutzes entsprechend der Risikoanalyse und Empfehlungen der Stadtwehrleitung. Das bezog sich unter anderem auf den geplanten Neubau des Feuerwehr-Gerätehauses in Kalbe, zu dem es laut Ortswehrleiter immer wieder einen anderen, meist gegensätzlichen Sachstand gab. „Das ist sehr frustrierend. Ich will eine klare Aussage, wo wir uns befinden“, erklärte Rulff.
Die Forderungen seien nicht viel, aber ihre Umsetzung enorm wichtig, und zwar nicht nur für die Kameraden, die immer einsatzbereit sein sollen und wollen, sondern für alle Bürger, für die sie im Einsatz sind. Das werde, so bemängelte Rulff, weder wahrgenommen noch geschätzt und schlägt sich unter anderem auch in den sinkenden Mitgliederzahlen nieder. In den vergangenen zehn Jahren, nannte Rulff ein Beispiel, verlor die Einheitsgemeinde Kalbe über 125 aktive Kameraden. Die für Unternehmen aufwendige und für Selbstständige knapp gehaltene Vergütung der Kameraden im Einsatz tue ihr übriges. „Der Zustand ist nicht tolerierbar“, so der Ortswehrleiter, der auch ankündigte, sich nicht wieder zur Wahl zum stellvertretenden Stadtwehrleiter zur Verfügung zu stellen. „Ich habe das Gefühl, dass wir als Feuerwehr unwichtig geworden sind.“ Er wolle aus diesem Grund, machte Rulff deutlich, heute keinerlei Dankesworte hören. „Ich will von Ihnen, Herr Ruth, hören, wie es mit der Gemeinde, mit der Feuerwehr und den damit verbundenen Aufgaben weitergehen soll. Welche Veränderungen sie anstreben, damit wir ein Ehrenamt noch ehrenamtlich leisten können.“
Feuerwehr-Gerätehaus kommt
Von der Kritik überrascht war Bürgermeister Karsten Ruth nicht. Und er stellte fest: „Sie ist in weiten Teilen begründet.“ Sie in dieser Runde ausgesprochen zu hören, zeuge davon, „dass wir noch in Kommunikation miteinander stehen“, was positiv sei. Das Bild, dass man komplett in Unfrieden stehe, werde damit widersprochen. Eine schnelle Erfüllung der Forderungen konnte er zwar nicht verkünden, aber einen Sachstand, der hoffen lasse. Wie Ruth erklärte, werde es künftig eine Fachkraft für Brandschutz in der Verwaltung geben. Die Planstelle werde durch Umschichtungen in der Verwaltung eingerichtet und werde mit einem aktiven Kamerad besetzt, der sich derzeit aber noch in der Ausbildung zur Verwaltungsfachkraft befindet. Im kommenden Jahr sei diese abgeschlossen. Dass die Qualität der Brandschutzarbeit durch immer wieder wechselnde Ansprechpartner nicht so war, wie sie hätte sein müssen, gab er zu. Das soll sich ändern.
Auch bezüglich des Feuerwehr-Gerätehauses gab er in der Vergangenheit Fehler zu. Man habe gedacht, das Projekt mit relativ einfachen Mitteln umzusetzen, wurden aber eines Besseren belehrt. Mittlerweile seien die Planungsleistungen ausgeschrieben und die entsprechenden Gelde in der Haushaltsplan eingearbeitet. Die erste Lesung durch den Stadtrat wird am 28. April erfolgen. Ruth machte deutlich, dass er die Nachricht,„wir stellen das Projekt ein“, nicht kund tun werde. Bis zum Jahresende 2022 werde es erkennbare Baufortschritte geben, damit weder die Fördermittel zurückgezahlt noch Strafzinsen gezahlt werden müssen.