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Ordnungsamt, Feuerwehr und Zivilcourage Völlig verängstigt: Bambi sitzt im alten Miester Freibad fest

Dramatische Rettungsaktion für ein Reh im alten Miester Freibad mit glücklichem Ausgang: Ordnungsamt und Feuerwehr schicken das Tier wieder in die Freiheit. Doch was war passiert?

Von Cornelia Ahlfeld 12.01.2025, 06:30
Eine nervenaufreibende Tierrettungsaktion im ehemaligen Miester Freibad  mit glücklichem Ausgang, hier Gardelegens Ordnungsamtsleiter Florian Kauer (von links), Wolfgang Witte aus Mieste und Gardelegens Stadtwehrleiter Sven Rasch mit dem Reh im Fangnetz.
Eine nervenaufreibende Tierrettungsaktion im ehemaligen Miester Freibad mit glücklichem Ausgang, hier Gardelegens Ordnungsamtsleiter Florian Kauer (von links), Wolfgang Witte aus Mieste und Gardelegens Stadtwehrleiter Sven Rasch mit dem Reh im Fangnetz. Foto: Harald Reich

Gardelegen/Mieste - Adrenalinstoß, Stress pur und nervenaufreibend - doch am Ende waren alle Beteiligten glücklich, und glücklich war ganz sicher auch der Grund für eine besondere tierische Rettungsaktion: ein Reh, das sich offenbar völlig verlaufen hatte. Es war quasi gefangen in einem mehr als zwei Meter tiefen und großen Becken des ehemaligen Freibades in Mieste.

Entdeckt wurde das Tier von Anwohnern am 6. Januar. Daraufhin wurden zunächst die zuständigen Jagdpächter informiert, die versuchten, das Reh aus dem Becken zu bekommen. Diese Rettungsaktion blieb bis Einbruch der Dunkelheit erfolglos.

Am Tag darauf beschäftigte das Reh im ehemaligen Freibad nicht mehr nur die Jagdpächter, sondern auch das städtische Ordnungsamt. Es folgte eine große Lagebesprechung zur Klärung der Frage: „Was machen wir jetzt, wie gehen wir vor?“ Es wurden dann verschiedene Möglichkeiten besprochen, schilderte der städtische Ordnungsamtsleiter Florian Kauer die Situation. Eine weidgerechte Tötung des Bambis? „Das kam nicht in Betracht, wäre auch nahe der Wohnbebauung rechtlich nicht möglich gewesen“, sagte Kauer. Und es sei auch nicht gewollt gewesen. Bambi sollte leben.

Narkose oder Fangnetz?

Ein Narkoseschuss, gesetzt von einem Tierarzt? „Es wäre schwierig gewesen, das Reh zu treffen. Das Becken ist einfach zu groß. Und das Reh bleibt ja nicht stehen und wartet auf die Narkose“, schilderte Kauer Variante zwei. Schließlich wurde ein Rettungseinsatz mit zwei Fangnetzen gestartet. Gardelegens Ordnungsamtsleiter stieg ins Badebecken. Und mit ihm Stadtwehrleiter Sven Rasch, Wolfgang Witte aus Mieste und Harald Reich aus der Drömlingskolonie Krügerhorst. „Das war nicht einfach. Das Reh hat vor Angst permanent geschrien“, erzählte Reich.

Keine einfache Aktion, bestätigte dann auch Florian Kauer. Das große Becken, das flüchtende Tier, der Boden glitschig und glatt mit Moos und Gras bewachsen, zwischendrin einige Birken. „Wir mussten ganz schön laufen“, so Kauer. Denn das Reh war auch vor diesen Rettern auf der Flucht. Schließlich konnte das Tier ja nicht wissen, dass die vier Männer im Becken nur Gutes wollten. Schließlich gelang es, das Tier mit den Netzen zu fangen. Es wurde eingewickelt und aus dem Becken getragen. Von dort ging es dann auf den großen Parkplatz am ehemaligen Freibad. Dort wurde das Tier sanft in die Freiheit bugsiert, in Richtung Breiteiche im Drömling - unverletzt.

Zwei Zäune übersprungen

Eine erfolgreiche Tierrettungsaktion aus schwierigem Gelände. Das seit zig Jahren leerstehende Freibad ist komplett eingezäunt. Das Eingangstor steht nur offen, wenn die Freibadgaststätte geöffnet ist. Durch das Eingangstor konnte das Reh aufgrund des Feiertages am 6. Januar also nicht spaziert sein, mutmaßte Kauer. Bleibt nur der Sprung über den Zaun und über einen zweiten Zaun, denn das alte Badebecken ist aus Sicherheitsgründen noch gesondert eingezäunt.

Tierische Einsätze stehen für Gardelegens Ordnungsamtschef fast jede Woche auf dem Programm: Fundtiere, frei laufende Hunde, Pferde und Schafe, Waschbären im Stadtgebiet. Aber die Rettungsaktion in Mieste sei schon etwas besonderes gewesen, schätzte Kauer ein. Auch wenn er vor Jahren schon einmal ein Reh in die Freiheit geschickt hat, das sich in einen Garten am Friedensweg in Gardelegen verirrt hatte.

Auf jeden Fall hat sich die private Investition Kauers - zwei Fangnetze für jeweils 35 Euro - schon gelohnt. Bleibt noch eines: Hoffentlich hat das Miester Freibad-Reh im Drömling auch ein langes Leben. Rehe dürfen nur noch bis zum 31. Januar geschossen werden. Danach beginnt für Bock und Ricke die Schonzeit. Und eine sichere Ruhepause sollte dem Freibad-Reh nach der gelungenen Rettungsaktion auch gegönnt sein.