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Warntag Wenn im Land die Sirenen heulen

Am 10. September werden um 11 Uhr die Sirenen heulen - auch in der Einheitsgemeinde Gardelegen. Anlass ist der erste bundesweite Warntag.

Von Elke Weisbach 01.09.2020, 01:01

Gardelegen l An das Weihnachtsfest vor zehn Jahren erinnern sich noch viele Einwohner des Altmarkkreises Salzwedel. In mehr als 80 Orten waren ab dem 23. Dezember 2010 gegen 17 Uhr die Haushalte ohne Strom. Bäume und Äste waren unter der Schnee- und Eislast ab- und zusammengebrochen und auf Oberleitungen gefallen.

Allein in Wannefeld gab es 30 Stunden keinen Strom. Erst am ersten Weihnachtsfeiertag gegen 4.30 Uhr war der Ort wieder mit dem Stromnetz verbunden. Am zweiten Weihnachtsfeiertag fiel der Strom gegen 8 Uhr aber erneut für mehrere Stunden aus.

Die Einwohner der damals noch eigenständige Gemeinde gehörten damit zu denjenigen, die am längsten ohne Strom ausharren mussten. Und das hieß: kein Licht, keine Heizung bei bitterer Kälte und keine Möglichkeit, Wasser für beispielsweise Babynahrung zu erhitzen, eine warme Mahlzeit oder heißen Tee zu kochen.

Wer damals einen Kamin, einen Ofen oder Gaskocher hatte oder gar ein Notstromaggregat, der war gut dran. Die Feuerwehr des Ortes hatte zudem das Gerätehaus für den Notfall vorbereitet, falls auch in den nächsten Tagen ein beheizbarer Raum benötigt würde.

Das ist zwar nun schon zehn Jahre her, aber ein flächendeckender Stromausfall könne immer wieder passieren, machte Gardelegens Stadtwehrleiter Sven Rasch angesichts der damaligen Ereignisse deutlich. Auch andere Notlagen wie beispielsweise Unwetter, Großbrände oder Schadstoffaustritte seien jederzeit möglich. Und dafür sei es wichtig, dass die Menschen für das Thema Warnung in Notlagen sensibilisiert würden, ihre Funktion und den Ablauf sowie alle Warnmittel, wie zum Beispiel Sirenen, Warn-Apps, digitale Werbeflächen sowie Durchsagen von Lautsprecherwagen oder im Radio und Fernsehen kennen. Um das zu erreichen, habe die Innenministerkonferenz beschlossen, künftig jährlich an jedem zweiten Donnerstag im September den bundesweiten Warntag stattfinden zu lassen. In diesem Jahr zum ersten Mal. Am Donnerstag, 10. September, ist es soweit.

Wie Rasch erläuterte, werden an diesem Tag um 11 Uhr alle Sirenen in den Ortschaften eine Minute lang ertönen. Im Anschluss würden im Ernstfall sofort Informationen zur Notlage und zu dem, was zu tun sei, über Radio, Fernsehen, Internet und Warn-Apps sowie durch die sozialen Medien und Behörden bekannt gegeben.

Als Beispiel nannte Rasch einen möglichen Großbrand mit starker Rauchentwicklung. In diesem Fall würde es die Information geben, dass sich niemand im Freien aufhalten sollte und im Haus und in der Wohnung alle Fenster geschlossen bleiben sollten.

In Ortschaften, in denen es keine Sirene gibt – das ist beispielsweise in der Einheitsgemeinde Gardelegen in Jeggau, Sichau, Ziepel, Trüstedt und Ipse der Fall –, würde im Ernstfall, wie der Stadtwehrleiter erklärte, die Warnung mit Durchsagen von Lautsprecherwagen, die durch das Dorf fahren, erfolgen, wobei die Rettungskräfte auf die Unterstützung durch die Polizei zählen könnten. Das werde alles von der Leitstelle koordiniert.

Für Menschen, die dann im Ernstfall Hilfe benötigen, sind laut Rasch die Gerätehäuser der Feuerwehr in der Stadt und in den Dörfern, die alle mit Notstromaggregaten ausgerüstet sind, der erste Anlaufpunkt. „Die Gerätehäuser sind in Notlagen flächendeckend besetzt.“

Von dort können dann auch der Rettungsdienst oder andere Hilfsmittel angefordert werden. Auch die Gardelegener Stadtverwaltung sei diesbezüglich abgesichert und könne autark weiterarbeiten.

Der Stadtwehrleiter nutzte die Gelegenheit, um noch einmal explizit auf die Warn-App NINA hinzuweisen, die sich jeder kostenfrei auf sein Handy landen kann. Es ist die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, die vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe für bundesweite Warnungen des Zivilschutzes betrieben wird. Mit ihr können alle Warnmeldungen empfangen werden, die Bund, Länder und Gemeinden über das Modulare Warnsystem herausgeben. Zudem gibt es Handlungsempfehlungen und allgemeine Notfalltipps von Experten, die helfen, sich auf mögliche Gefahren vorzubereiten und sich beim Eintreten einer Gefahr selbst zu schützen.