Zukunftsorientierung Wie eine Friseurmeisterin aus Mieste die Welt ein kleines bisschen nachhaltiger macht
Wo gehobelt wird, fallen Späne. Wo frisiert wird, fallen Haare. Tagtäglich schneiden Friseure diese ihren Kunden ab, und am Ende landet alles im Müll. Bei „Cherry’s Hair Cut“ in Mieste werden die Haare allerdings gesammelt, bis der Paketbote kommt. Warum?

Mieste - Waschen, schneiden, föhnen - das gängige Prozedere bei einem Friseurbesuch klingt alles andere als umweltfreundlich. Man könnte meinen, dass Friseure kaum nachhaltig arbeiten können, oder? Das sieht Claudia Schulz anders. Ihr Spitzname Cherry gab ihrem Salon den Namen: „Cherry’s Hair Cut“. Im Volksstimme-Gespräch verrät die junge Frau, wie sie ihren Laden in Mieste umweltfreundlicher gestalten will.
Im Augst 2022 hat Claudia Schulz ihren Salon nämlich bei der Initiative „Hair help the Oceans“ (Haare helfen den Meeren) angemeldet. Ein Kunde hatte die Friseurmeisterin auf diese Aktion aufmerksam gemacht. Er hatte einen Fernsehbeitrag in einem unterhaltsamen Wissensmagazin dazu gesehen und ihr davon erzählt, berichtet sie.
Es ist egal, ob die Haare lang oder kurz sind.
„Ich habe mich dann auch kundig gemacht, fand das wirklich gut und hab mich angemeldet.“ Vor allem habe sie überzeugt, dass die abgeschnittenen Haare nicht mehr einfach nur entsorgt werden. Aus ihnen werden Schläuche gemacht, die zum Säubern von Gewässern genutzt werden können.
Tag für Tag sammeln ihre Mitarbeiter und sie nun den nachwachsenden Rohstoff von den Köpfen der Kunden in einem Eimer. Innerhalb von drei Monaten komme so ein großer Karton zusammen, der dann per Paketboten an das Unternehmen geschickt wird.
Diese Art der Weiterverwendung hat mehrere Vorteile, wie Claudia Schulz weiß. „Es ist egal, ob die Haare lang oder kurz sind.“ Sogar blondierte Strähnen seien geeignet. Und: „Je pflegebedürftiger die Haare sind, umso mehr saugen sie auf.“ Spröde und trocken sind also durchaus gewünschte Eigenschaften für das Projekt.

Die Aktion ist für die Friseurmeisterin ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Die Branche befinde sich derzeit aber noch in der Findungsphase, was das Thema betrifft. „Ich habe extra an einem Online-Seminar teilgenommen, wie man zum nachhaltigen Salon wird“, erzählt. Auch große Pflegemittelhersteller hätten das Potenzial aber bereits erkannt, stellten Nachfüllpacks und feste Shampoos her. Wo es möglich sei, verzichteten die Unternehmen auf Chemie – „natürliche Zusätze“ rücken laut Schulz immer mehr in den Vordergrund.
Ich glaube, jeder Salon, der mitmacht, zählt.
Aber auch die Salons selber könnten vielmehr für die Umwelt tun, findet die Friseurin. Etliches Material könne man säubern und wiederverwenden. „Bei uns auf dem Land gibt es gelbe Säcke, Restmüll und Papier, in den großen Städten kommt meistens alles in eine Tonne“, bedauert sie. Auch beim Färben achtet sie darauf, dass nur so viel Produkt angemischt wird, dass am Ende nichts weggeschmissen werden muss.
Im Altmarkkreis ist „Cherry’s Hair Cut“ der einzige Salon, der bei „Hair help the Oceans“ angemeldet ist. Weitere Salons gibt’s in Oebisfelde, Osterburg und Magdeburg. „Jeder Salon, der mitmacht, zählt“, appelliert Claudia Schulz.