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Wiederkehr Karl-Marx-Schriftzug kehrt zurück

Mit dem Abriss der alten Karl-Marx-Sekundarschule Gardelegen im Frühherbst 2013 wurde er abgebaut, der Schriftzug der Einrichtung.

Von Cornelia Ahlfeld 06.04.2018, 03:00

Gardelegen l 1965 wurde die damals ganz neue Polytechnische Oberschule mit dem Namen Karl Marx an der Gardeleger OdF-Straße eingeweiht. Über dem großen Haupteingang mit der markanten Treppe war weithin sichtbar ein Metallträger mit den Buchstaben des Namensgebers angebracht. Und das viele Jahrzehnte – bis zum Abriss der alten Karl-Marx-Sekundarschule im August/September des Jahres 2013. Denn der alte Betonbau hatte ausgedient. Gleich daneben war ein Schulneubau entstanden mit einer interessanten Architektur und Farbgebung, mit moderner Ausstattung und hellen, freundlichen Klassenräumen.

Ausgedient hatte zu dieser Zeit auch das Karl-Marx-Gestell. An die neue Fassade der Schule durfte das gut 50 Kilogramm schwere Gestell nicht mehr. Eine anderweitige Verwendung hatte man damals vor gut fünf Jahren auch nicht mehr so recht. Schon vor dem Abriss des alten Schulgebäudes mehrten sich auch Meinungen, dass die Schule einen anderen Namen erhalten sollte, denn Karl Marx sei nicht mehr zeitgerecht für eine neue Ganztagsschule. Mit dem Richtfest für den Neubau hatte die Stadt Mitte 2012 eine Online-Umfrage gestartet.

Ergebnis: Von 411 Bürgern sprachen sich 57 Prozent für eine Namensänderung aus. Die Gesamtkonferenz der Schule zog Mitte November einen Schlussstrich unter die Debatte und legte fest, dass die Schule weiter den Namen Karl Marx tragen soll – allerdings ohne Namensgestell. Der Förderverein der Schule gab das Gestell übers Internet zur Versteigerung frei.

Und ersteigert hatte es der einstige Kultusminister Sachsen-Anhalts, Karl-Heinz Reck, der in Salzwedel zu Hause ist. „Für 198 Euro. Das war kurz vor seinem 198. Geburtstag. Ich habe mitgesteigert und habe auch den Zuschlag erhalten. Warum? Weil ich der einzige war“, erzählte der 69-Jährige, der das gute Stück zurück zur Gardeleger Karl-Marx-Sekundarschule gebracht hat.

Zum 199. Geburtstag des großen Revolutionstheoretikers hatte Reck den Schriftzug von einer Firma aufarbeiten lassen und das Gestell dann in seinem Vorgarten aufgestellt. Ursprünglich gab es Pläne, den Schriftzug in Salzwedel in der Nähe des Jenny-Marx-Hauses aufzustellen. Doch Reck lag sehr viel daran, dass das Gestell wieder nach Gardelegen kommt.

Schulleiterin Solveig Lamontain zeigte Interesse. Doch auch noch zwei andere Parteien bekundeten Interesse an diesem Namensschild, erzählte Reck. Zum einen sollte es einen Platz im Salzwedeler Danneil-Museum finden, zum anderen wollte eine Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft, die den Namen Karl Marx trägt, den Schriftzug haben.

Reck entschied sich für Gardelegen. Gut 3000 Euro hat er mittlerweile in das ganze Projekt Schriftzug Karl Marx investiert. „Das war es mir aber wert“, betonte Reck, „Karl Marx ist für mich einer der größten Deutschen. Seine Analyse des Kapitalismus ist heute aktueller denn je. Er hat die Welt verändert und wird sie noch weiter verändern.“

Dass er sich dergestalt für diesen Schriftzug engagiert hat, dafür gibt es noch einen weiteren Grund. Das Schild wurde 1965 im einstigen Landtechnischen Instandsetzungswerk in Gardelegen (LIW) angefertigt. „Und 1965 habe ich angefangen, im LIW zu lernen“, erzählte Reck. Und noch eine Verbindung gibt es für Reck mit diesem Schild. Eine ganz besondere, wie er gestern verriet. Seine erste große Jugendliebe nämlich war Schülerin der Gardeleger Karl-Marx-Schule. „Ich war 17, sie 15. Schwarze Haare und tiefgrüne Augen“, schwärmte der 69-Jährige mit einem fröhlichen Lächeln.

Schwarz ist auch das Gestell des aufgearbeiteten Namensschildes. Die Buchstaben sind leuchtend rot. Gestern wurde es mal fürs Foto probeweise aufgestellt und danach eingelagert. Aufgebaut wird es demnächst nahe der Schule, gut sichtbar auch von der Straße. Die offizielle Einweihung ist dann am 4. Mai geplant – am Vortag des 200. Geburtstages von Karl Marx.

Zurzeit läuft an der Sekundarschule auch ein Karl-Marx-Wettbewerb, ausgeschrieben von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. „Die Schüler sind aufgerufen, sich kreativ mit Karl Marx auseinanderzusetzen“, erläuterte Schulleiterin Solveig Lamontain. Die Ergebnisse sollen dann bei der Einweihung des Namenszuges präsentiert und einige auch prämiert werden. Der feierliche Akt beginnt um 10 Uhr.