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Wolfsschutz Herdenhunde mit Kuschelfaktor

Eine kuschelige Rasselbande wuselt derzeit auf der Weide von Schäfer Dirk Strathausen bei Kloster Neuendorf herum.

Von Gesine Biermann 17.04.2017, 21:00

Kloster Neuendorf l Herrchen kommt. Fröhlich bellt und hopst ein ganzes Knäuel Hundewelpen neben dem Auto von Dirk Strathausen her. Als er aussteigt, sitzen sie aufgereiht vor dem Zaun, einer niedlicher als der andere. Ein Bild für die Götter. Am liebsten würde man gleich hineingreifen in den wuscheligen Haufen. Ob das Rüde Manni allerdings so gut finden würde? Strathausen wiegt bedenklich den Kopf. „Täuschen Sie sich nicht“, sagt er. „Wenn ich nicht dabei bin, ist der nicht so friedlich.“

Aber genau das soll auch so sein. Denn auch aus den zwölf jungen Pyrenäen-Berghunden sollen künftig zuverlässige Herdenschutzhunde werden. Genau dafür hat Strathausen die Tiere gezüchtet. Deshalb hat er die beiden Hündinnen „Frau Droll“ und „Fylli“ angeschafft. „Die Namen hat mein Sohn ausgesucht“, sagt er grinsend.

Und Manni stand seinen Mann. Ende Januar kamen zwei Würfe auf die Welt. Fünf Welpen wird Strathausen selbst behalten. Andere haben sich schon Schäferkollegen reserviert. Die süßen Wollknäule sind nämlich die idealen Aufpasser, versichert ihr Besitzer. „Das sind keine Kuscheltiere. Die Rasse ist speziell dafür gezüchtet.“

Dafür müssen sie allerdings noch eine Menge lernen. Denn als Wachhunde begleiten sie später die Herde rund um die Uhr, sollen sie vor Raubtieren – insbesondere vor Wölfen, aber auch vor Füchsen, Raben oder streunenden Hunden – beschützen. Das machen sie instinktiv. Die kleinen Hunde müssen aber auch trainieren, die Schafe zu ignorieren – auch wenn diese Lämmer haben. Schon jetzt gibt es deshalb keinen Zaun zwischen den Hunden und Strathausens Schafen, die nicht weit von ihnen friedlich grasen.

Was so idyllisch anmutet, hat indes einen ernsten Hintergrund. Denn schon mehrfach haben in den vergangenen Monaten Wölfe bei ihm Schafe gerissen. „Nur Zäune halten die nicht ab“, davon ist der Schäfer mittlerweile überzeugt. Diese Hunde schon. Denn Pyrenäen-Berghunde sind richtige Strategen. Gut ausgebildet, lassen sie sich von Wölfen zum Beispiel nicht überlisten: „Einer stellt sich dem Wolf entgegen, die anderen bleiben bei der Herde, falls von anderer Seite Angriffe folgen“, erklärt ihr Besitzer.

Raufbolde sind sie ebenfalls nicht. Auf einen Kampf würden sie es nämlich nicht ankommen lassen. Das haben sie aber auch nicht nötig: „Denn sie sind erstens viel größer als Wölfe, und damit eindrucksvoll genug, und dann sollten Sie mal Manni bellen hören“, sagt Herrchen stolz.

Momentan ist Manni vor ihm auf der Weide allerdings doch eher ein Kuscheltier. Und offenbar zählt er Strathausen junior, den siebenjährigen Anton Karl, auch mit zu seinen Welpen und leckt ihm eben mal freundlich übers Ohr. Im Kontakt zu ihren Menschen sind sie nämlich sehr anhänglich, sanft und folgsam, die künftigen Schäfergehilfen. Auch eine ihrer guten Eigenschaften, betont Strathausen. Stolz ist er natürlich auf seine Rasselbande da auf der Weide.

Und doch: Angeschafft hätte er sie nicht ohne den Wolf. „Denn eigentlich haben wir ja mit den Schafen schon genug Arbeit.“ Zudem sind so große Hunde auch ein Kostenfaktor. Allein ihr Futter liegt bei rund 700 Euro im Jahr, sagt Strathausen. Und davon übernimmt das Land keinen Cent. Die großzügig angebotene Prämie für Herdenschutzhunde, die Landwitschaftsministerin Claudia Dalbert kürzlich in Aussicht gestellt habe, gelte nämlich nur für zertifizierte Schutzhunde, sagt er achselzuckend. „Ich kenne keinen Kollegen, der so einen Hund hat. Und im Land gibt es auch gar keine Stelle, die Herdenschutzhunde zertifiziert.“ Deshalb hilft Strathausen sich nun selbst – mit Manni und seinem Nachwuchs.