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Eiserne Hochzeit Die Richtige beim Tanzen gefunden

Ihre Eiserne Hochzeit haben Anni und Otto Wustrau aus Schlagenthin gefeiert. Zu den Gratulanten gehörte auch Landrat Steffen Burchhardt.

Von Mike Fleske 30.11.2017, 05:00

Schlagenthin l „Einen so großen Menschen hatten wir in unserem Haus noch nie zu Gast“, entfuhr es dem Jubelpaar beim Anblick des gut zwei Meter großen Landrates Steffen Burchhardt. Fröhlich und mit freundlichen Worten,empfingen Anni (90) und Otto (91) Wustrau gestern Vormittag ihn und zahlreiche Gäste. Unter ihnen die eifrigen Nachwuchssänger der Kita „Am Märchenwald“, die mit der im Hühnerstall fahrenden Oma ein lustiges Ständchen darboten. Ein Stelldichein gaben auch Freunde, Nachbarn, aber auch Familienmitglieder. Für alle war eine Tafel mit Kaffee, Kuchen und Brötchen aufgebaut. „Es soll niemand hungrig bleiben“, befanden Wustraus.

„Das ist für Sie ein ganz besonderer Tag, lassen sie es sich gut gehen“, sagte der Landrat während seiner Gratulation. Birgit Bothur kam sogar Mehrfachfunktion. „Als stellvertretende Ortsbürgermeisterin und für die Freiwillige Feuerwehr.“ Bei Letzerer ist Otto Wustrau lange Mitglied. Kurios: Obwohl beide gelernte Schneider sind und in diesem Beruf tätig waren, hat sich das Paar nicht etwa bei der Arbeit, sondern beim Tanzen kennengelernt. „Das war damals so“, berichtete Anni Wustrau, die sich nicht mehr entsinnen konnte, wer damals wem zu erst aufgefallen war.

Otto Wustrau fügt hinzu: „Ich war 1947 aus französischer Kriegsgefangenschaft gekommen und hatte keine Braut. So sei er über Land gefahren und in Schlagenthin auf die Richtige getroffen. Vier Jahre hätten sie sich so getroffen. „Warum haben sie ausgerechnet im kalten November geheiratet“, wollte der Landrat wissen. „Es gab leider einen kleinen Fehltritt“, bemerkte Otto Wustrau mit einem Schmunzeln. Seine Anni war schwanger.

Daher musste im Herbst 1952 geheiratet werden. Damals sei ähnliches Wetter gewesen, wie in diesem Jahr. „Wir sind mit der Kutsche bei Sonnenschein zum Standesamt gefahren“, erinnert sich das Jubelpaar. Aber kalt sei es gewesen. Dennoch war es ein ganz besonderer Tag, in einer immer noch entbehrungsreichen Zeit. Das Paar baute sich ein gemeinsames Leben auf, wohnte mit kurzer Unterbrechung viele Jahrzehnte in Schlagenthin und war gemeinsam im Chemiefaserwerk in Premnitz tätig.

Zwei Söhne gingen aus der Ehe hervor, heute gehören auch drei Enkel und vier Urenkel zur Familie. „Alle sind hier in der Nähe“, freuen sich Wustraus. In Genthin und Brandenburg an der Havel seien die Familienmitglieder beheimatet, sodass man sich häufig sehe.

Früher seien beide gern und viel gereist. „Unsere Hochzeitsreise ging nach Moskau, Leningrad und die baltischen Staaten“, erzählt Otto Wustrau und teilt mit seiner Frau immer noch die Begeisterung an den getanen Reisen. Später seien sie auch in Norwegen, Schweden und Finnland gewesen. „Wenn wir heute Berichte über diese Länder im Fernsehen sehen, sagen wir, da waren wir auch“, meint Anni Wustrau. Sie hätten schöne gemeinsame Jahre gehabt.

Bis vor einigen Jahren schloss sich das Ehepaar noch den Veranstaltungen der Volkssolidarität an. „Heute lassen wir alles etwas ruhiger angehen“, sagen sie. „Die Beiden sind aber nach wie vor passionierte Radfahrer“, wusste Birgit Bothur zu berichten, was vom eisernen Paar lebhaft mit einem Lachen bestätigt wurde. „Wir fahren jeden Tag rund sechs bis sieben Kilometer mit dem Fahrrad“, erzählt Otto Wustrau. Manchmal werde aber der Elektromotor zugeschaltet.

„Damit das Treten leichter geht“, fügt Anni Wustrau hinzu. Beide freuen sich auf die große Familienfeier, bei der der jüngere Bruder von Otto Wustrau, die Söhne, Schwiegertöchter, Enkel und Urenkel in einer großen Runde zusammenkommen werden.