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Arbeitsmarkt Immer mehr ältere Beschäftigte

Der Genthiner Arbeitsmarkt zeigt im Fünf-Jahres-Vergleich eine starke Bewegung.

Von Mike Fleske 03.08.2018, 01:01

Genthin l „Der Trend auf dem Arbeitsmarkt Genthin ist insgesamt positiv“, machte Marco Gravert, Geschäftsführer des Jobcenters Jerichower Land ,während einer Gesprächsrunde im Hotel Stadt Genthin mit Vertretern der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik sowie Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) deutlich. Er bestätigt, dass es auf dem Genthiner Arbeitsmarkt eine Besonderheit gebe, da hier relativ viele Menschen über Zeitarbeit und/oder geringfügig beschäftigt seien.

„Insbesondere die sogenannten Minijobber nutzen die Anstellung als Vorbereitung auf den Einstieg oder Wiedereinsteig in den regulären Arbeitsmarkt“, machte Gravert deutlich. Nicht jeder könne sofort eine Vollzeitstelle aufnehmen. Die Arbeitsagtur begleite diese Mitarbeiter bis zu einem gewissen Punkt. „Aber umfassend ist uns das nicht möglich“.

Die Arbeitsagentur Magdeburg kann die Aussagen mit Zahlen unterlegen. 2017 gab es 816 Minijobber in Genthin. Rund 5500 Genthiner waren vor Ort sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In Zeitarbeit waren 133 Personen tätig (2,4 Prozent).

Insgesamt sind aber alle Zahlen im Vergleich zu 2013 gesunken. So gab es im Zeitraum etwa 100 Minijobber weniger und knapp 200 weniger Menschen, die sozialversicherungespflichtig beschäftigt waren. Auch sank die Zahl der Arbeitslosen um über 150 (2017: 746). Gestiegen ist hingegen die Zahl der über 55-Jährigen in sozialversicherungspflichtigen Stellen.

Dort gab es 2017 am Wohnort 1459 ganze 200 mehr als im Jahr 2013. Das sei zwar erfreulich, so Georg Haberland, Pressesprecher der Arbeitsagentur, er schränkt aber ein: „Der Trend macht aber auch deutlich, dass die Belegschaft in vielen Unternehmen aufgrund der demografischen Entwicklung älter wird.“ Viele der Älteren werden in absehbarer Zeit in Ruhestand gehen.

„Für die Unternehmen ist es daher wichtig, frühzeitig in die Ausbildung von Jugendlichen in ihren Betrieben zu investieren beziehungsweise aus der Gruppe der Arbeitslosen Nachfolger zu rekrutieren.“ Das ist aber gar nicht so einfach, wie auch Marco Gravert in der Gesprächsrunde betonte: „Das Potenzial an möglichen Beschäftigten aus der Gruppe der Arbeitslosen ist wesentlich geringer als noch vor Jahren.“ Viele gut Ausgebildete seien bereits wieder angestellt.

Betreffend des Ausbildungsmarktes ist in den vergangenen Jahren einiges in Bewegeung geraten. „Rein statistisch gibt es für jeden Jugendlichen auch einen Ausbildungsplatz“, erläuterte Gravert.

Allerdings müssten Angebot und Wünsche der Jugendlichen übereingebracht werden. Oft seien die jungen Leute festgelegt auf beliebte Berufe wie Bürokauffrau oder Mechatroniker und schwer für einen anderen Beruf zu begeistern.

Neben dem Fachkräftemangel gebe es für die Firmen der Region weitere Probleme. Zwei davon sprach die neue Geschäftsführerin des Technologie- und Gründerzentrums Elisa Heinke an: „Die Unternehmer klagen über den Fachkräftemangel, besonders im Bereich der Ausbildung.“ Dabei gebe es durchaus Unterschiede. „Die großen Unternehmen versuchen, sich entsprechend aufzustellen und zu reagieren, bei kleineren Unternehmen ist es schwieriger.“ Das TGZ bemühe sich Schüler anzusprechen und in der Region zu halten. Des Weiteren machte Heinke Probleme für die Firmen durch die neue Datenschutz-Grundverordnung aus.

Die Verunsicherung bei der Datenerhebenung sei groß. „Wir sind an der Grundverordnung dran“, berichtete Ministerpräsident Haseloff. Es werde eine Evaluierung geben. Allerdings zeigte er sich über die plötzlichen Irritationen über die Verordung verwundert: „Jahrelang ist daran gearbeitet worde, auch mit Unternehmensvertretern, daher erstaunt es mich, dass dieses Thema für viele so neu ist, ich kenne bestimmte Passagen schon ewig.“

Dennoch zeigte der Ministerpräsident Verständnis für die Hinweise, nannte aber die Fachkräftegewinnung das wichtigere Thema für die Region. Mit neuen Kampagnen und einer stärkeren Verknüpfung von Schulen und Wirtschaft soll dem Arbeitskräftemangel entgegen gewirkt werden.