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Ausstellung Bilderreise in die Zeit vor der Wende

Im Genthiner Kreismuseum werden Bilder von Harald Hauswald gezeigt. Zu sehen ist DDR-Geschichte.

Von Mike Fleske 08.01.2019, 00:01

Genthin l Neben der Dauerausstellung und der Weihnachtsschau mit Adventskalendern ist im Genthiner Kreismuseum noch bis Mitte Februar 2019 eine Ausstellung zur DDR-Geschichte zu sehen. Die Ausstellung „Voll der Osten“ zeigt auf 20 Tafeln mit 100 schwarzweiß Bildern des Fotografen Harald Hauswald einen ungeschminkten Blick auf das vor 30 Jahren untergegangene Land.

Hauswald ist in den 1980er Jahren in Ost-Berlin unterwegs gewesen und hat den Alltag festgehalten. Die Texte zur Ausstellung hat der Historiker Dr. Stefan Wolle, wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums Berlin, verfasst. „Im Mittelpunkt steht der Mensch“ hatte einer der Grundsätze des „Sozialistischen Realismus“ gelautet. Harald Hauswald verwirklichte diesen Anspruch auf ganz eigene Weise. Dafür bekam er keinen staatlichen Kunstpreis, sondern Ärger mit den SED-Behörden.

Natürlich fotografierte Hauswald auch verfallene Fassaden oder schmuddelige Eckkneipen. „Dennoch war seine Fotografie weniger subversiv als vielmehr eine Liebeserklärung an die Menschen in der DDR“, meint der ebenfalls in der DDR aufgewachsene Historiker und Buchautor Stefan Wolle.

Die Ausstellung präsentiert über 100 Fotos. Darüber hinaus wurden eigens 18 Videointerviews gedreht, in denen der Fotograf darüber berichtet, wie das jeweils zentrale Foto einer jeden Tafel entstanden ist.

Die Clips können via QR-Code auf dem Smartphone abgerufen werden. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat die Erarbeitung der Ausstellung unterstützt, „denn gezeigt wird eine ungeschminkte DDR-Realität, an die sich heute selbst Zeitzeugen kaum mehr erinnern; es ist eine Bilderreise in die Zeit der Teilung, ein ideales Medium, um den Alltag in der DDR der Achtziger kennenzulernen.“

Im Gespräch mit Schülern der Sekundarschule Brettin hatte Stefan Wolle die Fotos in den Kontext der Zeit eingeordnet und auch deutlich gemacht: „Man lebte nicht in Not und Elend, musste aber permanent nach alltäglichen Dingen laufen.“

Ein Foto vor dem Geschäft „Fruchtquelle“ am Prenzlauer Berg legt davon Zeugnis ab. Es zeigt lange Schlangen von Menschen, die sich am Eingang angestellt hatten. Derart lange Schlangen seien Zeichen dafür gewesen, dass es eine Lieferung von Orangen oder Bananen gab.

Insbesondere in der Jugendkultur gab es Gruppen, wie etwa Punker oder Fußballhooligans. „Hooligans hat man sie nicht genannt, sondern Rowdies.“ Die Punker wurden vom Staat kritisch beäugt. Der Fotograf Hauswald hat DDR-Punker in einer ganzen Reihe von Fotos eingefangen und ihnen damit ein fotografisches Denkmal gesetzt.

In der Fotoausstellung spielt auch die oppositionelle Bewegung in den Kirchen eine Rolle, etwa durch die sogenannte unabhängige Friedensbewegung. Auch Bilder aus der Zeit nach dem Mauerfall sind in der Fotoausstellung zu sehen. Etwa von sogenannten Mauerspechten. „Wer nach dem 9. November 1989 in Berlin war, griff sich eine Hacke und schlug sich Brocken aus der Berliner Mauer heraus.“

Die Tafeln sind im Versammlungsraum des Genthiner Kreismuseums zu sehen. Dieser ist heute, morgen und am Donnerstag von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Am Freitag ist das Museum von 8 bis 12 Uhr und am Sonntag von 14 bis 16 Uhr geöffnet.