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Bibliothek Wiedergeburt des Archivs

Mit einer Archivsatzung hat der Genthiner Rat einen Schlusspunkt unter den Archivumzug in die Bibliothek gesetzt.

Von Simone Pötschke 11.12.2016, 06:00

Genthin l Der Umzug des Archivguts von der Lindenstraße in die Dattelner Straße liegt in den letzten Zügen. Seit Mitte des Jahres rollten Umzugswagen und es musste rangeklotzt werden. Jetzt endlich Aufatmen: „Wir haben die Bestände erfasst und sind im Keller beim Aufstellen des letzten Archivmaterials“, sagte gestern Gabriele Hermann, Leiterin der Stadt- und Kreisbibliothek.

Ab dem 1. Januar wird das Archiv der Stadt auf jeden Fall wieder in vollem Umfang nutzbar sein. Mit einem einstimmigen Stadtratsbeschluss zur Archivsatzung, der am Donnerstagabend gefasst wurde, stehen nun alle Zeichen auf Grün.

Nach wie vor, so Hermann, garantiere auch die neue Archivsatzung, die zum 1. Januar in Kraft tritt, Benutzerfreundlichkeit. Der Nutzer müsse auch nicht wesentlich tiefer in die Tasche greifen als bisher. Geringfügige Abweichungen gebe es lediglich bei der tageweisen Nutzung.

Nutzer werden, um Einsicht in bestimmt Archivalien zu bekommen, einen schriftlichen Antrag an die Stadt oder an die Bibliothek stellen, dann wird entschieden, wie das Material in der Bibliothek zugänglich gemacht wird. „Unsere Mitarbeiter geben die gewünschten Unterlagen heraus und nehmen sie auch wieder zurück. Die Weiterpflege des Archivs gehört nicht zu unseren Aufgaben“, macht Gabriele Hermann klar. Sie sieht in der Unterbringung des Archivs in der Bibliothek eine gute Lösung. Das historische Archiv bliebe somit vor Ort in Genthin verfügbar. Wobei die Verwaltungsvorgänge der Stadt Genthin in das Burger Landkreisarchiv ausgelagert und dort über einen vorgeschriebenen Zeitraum aufbewahrt werden. Das ist bereits seit einigen Jahren Praxis.

Schon seit 2010 gab es Diskussionen im Rathaus um den Fortbestand des historischen Archivs. Als es drohte, aus allen Nähten zu platzen, wurde zunächst eine bauliche Erweiterung in Erwägung gezogen. Doch das Vorhaben scheiterte an der knappen Kasse der Stadt.

Mit dem Verkauf des Hauses in der Lindenstraße im Zuge der Konsolidierungsbemühungen der Stadt, rückte ein Umzug des historischen Archivs immer näher. Zunächst war das Genthiner Kreismuseum im Gespräch, letztlich fiel die Entscheidung jedoch für die Stadt- und Kreisbibliothek.

Das historische Archiv sei, so Professor Michael Scholl, Archivwissenschaftler und in der Kanalstadt lebend, ein „gewachsenes Gedächtnis der Stadt Genthin“. Es beherbergt erlesene Dokumente wie beispielsweise Akten aus der Garnisionszeit Genthins.

Sie geben namentlich darüber Auskunft, wer als Leibkarabinieri gedient hat und über die Lebensumstände ihrer Hinterbliebenen. Die ältesten Urkunden, die im Archiv aufbewahrt werden, stammen aus dem 15. Jahrhundert.

Auch Heimatforscher wie Kurt Ahland haben ihren Nachlass dem Stadtarchiv überlassen. Darüber hinaus sind im Archiv spezielle thematische Sammlungen wie zum Beispiel zum Eisenbahnunglück im Dezember 1939 einsehbar. Dem Archiv zugehörig wird nun auch das Edlef Köppen-Archiv verwaltet.