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Chemiepark Fachkräfte dringend gesucht

Unternehmensvertreter des Chemieparkes Genthin sprechen mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).

Von Mike Fleske 31.07.2018, 01:01

Genthin l „Im Chemiepark Genthin ist fast ein Wunder geschehen“, zeigte sich Ministerpräsident Reiner Haseloff nahezu begeistert. Der Standort habe eine enorme Entwicklung genommen. „Wenn ich auf die Zäsur zurückblicke, die es vor zehn Jahren mit dem Weggang von Henkel gab, hätten wir damals nicht daran gedacht, dass sich der Standort heute so darstellen könnte.“

Im Chemiepark sind derzeit rund 500 Mitarbeiter in elf Unternehmen tätig. Diese haben sich im vergangenen Jahr darauf verständigt, den Standort gemeinsam voranzubringen und streben an, zukünftig in einem Standortbetrieb zusammenzuarbeiten.

Die größten Unternehmen des Industrieparks sind unter anderem Solvay, Sinarmas Cepsa, Chemie Contract Service GmbH (CCS) und die Inprotec AG. Vertreter der großen Unternehmen des Chemieparkes kamen gestern ins Gespräch mit dem Ministerpräsidenten sowie mit CDU-Politikern von Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Eingeladen hatte der Landtagsabgeordnete Detlef Radke.

Deutlich wurde, dass der Schuh „Fachkräftemangel“ die Firmen deutlich drückt. „Wir werden in den kommenden Monaten deutlich in weitere Anlagen investieren, das Geld dafür ist da, einziges Problem ist, dass wir keine Mitarbeiter finden, die die Anlagen bedienen“, erläuterte etwa Pierre Schwerdtfeger von der Firma Inprotec. Für jede neue Anlage könnten 20 bis 30 Mitarbeiter gebraucht werden, das Unternehmen plant sogar, seine Mitarbeiterzahl von derzeit 60 auf 130 zu erhöhen. Allerdings könnten sowohl hoch dotierte Führungspositionen als auch Ausbildungsplätze nur schwer besetzt werden.

„Gibt es denn eine Kooperation mit Schulen?“, wollte der Bundestagsabgeordnete Manfred Behrens wissen. „Damit haben wir Anfang Mai begonnen“, antwortete Thomas Gillmann von der Firma Solvay. Es seien 30 Schüler im Industriepark gewesen. Der Ministerpräsident schlug vor, stärker für die Ausbildung im Chemiebereich im Gymnasium zu werben. Auch eine Rückkehrer-Kampagne könne wirkungsvoll sein. Kommune, Landkreis und Arbeitsagentur könnten gemeinsam um Familien werben, die ihre Wurzeln im Jerichower Land haben und aus beruflichen Gründen woanders leben.

Auf Interesse stieß ein solches Projekt bei Bürgermeister Matthias Günther (parteilos): „Wenn ich in Richtung Berlin schaue, sehe ich vorhandenes Potenzial für den ländlichen Raum, wenn wir gesicherte Arbeitsplätze anbieten.“ Eine Stoßrichtung, die auch der Beigeordnete des Landkreises, Thomas Barz, einschlug: „Im Jerichower Land ist es tatsächlich schwierig, um Fachkräfte zu werben, es sind fast keine da.“ Ein Rückkehrer-Programm sei gut, „aber große Schlagzahlen sind dabei nicht zu erwarten“, dämpfte Barz die Erwartungen.

Ein weiteres Thema, das den Unternehmern unter den Nägeln brannte, waren die ungelösten Fragen zur Versorgungsinfrastruktur. Immer noch muss dafür mit der Gemini Holding verhandelt werden, die in verschiedenen Bereichen noch Vertragspartner ist.

Allerdings konnte Lars Bonitz vom Standortbetreiber QSG (Qualifizierungs- und Strukturförderungsgesellschaft) ein wenig Entwarnung geben. „In den kommenden vier Wochen werden neue Verträge geschlossen und Verantwortlichkeiten neu geregelt.“

Dafür wurde die Industriepark Genthin GmbH aus den Reihen der Unternehmer gegründet, die dann mit der Verwaltung der Versorgungsmedien betraut sein wird. Damit soll eine unsichere Versorgung wie nach der Insolvenz des damaligen Waschmittelwerkbetreibers Hansa Group 2014 künftig vermieden werden.

Eine gute Nachricht gab es vom im Chemiepark ansässigen Kläranlagenbetreiber ReFood. Dort soll im kommenden Jahr investiert werden. Durch den geschlossenen Vertrag mit dem Zweckverband habe man bis 2026 eine Betriebssicherheit. Auch in die Bioabfallanlage sollen bis 2021 mehrere Millionen Euro investiert werden.