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Genthiner Blasorchester feiert 50-jähriges Bestehen / Der Satz, der den Grundstein legte: "Du hast ordentlich Strahl"

Von Kristin Schulze 25.06.2011, 04:30

Wenn das Genthiner Blasorchester loslegt, ist Gänsehaut vorprogrammiert. Und das schon fast ein halbes Jahrhundert lang. Am 10. und 11. September feiert der Verein sein 50-jähriges Bestehen. In unserer dreiteiligen Serie widmen wir uns diesem Stückchen Genthiner Musikkultur. Im heutigen zweiten Teil erinnert sich Gründungsmitglied Gerhard Zenkner, wie alles begann:

Genthin. Dienstagabend, 20 Uhr: Gerhard Zenkner baut seinen Notenständer auf und poliert seine Tuba. Probe. Wie jeden Dienstag im Genthiner Stadtkulturhaus. In seinemNotenbuch haben sich unzählige Stücke angesammelt. Bis in den August 1961 reicht die Geschichte des Orchesters zurück.

"Ein Freund von mir arbeitete als Sattler und hatte den Auftrag einen Bezug für einen Trompetenkasten anzufertigen", erzählt er.

In dem Kasten war natürlich auch die Trompete. "Die habe ich einfach mal ausprobiert." Und weil Gerhard Zenkner schon im Fanfarenzug geblasen hatte, klappte das auf Anhieb richtig gut. An die Worte des Sattlers erinnert er sich noch genau: "Du hast aber ordentlich Strahl." Unter Trompetern heißt das soviel wie: Du entlockst deinem Instrument ja ganz ordentliche Töne.

Diese Episode gilt als Geburtsstunde des Genthiner Blasorchesters.

Zenkner arbeitete zu dieser Zeit in der Zuckerfabrik, zusammen mit seinem inzwischen verstorbenen Kollegen Max Sigismund gelang es ihm, 25 Leute zusammenzutrommeln, die mitmachen wollten. "Max hat dann sogar die Betriebsleitung von der Idee überzeugt." Erster Kapellmeister wurde Erich Stüwe. "Bei den ersten Proben ging es lustig zu", erzählt Zenkner. "Wir hatten keine Instrumente, so übten wir singen und im Rhythmus zu klatschen." Die Instrumente kamen später hinzu. Zenkner spielte zuerst die Trompete, dann Posaune und heute die Tuba. "Die Oma", wie er sie liebevoll nennt.

Auch als die Instrumente da waren, brachte das Zuhören laut Zenkner noch kein wirkliches Hörvergnügen.

"Gerade mal einer von uns hatte schon mal auf einer Trompete geblasen, wir waren alles Laien - so haben wir auch geklungen." Doch die Truppe einte der Spaß am gemeinsamen Musizieren.

Am 1. Mai 1962 hatten wir in der Zuckerfabrik unseren ersten Auftritt. "Da gab es viel Lob, das war toll."

Doch auch die erste Krise ließ nicht lange auf sich warten: Nach dem Tod von Erich Stüwe wurde Otto Arndt 1963 neuer musikalischer Leiter. Der formte eine Gruppe, die fest zusammenhielt. Sein Tod 1976 veranlasste viele zum Aufhören. "Wir waren kurz vorm Krachen", sagt Gerhard Zenkner. "Unsere Truppe war nicht mehr spielfähig." Durch den Einsatz von Irmgard Spindler gelang eine Fusion mit dem Demsiner Or chester, die auch kurz vor der Auflösung standen. Die musikalische Leitung übernahm Hans Rosolsky. "Der war streng", erinnert sich der heutige Vorsitzende Gunnar Köppen. "Das gab Prügel ohne Ende", wird Gerhard Zenkner schmunzelnd deutlicher. "Aber musikalisch sind wir mit ihm viel, viel besser geworden", setzt er hinzu. Die Disziplin zahlte sich aus. Aus der Gruppe war innerhalb weniger Jahre ein vielseitig einsetzbares Blasorchester geworden.

Auch die Zusammenarbeit mit dem CCW (Carnevalclub des Waschmittelwerks) wurde fester Bestandteil des Programms. Heute ist das Orchester aus der Genthiner Kulturlandschaft nicht wegzudenken und fehlt auf kaum einer Veranstaltung. Am 10. und 11. September wird der Marktplatz ganz im Zeichen des 50. Geburtstages des Orchesters stehen.

Lesen Sie im letzten Teil: 50 Jahre Blasorchester - so wird gefeiert!